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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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verlor die Geduld:
    «Ich kümmere mich nicht um Politik, ich kümmere mich um Krankheiten. Und ich sage Ihnen, daß Sie eine solche Dummheit nicht machen können: Wenn Sie dieses Kind ins Gebirge schicken, ruinieren Sie es.»
    «Ich schicke es, wohin es mir paßt und gefällt: Über meinen Sohn habe ich zu bestimmen!»
    Der Arzt, den die Leute das Doktorchen nannten, war keiner von denen, die sich einschüchtern lassen; er blickte Peppone in die Augen und erklärte laut und mit fester Stimme:
    «Ihre Parteiangelegenheiten sind für mein berufliches Gewissen uninteressant. Ich werde meine Pflicht bis zum Äußersten tun.»
    «Tun Sie, was Sie nicht lassen können!» schrie Peppone wütend. «Zeigen Sie mich doch bei der UNO an!»
    Der kleine Doktor wandte sich nicht an die UNO, er klopfte an eine sehr viel nähere Tür. Und als er vor Peppones Frau stand, kam er sofort auf den Kern der Sache zu sprechen:
    «Ich habe Ihren Jungen untersucht! Er muß ans Meer, und zwar schnell! Wenn Sie ihn statt ans Meer ins Gebirge schicken, werden Sie ihn völlig ruinieren. Dann ist es besser, ihn hier zu lassen.»
    Die Frau sah ihn voller Mißtrauen an:
    «In solchen Angelegenheiten entscheidet mein Mann. Erzählen Sie das ihm.»
    «Ich habe es ihm bereits erklärt, und er hat mir zur Antwort gegeben, daß er das Kind ins Gebirge schicken werde, weil er über seinen Sohn zu bestimmen habe. Da aber das Kind nicht nur einen Vater, sondern auch eine Mutter hat, habe ich Ihnen die Sache erklärt, wie es meine Pflicht war. Wenn sich also der Zustand des Jungen verschlechtert oder wenn er gar stirbt, tragen Sie beide dafür die Verantwortung.»
    Peppones Frau fing an zu brüllen:
    «Die Verantwortung trägt diese widerwärtige, ungerechte Welt! Selbst wenn wir ihn ans Meer schicken wollten - wie denn?»
    «Indem Sie ihn für die Ferienkolonie am Meer anmelden», gab der kleine Doktor zurück. «Ich habe Don Camillo den Fall bereits dargelegt, und er ist ohne weiteres bereit, den Jungen mitzunehmen.»
    Die Frau knallte dem kleinen Doktor die Tür vor der Nase zu, worauf dieser aber gefaßt war, sogar auf Schlimmeres, und er machte sich weiter nichts daraus.
    «Wenn ihr statt eines Backsteins auch nur einen Funken Gewissen im Leib habt, bekommt der Junge die Behandlung, die er braucht», brummte der kleine Doktor in sich hinein.
    Zum Glück hatten weder Peppone noch seine Frau einen Backstein im Leib. Peppone sucht noch am selben Abend Don Camillo im Pfarrhaus auf.
    «Ich möchte bloß wissen, welchen Unsinn Euch dieses unglückselige Doktorchen erzählt hat», sagte Peppone mit drohender Stimme, kaum daß er vor Don Camillo stand.
    «Er hat mir erzählt, daß dein Sohn unbedingt ans Meer muß», antwortete Don Camillo ruhig. «Wenn das Unsinn ist, bedeutet es, daß der kleine Doktor verrückt geworden ist, oder aber, daß du verrückt geworden bist.»
    Peppone lachte bitter:
    «Ich stecke bis über die Ohren in Schwierigkeiten ...»
    «Das weiß ich.»
    «Der Junge muß ans Meer, während die Partei eine Ferienkolonie im Gebirge macht ...»
    «Das weiß ich.»
    «Und der Unterzeichnete ist gezwungen, seine Wahl zu treffen: entweder den Sohn zu verraten oder die Partei ...»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Natürlich wißt Ihr das: darum habt Ihr dem Doktor gesagt, daß Ihr meinen Sohn zusammen mit den Euren akzeptiert!»
    «Nein, Genosse Bürgermeister: Solche Gemeinheiten mache ich nicht. Mich interessiert, daß dein Sohn gesund wird. Die Gesundheit deiner Partei interessiert mich nicht.»
    Peppone betrachtete ihn mit unaussprechlicher Geringschätzung:
    «Heuchler!» schrie er. «Wenn ich meinen kleinen Jungen mit den Jungen Eurer Ferienkolonie gehen lasse, wißt Ihr sehr wohl, was für ein großer Wurf das für Eure Propaganda sein wird! Ihr wißt sehr wohl, was die Leute dann sagen werden!»
    Don Camillo riß verwundert die Augen auf:
    «Die Leute? Und was können sie schon sagen? Ich stecke ihn übrigens gar nicht in meine Ferienkolonie, deinen Sohn. Er wird sich drei Kilometer von unserem Strand entfernt bei den Kindern einer piemontesischen Gemeinde aufhalten. Dein Sohn wird dorthin fahren, bevor unsere Kinder abreisen. Meinst du denn, ein so großes, unförmiges Untier wie ich, ein so schlimmer Kerl, der mit einer einzigen Ohrfeige dir und jenem Unseligen, der dir beigebracht hat, den Hut auf dem Kopf zu behalten, wenn du in einem fremden Haus bist, das Fell gerben könnte, meinst du wirklich, ein solcher Kerl stelle politische

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