... und dann bist du tot
Schwartz
sprachloser als alle anderen gewesen und als hätte ihm die Verantwortung am meisten zugesetzt, doch sogar seine angeblichen Schuldgefühle waren eine unglaublich gut inszenierte Vorführung.
»Mensch und Metall«, murmelte Schwartz.
Hagen musterte ihn bestürzt. Er schlief noch immer und träumte. Seine Augenlider zuckten, und sein Mund war verzerrt, als habe er Schmerzen.
»Mr. Schwartz.«
Schwartz schlief weiter.
»Mr. Schwartz«, sagte Hagen noch einmal etwas lauter.
»Mensch und Metall.« Schwartz’ schläfrige Stimme war schleppend wie die eines Betrunkenen.
»Mr. Schwartz .«
Schwartz öffnete die Augen und starrte Hagen an.
»Hallo, Mr. Schwartz.«
»Sie?« Schwartz Pupillen waren geweitet.
»Ja, ich bin es«, sagte Hagen freundlich. »Ich bin gekommen, um Sie zu besuchen und mit Ihnen zu sprechen. Ich möchte Sie um Ihre Hilfe bitten.«
»Hilfe?«
Hagen war unsicher, ob er spöttisch oder mit Bedacht misstrauisch klang. Er ging näher ans Bett heran.
»Gehen Sie weg.«
Er hatte Angst. Daran bestand kein Zweifel.
»Mr. Schwartz«, sagte Hagen beschwichtigend. »Wir kennen nun alle die Wahrheit, und ich glaube, ich kann vielleicht allmählich verstehen, warum Sie das getan haben. Aber jetzt ist es vorbei, und dies ist Ihre Chance, alles in Ordnung zu bringen ...«
»Gehen Sie weg.« Die Pupillen waren so schwarz und vor Angst so geweitet, dass die Iris kaum noch zu erkennen war. »Gehen Sie weg von mir.« »Denken Sie doch an all die gute Arbeit, die großartige Arbeit, die Sie die ganzen Jahre geleistet haben«, beharrte Hagen. »Sie wollen doch nicht ernsthaft, dass man sich nur wegen dieser leidigen Sache an Sie erinnert, Fred Schwartz.«
»Ich heiße nicht Fred.«
Hagen starrte ihn an. Der Mann schien entsetzliche Angst zu haben, und vielleicht war er auch in einer Art Delirium, aber trotz der Angst, trotz der noch immer schleppenden Stimme schaute Schwartz ihm genau ins Gesicht. Hagen spürte, dass das Entsetzen und der Hass in diesem Blick ihm galten.
Hagens Stimme war noch immer freundlich. »Was meinen Sie damit, Mr. Schwartz?«
»Das wissen Sie ganz genau.«
»Nein, ich weiß es nicht. Warum sagen Sie es mir nicht?«
»Sie wissen, wer ich bin, und ich weiß, wer Sie sind.«
Hagen spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte.
»Wer bin ich, Mr. Schwartz?«
»Sie sind Hagen.« Er sprach den Namen seltsam gedehnt aus.
»Und Sie?« Hagens Stimme war sehr leise. »Wer sind Sie?«
Schwartz fokussierte seinen Blick ein wenig. Seine erschlafften Gesichtsmuskeln spannten sich, und er nahm eine hochmütige Miene an.
»Ich bin Siegfried«, antwortete Schwartz, »und ich weiß, warum Sie hier sind.«
»Warum bin ich hier, Siegfried?«
»Um mich zu töten.« Schwartz schien seine ganze Kraft zusammenzunehmen. »Aber ich werde gegen Sie kämpfen, Hagen - bis zum bitteren Ende.«
Mr. Hagen war äußerst bestürzt. Und dann begriff er plötzlich, dass Frederick Schwartz ohne Zweifel den Verstand verloren hatte. Ob er nun vor zehn Jahren, als er bei Hagen-Schrittmacher eingestellt worden war, bei gesundem Verstand gewesen war oder nicht, jetzt war er auf jeden Fall nicht mehr recht bei Sinnen.
»Es geht ihm schlechter«, sagte Hagen in Morrisseys Büro zu Joe.
»Was ist passiert?«
»Er war nicht ganz bei sich, als ich sein Zimmer betrat, und sprach im Schlaf. Mensch und Metall. Immer wieder sagte er diese Worte. Mensch und Metall. Und als ich ihn weckte und er mich anschaute, traten seine Augen fast aus dem Kopf, und er sagte zu mir, ich solle Weggehen. Dieser Mann hatte Angst, schreckliche Angst.«
»Das ist sicher die Auswirkung der Hitze und seines schlechten Zustandes«, meinte Morrissey.
»Nein.« Hagen war anderer Meinung. »Oh, ich will nicht behaupten, er habe sein inneres Gleichgewicht nicht verloren, aber ich sage Ihnen, dass er Angst vor mir hatte.« Er schüttelte den Kopf. »Glauben Sie mir oder nicht, aber ich vermute, dass das alles mit der Oper zu tun hat.«
»Oper?«, erkundigte sich Morrissey.
»Fahren Sie fort«, befahl Joe in scharfem Ton.
Morrissey saß hinter seinem Schreibtisch, während Joe auf und ab ging. Hagen setzte sich auf einen der Besucherstühle, die dem Arzt gegenüberstanden.
»Kennt einer von Ihnen die Werke von Richard Wagner?«
»Schon, aber nicht in allen Einzelheiten«, erwiderte Morrissey.
»Lieutenant?«
Joe erinnerte sich an Cynthia Alesso, Hagens Sekretärin, die ihm und Lipman an ihrem ersten Morgen bei
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