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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die politische Lage aus.
    Vera Claythorne und Philip Lombard waren auf den höchsten Punkt der Insel, gleich hinter dem Haus, geklettert. Dort hatten sie William Henry Blore entdeckt, der auf das Festland starrte.
    «Kein Motorboot in Sicht», brummte er. «Danach halte ich hier Ausschau.»
    «Devon ist eine verschlafene Gegend», antwortete Vera mit einem Lächeln. «Hier braucht alles seine Zeit.»
    Philip sah in eine andere Richtung aufs Meer hinaus. Plötzlich fragte er:
    «Was halten Sie vom Wetter?»
    Blore schaute in den Himmel. «Scheint ganz in Ordnung.»
    Lombard spitzte die Lippen zu einem Pfiff. «Der Sturm wird losgehen, bevor es Abend ist», sagte er.
    «Also Sturm – wie?», brummte Blore.
    Von unten klang das Dröhnen des Gongs herauf.
    «Frühstück», freute sich Lombard. «Das kann ich gut gebrauchen.»
    Als sie den steilen Abhang hinunterliefen, sagte Blore zu Lombard mit nachdenklicher Stimme: «Wissen Sie, das schafft mich – warum wollte sich dieser junge Kerl umbringen? Ich habe die ganze Nacht drüber gegrübelt.»
    Vera lief ein Stück voraus. Lombard war leicht zurückgefallen.
    «Haben Sie eine andere Theorie?», fragte er Blore.
    «Ich hätte gern Beweise. Vor allem ein Motiv. War ja nicht so, als ob er arm gewesen wär.»
    Emily Brent trat aus der Terrassentür und gesellte sich zu ihnen.
    «Kommt das Boot?», fragte sie.
    «Noch nicht», antwortete Vera.
    Sie gingen hinein zum Frühstück. Auf der Anrichte stand eine große Platte mit Eiern und gebratenem Speck, daneben Tee und Kaffee.
    Rogers hielt für sie die Tür auf, dann schloss er sie von außen.
    «Der Mann sieht heute Morgen krank aus», bemerkte Emily Brent.
    Dr. Armstrong, der nah am Fenster stand, räusperte sich.
    «Sie müssen heute Morgen alle – äh – Pannen entschuldigen», sagte er. «Rogers hat sein Möglichstes getan, allein für das Frühstück zu sorgen, Mrs. Rogers war – äh – war nicht in der Lage, heute Morgen weiterzumachen.»
    «Was ist los mit der Frau?», fragte Emily Brent scharf.
    «Lassen Sie uns mit dem Frühstück anfangen», schlug Dr. Armstrong vor. «Die Eier werden kalt. Danach gibt es ein paar Dinge, die ich gerne mit Ihnen abklären würde.»
    Sie verstanden den Wink. Teller wurden gefüllt, Kaffee und Tee wurde eingeschenkt. Die Mahlzeit begann.
    Gespräche über die Insel waren in gegenseitigem Einverständnis tabu. Sie plauderten locker über aktuelle Ereignisse. Die Nachrichten aus dem Ausland, Ereignisse aus der Welt des Sports, das neuerliche Auftauchen des Ungeheuers von Loch Ness.
    Danach, als die Teller abgeräumt waren, rückte Dr. Armstrong seinen Stuhl ein wenig zurück, räusperte seine Kehle frei und ergriff das Wort.
    «Ich dachte, es wäre das Beste, Sie hätten schon gefrühstückt, bevor ich Ihnen eine traurige Nachricht überbringe. Mrs. Rogers starb im Schlaf.»
    Überraschte und geschockte Ausrufe wurden laut.
    «Wie furchtbar!», rief Vera. «Zwei Tote auf dieser Insel, seitdem wir angekommen sind.»
    Richter Wargrave sagte mit seiner leisen, deutlichen Stimme und mit zusammengezogenen Augenbrauen: «Hm – sehr bemerkenswert – was war die Todesursache?»
    Armstrong zuckte die Schultern. «Schwer zu sagen aus dem Stegreif.»
    «Muss es eine Autopsie geben?»
    «Ich werde auf keinen Fall einen Totenschein ausstellen. Ich weiß ja überhaupt nichts über den Gesundheitszustand der Frau.»
    «Sie schien ziemlich nervös zu sein», erinnerte Vera sich. «Und letzte Nacht hat sie einen Schock erlitten. Es könnte Herzversagen gewesen sein, nehme ich an?»
    «Ihr Herz hörte zweifellos zu schlagen auf», bemerkte Dr. Armstrong trocken, «aber was die Ursache dafür war, das ist die Frage.»
    Ein Wort entfuhr Miss Brent. Es fiel hart und klar in die Zuhörergruppe.
    «Gewissen!», sagte sie.
    Armstrong drehte sich zu ihr um. «Was genau meinen Sie damit, Miss Brent?»
    Emily Brent sprach mit verkniffenem Mund:
    «Sie haben es alle gehört. Sie wurde beschuldigt, gemeinsam mit ihrem Ehemann ihre ehemalige Herrschaft, eine alte Dame, vorsätzlich getötet zu haben.»
    «Und das glauben Sie?»
    «Ich denke, dass die Anschuldigung der Wahrheit entspricht», erwiderte Emily Brent. «Sie haben sie alle gestern Abend gesehen. Sie ist völlig zusammengebrochen und hat das Bewusstsein verloren. Der Schock darüber, dass sie mit ihrer Gottlosigkeit konfrontiert wurde, war zu viel für sie. Sie starb buchstäblich vor Angst.»
    Dr. Armstrong schüttelte zweifelnd den Kopf.
    «Es ist

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