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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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entsprechend haben wir ihm am Freitag Fleisch statt Fisch gegeben: Jetzt verlangt er, wie die anderen behandelt zu werden, weil er Fisch sehr gern hat. Wir erwarten Ihren geschätzten Bescheid, um die Sache nach Ihren Wünschen regeln zu können. Hochachtungsvoll
    Schwester Filomena. »
    Peppone las den Brief vor, und die Frau geriet sofort außer sich:
    «So ein Lausbub, der blamiert uns ja gehörig!»
    «Im Gegenteil, der macht uns Ehre!» brüllte Peppone. «Du wirst nie etwas begreifen!»
    Peppones Antwort war kurz und energisch:
    «Frau Leiterin,
    wenn jemand etwas zum Ansehen der Fahne des Vaterlandes beiträgt, so begeht er keine Unvorsichtigkeit. Machen Sie sich keine Sorgen: Als ich so alt war wie er, kletterte ich auf die Telegrafenmasten, und wenn ich oben angekommen war, machte ich die Fahne.
    Im übrigen vergessen Sie nicht, daß die Bottazzis ein dickes Fell haben.
    Was den Fisch am Freitag betrifft, so handelt es sich nicht um politische Propaganda, und er kann ihn essen. Hochachtungsvoll. »
    Dann kam der dritte Brief:
    «Sehr geehrter Herr,
    der ärztliche Bericht wird Ihnen sagen, daß es Ihrem Sohn körperlich von Tag zu Tag besser geht. Geistig hingegen macht er uns einiges Kopfzerbrechen: Er ist ein Junge, der sehr wenig redet, und anfangs glaubten wir, daß seine Schweigsamkeit der Schüchternheit zuzuschreiben sei. Wir haben jedoch festgestellt, daß er, der sich nach außen hin grob und mitunter auch gewalttätig und damit scheinbar oberflächlich und ungeschlacht gibt, eine freundliche Seele verbirgt und zum Nachdenken neigt.
    Er stellt uns von Zeit zu Zeit höchst heikle Fragen, denen wir ängstlich auszuweichen versuchen. Noch vor einer halben Stunde zum Beispiel fragte er mich:
    Ich erklärte ihm, daß die Rundheit der Erde dies bewirke. Und er:
    
    
    Wie Sie verstehen werden, ist es nicht einfach, sich herauszureden, wenn man nicht, wie bei den anderen Kindern, den Schöpfer in Erscheinung treten lassen darf. Ich habe die Angelegenheit in der Schwebe gelassen: Muß ich zur Antwort geben, daß an der Spitze des Universums Stalin ist, oder muß ich ganz allgemein von der Partei sprechen?
    Hochachtungsvoll
    Schwester Filomena.»
    Peppone ballte die Fäuste.
    «Hol ein Blatt Papier und schreib, was ich dir diktiere. Und mach ja keine Geschichten!» brüllte er seine Frau wütend an. Los:
    «Sehr geehrte Leiterin,
    ich richte dieses Schreiben an Sie, um Ihnen zu sagen, daß mein Mann Sonntag morgen kommen wird, um den Jungen abzuholen.
    Hochachtungsvoll. »
    «Schick das per Eilboten.»
    Die Frau versuchte zu protestieren, doch Peppone schnitt ihr das Wort ab:
    «Wenn die dort es nicht weiß, werde ich es ihr erklären. Wenn ich auch ein Proletarier bin, so habe ich doch meine Würde, mehr noch als die anderen. Ich lasse nicht zu, daß sie sich über mich lustig machen. Wenn sie sich auf meine Kosten amüsieren wollen, täuschen sie sich.»
    Es war nichts zu machen: Peppone fuhr am Samstagabend los, und nach einer greulichen Reise stand er schließlich an einem kleinen, blumengeschmückten Bahnhof.
    Es war sieben Uhr morgens, und er war zufrieden, als man ihm sagte, daß er bis zur Ferienkolonie drei Viertelstunden zu gehen habe.
    Die Wut, die sich durch die beschwerliche Reise noch gesteigert hatte, ließ Peppone die Strecke im Laufschritt zurücklegen, und er schaffte sie in einer halben Stunde.
    Er sah das Gebäude mitten im Grünen am Ende eines Gartenweges und setzte sich auf eine kleine Bank. Es war noch keine schickliche Zeit.
    «Gleich werde ich dieser Pfäffin etwas erzählen!» dachte er.
    Er kam aber nicht einmal dazu, zweimal ordentlich Luft zu schnappen, denn er vernahm eine leise Stimme:
    «Herr Bottazzi?»
    Er sprang auf und stand vor einer winzig kleinen Schwester, die dünn und schmächtig wie ein kleines Mädchen war.
    Sie war noch jung, und ihr Gesicht war sanft und fein.
    «Ich bin Schwester Filomena», sagte sie. «Ich warte schon eine Zeitlang auf Sie. Ich habe Ihren Eilbrief bekommen.»
    Peppone war voller Zorn, aber wie machte man das, einem so winzigen Dingelchen die Meinung zu sagen, das mit einer so leisen und zarten Stimme sprach?
    «Ich bin gekommen, um den Jungen abzuholen», brummte Peppone mit gesenktem Kopf.
    «Warum? Warum ihm

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