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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Beleidigungen, Hochwürden!»
    «Wenn ich dich noch vor einem Monat Berija genannt hätte, wärest du stolz darauf gewesen! Oh, Vergänglichkeit der sowjetischen Angelegenheiten!»

    Peppones Sohn reiste am darauffolgenden Tage ab. Seine Mutter begleitete ihn, und als sie zurückgekehrt war, wollte Peppone alles wissen.
    «Wer hat dich empfangen?»
    «Eine Krankenschwester und ein Arzt. Sie haben den Jungen untersucht. Sie haben gesagt, man müsse ihn sofort ans Meer schicken und ihm eine besondere Verpflegung geben.»
    «Haben sie dir Fragen gestellt?»
    «Sie haben alles über den Jungen wissen wollen.»
    «Und über mich?»
    Die Frau zuckte die Achseln.
    «Sie haben nicht einmal gefragt, ob er einen Vater hat. Das sind anständige Leute, die sich für die Gesundheit der Kinder interessieren und für nichts weiter.»
    «Anständig offenbar», gab Peppone zu. «Weinte der Junge, als du ihn allein gelassen hast?»
    «Keine Rede davon! Sie verstehen es außerordentlich gut, mit Kindern umzugehen. Und in dem Heim gibt es einen Hof mit einem Karussell, Tretautos und so weiter. Er hat nicht mal gemerkt, daß ich weggegangen bin.»
    «Karussells, Autos und so weiter», brummte Peppone wütend. «Damit streuen sie dem Proletariat Sand in die Augen.»

    Es vergingen ein paar Tage, dann traf der erste Brief ein.
    «Sehr geehrter Herr,
    Ihrem Sohn geht es gut. Das Meer schadet ihm nicht. Das ist schon etwas. Hoffen wir, daß es ihm hilft.
    Wir verhalten uns in allem und mit allem nach Ihren besonderen Wünschen. Bis heute ist alles bestens gegangen. Das Kind schläft im Zimmer der diensttuenden Aufseherin, die keine Schwester, sondern eine normale Angestellte ist, und so entgeht er den Morgen- und Abendgebeten und der Heiligen Messe.
    Während der Andachtstunden und dergleichen geht er in Begleitung einer Aufseherin draußen spazieren. Wir lassen ihn einen Augenblick später zu den Mahlzeiten kommen, so kommt er um das Gebet und das Bekreuzigen herum.
    Nun gibt es aber doch eine kleine Unannehmlichkeit zu berichten: wir haben immer vermieden, daß der Junge an der morgendlichen und abendlichen Zeremonie des Aufziehens und Einholens der Fahne teilnimmt, weil wir uns gesagt haben, daß es sich nicht um eine internationale Fahne, sondern um die normale, dreifarbige Landesfahne handelt. Der Kleine hat das aber gemerkt, weil er aus dem Fenster geblickt hat, und verlangt, an der Zeremonie teilnehmen zu dürfen.
    Da der Kleine, der übrigens für seine sieben Jahre sehr lebhaft und aufgeweckt ist, versichert hat: < Wenn ihr mich nicht zusammen mit den anderen die Fahne sehen laßt, schreibe ich meinem Papa, der Bürgermeister ist, und er schlägt euch allen mit einem Faustschlag die Köpfe ein>, wäre es uns lieb, wenn Sie uns sagten, wie wir uns in dieser Angelegenheit verhalten sollen.
    Hochachtungsvoll
    Schwester Filomena. »
    Peppone sah seine Frau an.
    «Du bist närrisch, ich bin es nicht. Diese verflixte Schwester spielt die Geistreiche, aber wenn sie glaubt, den Typ gefunden zu haben, der sich zum besten halten läßt, täuscht sie sich.»
    Er nahm ein Blatt Papier und schrieb die Antwort:
    «Sehr geehrte Frau Leiterin,
    es freut mich, daß es meinem Sohn gut geht. Ich beehre mich, Ihnen zur Kenntnis zu bringen, daß er als italienischer Staatsbürger das Recht und die Pflicht hat, die Fahne des Vaterlandes zu grüßen. Wohingegen die Ungehörigkeit dieses Sohnes bestraft werden muß, weil nämlich sein Vater niemandem mit einem Faustschlag den Kopf einschlägt, sondern die Hände zu ehrlicher Arbeit benutzt. »
    Der zweite Brief vom Meer traf eine Woche später ein, zusammen mit einem Blatt mit dem Bericht des Arztes.
    «Sehr geehrter Herr,
    ich danke Ihnen für Ihre freundliche Antwort. Wir haben uns nach Ihren Wünschen gerichtet. Wie Sie aus dem beigefügten ärztlichen Bericht ersehen werden, sind die Fortschritte Ihres Kleinen beträchtlich.
    Hingegen sorgen wir uns wegen seiner unbesonnenen Unterfangen: Heute morgen, während der Zeremonie des Fahnenhissens, sprang die Schnur aus der Rille der Zugfolie, die oben auf der hohen Stange angebracht ist, und verwickelte sich. Während wir uns überlegten, wie wir das in Ordnung bringen könnten, nutzte Ihr Kleiner die Verwirrung aus, um wie ein Eichhörnchen bis ganz hinauf zu klettern.
    Wir alle haben schreckliche Angst ausgestanden und würden es begrüßen, wenn Sie Ihrem Sohn schreiben würden, er sollte nie mehr solche unvorsichtigen Dinge tun.
    Ihren Wünschen

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