Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
eine mögliche Theorie», gab er zu. «Aber ohne eine genauere Kenntnis ihres Gesundheitszustands lässt sie sich nicht vertreten. Wenn eine Herzschwäche vorhanden war –»
    «Nennen Sie es ein Werk Gottes», sagte Emily Brent ruhig. «Wenn Ihnen das lieber ist.»
    Alle wirkten schockiert.
    «Das treibt die Dinge ein bisschen zu weit, Miss Brent», schimpfte Blore.
    Sie sah ihn mit glänzenden Augen an und reckte das Kinn. «Sie halten es für unmöglich, dass Gottes Zorn eine Sünderin ereilt! Ich nicht!»
    Der Richter strich über sein Kinn. «Meine sehr verehrte Dame», murmelte er mit sanfter Ironie in der Stimme. «Nach meiner Erfahrung mit bösen Taten überlässt die Vorsehung die Arbeit der Überführung und Bestrafung uns Sterblichen – und der Vorgang ist oft genug mit Schwierigkeiten beladen. Es gibt keine Abkürzungen.»
    Emily Brent zuckte mit den Schultern.
    Blore fragte scharf. «Was hat sie gestern Abend gegessen oder getrunken, nachdem sie zu Bett gegangen ist?»
    «Nichts», erwiderte Armstrong.
    «Sie hat nichts zu sich genommen? Keine Tasse Tee? Kein Glas Wasser? Ich wette mit Ihnen, sie hat eine Tasse Tee getrunken. Menschen wie sie tun das.»
    «Rogers versichert mir, dass sie nichts zu sich genommen hat. Überhaupt nichts.»
    «Hm», brummte Blore. «Genau das hätte ich von ihm auch erwartet.»
    Sein Tonfall war so bedeutungsschwer, dass der Arzt ihn musterte.
    «Ist das Ihre Meinung?», fragte Philip Lombard.
    «Und wenn’s so wäre?», polterte Blore los. «Wir haben gestern Abend alle die Anschuldigungen gehört. Vielleicht alles Märchen – reine Fantasieprodukte. Vielleicht aber auch nicht. Stellen Sie sich einen Augenblick vor, sie wären wahr. Rogers und seine Angetraute hätten die alte Dame über den Jordan geschickt. Na, wohin führt uns das? Sie haben sich ganz sicher und glücklich gefühlt, bis –»
    Vera unterbrach ihn mit leiser Stimme: «Nein, ich glaube nicht, dass sich Mrs. Rogers jemals sicher gefühlt hat.»
    Blore wirkte verärgert über die Unterbrechung. Typisch Frau, sagte sein Blick. «Das mag so sein», knurrte er. «Wie auch immer, aus Sicht der beiden besteht für sie im Augenblick keine wirkliche Gefahr. Und dann plaudert gestern Abend ein unbekannter Verrückter alles aus. Was passiert? Die Frau hält das nicht aus – sie bricht zusammen. Denken Sie daran, wie der Ehemann über sie gebeugt war, als sie wieder zu sich kam. Das war nicht der besorgte Ehemann! Niemals im Leben! Er war wie eine Katze, die über heiße Pflastersteine streift. Er hatte Angst um sein Leben, Angst, was sie sagen könnte.
    Das ist die Situation, über die Sie nachdenken sollten. Die beiden haben einen Mord begangen und sind damit durchgekommen. Aber was, wenn die ganze Sache wieder aufgewühlt wird, was passiert dann? Zehn zu eins, dass die Frau alles verraten wird. Sie hat nicht die Nerven, das kühl und selbstbewusst durchzustehen. Sie ist eine lebende Gefahr für ihren Ehemann. Genau das ist sie. Er hat keine Probleme. Er wird mit einem ehrlichen Gesicht lügen bis zum Jüngsten Tag – aber er kann sich ihrer nicht sicher sein. Und wenn sie zusammenbricht, ist sein Hals in Gefahr! Also tut er etwas in ihre Teetasse, um sicherzugehen, dass sie für immer ihren Mund hält.»
    «An ihrem Bett stand keine leere Tasse», sagte Armstrong langsam, «da stand gar nichts. Ich habe nachgesehen.»
    «Ist doch klar, dass da nichts steht!», schnaubte Blore. «Das Erste, was er tun würde, nachdem sie getrunken hat, wäre, die Tasse und die Untertasse beiseite schaffen und sie ordentlich spülen.»
    Es entstand eine Pause. Dann sagte General MacArthur zweifelnd: «Möglich wär’s. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann seiner Frau so etwas antut.»
    Blore lachte kurz auf.
    «Wenn ein Mann Angst um seinen Hals hat, kümmert er sich einen Dreck um Gefühle.»
    Einen Moment lang war es still. Bevor jemand das ; Wort ergreifen konnte, öffnete sich die Tür und Rogers trat herein. Er sah von einem zum anderen und fragte: «Gibt es noch irgendetwas, das ich für Sie tun könnte?»
    Richter Wargrave rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. «Um wie viel Uhr kommt das Motorboot normalerweise hier herüber?», erkundigte er sich.
    «Zwischen sieben und acht, Sir. Manchmal kurz nach acht. Keine Ahnung, was Fred Narracott heute Morgen macht. Wenn er krank ist, schickt er seinen Bruder.»
    «Wie spät ist es jetzt?», fragte Philip Lombard.
    «Zehn Minuten vor zehn, Sir.»
    Lombards

Weitere Kostenlose Bücher