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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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auch nur bewusst ist. Und von jedem Gerät wurde erwartet, dass es mehr als dreihundertfünfzig Millionen Herzschläge während seiner Laufzeit lieferte. Mindestens dreihundertfünfzigtausend Herzschrittmacher wurden jedes Jahr implantiert, und seit der Gründung von Hagen-Schrittmacher Mitte der Siebziger hatte sich das Unternehmen durch kontinuierliche und gewissenhafte Arbeit einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtproduktion sichern können.
    Die Schrittmacherfabrik war in zwei Hauptbereiche aufgeteilt. Forschung und Weiterentwicklung wurden von Dr. Olivia Ashcroft geleitet und die Produktion von Howard Leary, einem Wissenschaftler, der zuvor zehn Jahre in der Rüstungsindustrie tätig gewesen war. Nachdem Mr. Leary jedoch in das Unternehmen gekommen war, hatte er sich schon bald sehr heimisch gefühlt. Mrs. Ashcroft und Mr. Leary waren dem Unternehmen und seinen Produkten beide treu ergeben, aber mit fünfundvierzig beziehungsweise zweiundfünfzig Jahren waren sich beide darüber bewusst, dass sie praktisch die besten Jahre hinter sich hatten. Der Höhepunkt einer Karriere im Elektronikbereich war heute viel schneller erreicht als in fast allen anderen Berufen. Aufgrund der schnellen Weiterentwicklung musste so viel neues Wissen aufgenommen werden, dass ein Ingenieur, der drei Jahre aus dem Beruf aussteigen würde, danach kaum noch eingesetzt werden könnte. Es gab nichts, was Ashcroft und Leary nicht über Schrittmacher wussten, doch für den wichtigsten Bereich - die Qualität - war Fred Schwartz verantwortlich, der Leiter der Qualitätssicherung. Schwartz lebte und starb für seine Arbeit. Jeder, der ihm unterstellt war, erhielt eine so gründliche Ausbildung, dass sich das Unternehmen hundertprozentig auf die Qualitätskontrolle verlassen konnte. Niemand hatte jedoch ein schärferes Auge und einen schärfer entwickelten Instinkt für den geringsten Defekt als Schwartz selbst.
    Und im Moment brauchten sie ihn mehr denn je.
    Um sechs Uhr morgens versammelten sie sich im Büro des Präsidenten. Die Fabrik lag noch verschlafen da, und in Mr. Hagens Büro herrschte eine angespannte Atmosphäre. Es war ein kühler, rechteckiger Raum, der in krassen Schwarz- und Weißtönen dekoriert und eingerichtet war. An den Wänden hingen Schwarzweißfotos, größtenteils naturgetreue Landschaftsaufnahmen, und eine eingebaute Hi-Fi-Anlage mit vier Lautsprechern bildete den Mittelpunkt.
    Hagen hatte Ashcroft, Leary und Schwartz sofort zu Hause angerufen, nachdem er vom Sicherheitsdienst über die beiden Faxe von der Bostoner und Chicagoer Polizei informiert worden war. Ashcroft und Leary waren benommen und struppig aus ihren Betten gekrochen. Schwartz hingegen, der stolz darauf war, mit weniger Schlaf als die meisten anderen Menschen auszukommen, hatte zu dem Zeitpunkt schon seinen Anzug an. Nachdem Hagen ihnen mitgeteilt hatte, was passiert war, standen alle unter Schock. In absehbarer Zeit würde garantiert keiner von ihnen zur Ruhe kommen.
    »Ist das wirklich wahr?«, fragte Schwartz den Präsidenten.
    »Ich fürchte, ja.«
    Weder Ashcroft noch Leary sagten etwas.
    »Ein Toter in Boston am letzten Samstag und ein zweiter am Mittwochmorgen hier in Chicago.« Al Hagen schaute sie alle mit seinen hellblauen, durchdringenden Augen an. Er wurde von seinen Angestellten in der Regel als wohlwollender Chef betrachtet. Einundfünfzig Jahre alt, ein Meter achtzig groß, mit gebeugten Schultern und grauen, kurz geschnittenen Haaren pflegte er sich mit Fliege, weißen Socken und langen, bunten Wollschals im Winter wie ein alternder Student zu kleiden. Heute sah er alles andere als wohlwollend aus. Er war sprachlos und schaute vorwurfsvoll in die Runde.
    »Wissen wir schon Näheres?« Olivia Ashcroft erholte sich als Erste von dem Schock. Sie war in der Regel elegant gekleidet und selbstsicher, legte dezentes Make-up auf und trug jeden Tag maßgeschneiderte Kostüme. Heute Morgen trug sie blaue Jeans, einen Pullover und einen Anorak, und ihr Haar war zerzaust.
    Hagen reichte die Faxe herum. »Schauen Sie selbst.«
    In der Eile hatte Olivia Ashcroft ihre Brille vergessen. Sie hielt das Blatt in einiger Entfernung, und Howard Leary und Fred Schwartz verrenkten sich die Hälse, um die Faxe lesen zu können.
    »Um Gottes willen.« Howard Leary, der trotz des hektischen Anrufs einen eleganten Anzug trug, war ein rothaariger Mann mit grünen Augen und aufbrausendem Temperament, schlechter Verdauung und gelblicher Gesichtsfarbe. Als er das

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