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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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waren rote Flecke von der Hitze. Seine Oberlippe war mit Schweiß bedeckt, und seine Augen sahen aus, als litte er. Er atmete schwer.
    »Bitte«, bat Lally noch einmal.
    Schwartz’ Augen flackerten.
    »Ich glaube, Sie brauchen noch immer meine Hilfe, Lieutenant Duval«, sagte er, während er Lally ins Gesicht schaute.
    »Das ist richtig.«
    »Dann lassen Sie uns bitte allein.«
    Joe schaute Schwartz ungerührt an.
    »Ich stehe direkt vor der Tür.«
    Lally brauchte ein paar Minuten, um sich zu beruhigen. Als sie sich im Zimmer umschaute, fiel ihr auf, dass sich dieses Zimmer durch seine maskuline Note von ihrem Zimmer auf der nächsten Etage mit den femininen Pastelltönen unterschied. Sie sah die dunklen Holzmöbel, die durch den cremefarbenen Anstrich der Wände und die beigen Vorhänge weniger streng wirkten, und den Turner-Druck auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes. Dann ließ sie ihren Blick über die Oberflächen und Stoffe gleiten, als habe sie das Gefühl, sie müsse sich erden, bevor sie etwas berührte, das ihr einen Elektroschock verpassen könnte. Und dann zwang sie sich, Schwartz ins Gesicht zu sehen.
    »Es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Vielleicht.«
    »Für keinen von uns.« Sie holte tief Luft. »Ich bin nicht nur meinetwegen gekommen.«
    »Oh, ich bin sicher, dass Sie leben möchten.«
    »Natürlich will ich das, aber ich möchte, dass diese anderen Menschen die gleiche Chance bekommen.«
    »Warum sollten Sie das nicht wollen?«, fragte Schwartz in abweisendem, spöttischem Ton.
    Die Hitze in dem Raum machte es Lally schwer, normal zu atmen, aber sie wusste, dass sie ihr Unbehagen vor ihm verbergen musste.
    »Man sagte mir, was mit Ihrer Mutter passiert ist. Es muss fürchterlich für Sie gewesen sein.«
    »Fürchterlich ist das passende Wort.«
    Lally schluckte. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass Ihre Mutter wollte, dass unschuldige Menschen leiden.«
    »Das können Sie nicht glauben?«
    »Nein.«
    »Ich versichere Ihnen, dass meine Mutter von mir erwartet hätte, ihren Tod zu rächen.«
    »Und das haben Sie getan. Vier Menschen sind schon tot. Reicht das nicht?«
    »Es ist sehr heiß hier. Finden Sie es nicht auch heiß?«
    »Nein, nicht sonderlich.«
    »Sie sehen aus, als sei Ihnen warm.«
    »Vielleicht ist mir etwas unbehaglich zumute, weil ich bei Ihnen bin.«
    Das EKG-Gerät piepste kurz unregelmäßig und machte Lally nervös. Für Schwartz schien es noch anstrengender zu sein, normal zu atmen. Er keuchte lauter. Dr. Morrissey hatte ihr gesagt, dass die Überhitzung ihm nicht schaden würde, aber das konnte Lally kaum glauben. Sie spürte, dass sich auf ihrem Rücken Schweiß bildete, und sie wusste, dass ihre Wangen ebenfalls gerötet waren.
    »Haben Sie sonst noch etwas zu sagen?«, fragte Schwartz.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte Sie nur bitten, mir zu helfen und sich selbst helfen zu lassen. Sagen Sie dem Lieutenant, welche Aufzeichnung die richtige ist. Und willigen Sie ein, dass man Ihnen die Behandlung zukommen lässt, die Sie brauchen.«
    »Von der die Arzte behaupten, dass ich sie brauche.«
    »Ich glaube ihnen.«
    »Das ist Ihr gutes Recht.«
    »Man würde Sie nicht belügen - nicht in einer solchen Angelegenheit.«
    »Meine Mutter wurde auch belogen.«
    Einen Augenblick umklammerte Lally mit ihren Händen die Armlehnen des Rollstuhls. »Ich bin Tänzerin, wissen Sie. Ich gebe Kindern Ballettunterricht, und ich backe für ein Cafe in einem Dorf in Neuengland ... Ich bin nicht verheiratet, und ich habe keine Kinder, aber ich hoffe, dass ich eines Tages welche haben werde. Und ich liebe mein Leben.«
    Schwartz’ Lächeln war kalt. »Was für ein glückliches Mädchen Sie waren.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Aber Sie möchten noch mehr?«
    »Ja«, sagte Lally noch einmal. »Und alle anderen Menschen auch.«
    Schwartz schwieg und sah sie nur an. Auch Lally schaute in sein Gesicht und seine Augen, in denen sich jetzt kein Schmerz mehr spiegelte. Sie glaubte ganz im Gegenteil eine Art Freude zu entdecken. Sein kalter, ungerührter Blick lag auf ihr, und Lally begriff mit einem erneuten
    Schock, dass er sie auf eine Weise ansah, wie ein Biologe vielleicht seine bevorzugten Exemplare musterte, bevor er sie zerlegte.
    »Sie werden mir nicht helfen, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    »Ich glaube nicht.«
    Und Lally wusste jetzt, dass Joe Recht gehabt hatte und Frederick Schwartz ihr Schicksal völlig gleichgültig war. Die Todesfälle, die sich ereignet hatten, lösten

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