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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Augenbrauen hoben sich. Er nickte langsam.
    Rogers blieb wartend stehen.
    General MacArthur sprach plötzlich und mit Wucht: «Tut mir Leid, die Sache mit Ihrer Frau, Rogers. Der Doktor hat es uns gerade erzählt.»
    Rogers senkte den Kopf. «Jawohl, Sir. Danke, Sir.»
    Er nahm den leeren Schinkenteller und verließ den Raum.
    Und wieder herrschte Schweigen.
     

III
     
    Auf der Terrasse sagte Philip Lombard: «Dieses Motorboot –»
    Blore sah ihn an und nickte.
    «Ich weiß, was Sie denken, Mr. Lombard. Ich habe mir die gleiche Frage gestellt», gab er zu. «Das Motorboot hätte schon vor gut zwei Stunden hier sein sollen. Es ist nicht gekommen. Warum?»
    «Haben Sie die Antwort gefunden?», wollte Lombard wissen.
    «Das ist kein Zufall – so viel kann ich sagen. Es ist ein Teilchen vom Ganzen. Alles gehört zusammen.»
    «Sie glauben, das Boot wird nicht kommen?», fragte Lombard.
    Hinter ihm ertönte eine Stimme – eine gereizte, ungeduldige Stimme.
    «Das Motorboot kommt nicht», sagte sie.
    Blore drehte seine breiten Schultern zur Seite und musterte den Sprecher nachdenklich.
    «Sie glauben es also auch nicht, Herr General?»
    «Natürlich kommt es nicht», sagte General MacArthur scharf. «Wir rechnen alle mit dem Motorboot, um von dieser Insel wegzukommen. Darum dreht sich alles hier. Aber wir werden von dieser Insel nicht wegkommen… Keiner von uns wird je wegkommen… Das ist das Ende – das Ende von allem…»
    Er zögerte, dann fuhr er mit seltsam leiser Stimme fort: «Das ist Frieden – wirklicher Frieden. Ans Ende zu kommen – und nicht weiter zu müssen… Ja, Friede…»
    Abrupt drehte er sich um und entfernte sich – die Terrasse entlang, dann schräg den Abhang hinunter zum Meer und weiter bis zum Ende der Insel, wo einzelne Felsen weit draußen im Wasser standen.
    Er ging ein wenig unsicher, wie ein Mann, der nur halb bei Bewusstsein war.
    «Da geht noch einer, der verrückt ist», knurrte Blore. «Sieht so aus, als ob es mit uns allen so enden wird.»
    «Sie werden nicht so enden, Blore», sagte Philip Lombard.
    Der Exinspektor lachte.
    «Es braucht viel, bis ich durchdrehe.» Trocken fügte er hinzu: «Und ich nehme auch nicht an, dass Sie das tun werden, Mr. Lombard.»
    Philip Lombard erwiderte: «Ich fühle mich ganz gesund im Moment, danke.»
     

IV
     
    Dr. Armstrong trat auf die Terrasse. Er blieb unentschlossen stehen. Zu seiner Linken standen Blore und Lombard. Zu seiner Rechten stapfte Wargrave mit gesenktem Kopf hin und her.
    Armstrong zögerte nicht länger und wandte sich Letzterem zu.
    In diesem Augenblick kam Rogers aus dem Haus.
    «Könnte ich kurz mit Ihnen sprechen, Sir?»
    Armstrong drehte sich um.
    Er war verblüfft von dem, was er sah. Rogers’ Gesicht war grau-grün, und es arbeitete in ihm. Seine Hände zitterten. Der Kontrast zu seiner noch vor wenigen Minuten gezeigten Zurückhaltung war so stark, dass Armstrong völlig erstaunt war.
    «Bitte, Sir. Wenn ich mit Ihnen sprechen könnte, drinnen, Sir.»
    Der Arzt machte kehrt und betrat das Haus mit dem aufgelösten Butler.
    «Was ist denn los, Mann? Nehmen Sie sich zusammen.»
    «Hier herein, Sir. Kommen Sie.»
    Er öffnete die Tür zum Esszimmer. Der Doktor trat ein. Rogers folgte ihm und schloss die Tür hinter sich.
    «Also», fragte Armstrong. «Was ist los?»
    Die Muskeln an Rogers’ Hals arbeiteten. Er schluckte.
    «Es passieren Dinge hier, die versteh ich nicht», stieß er hervor.
    «Dinge? Was für Dinge?», fragte Armstrong scharf.
    «Sie denken bestimmt, ich bin verrückt. Sie werden sagen, das ist nichts. Aber ich hätte gern eine Erklärung. Eine Erklärung. Weil es keinen Sinn macht.»
    «Sagen Sie mir, wovon Sie reden, Mann. Sprechen Sie nicht in Rätseln.»
    Rogers schluckte wieder.
    «Die kleinen Figuren, Sir. Auf dem Tisch, in der Mitte. Die kleinen Porzellanfiguren. Das waren zehn. Ich schwöre, dass es zehn waren.»
    «Ja», bestätigte Armstrong. «Zehn. Wir haben sie gestern beim Dinner alle gezählt.»
    Rogers trat näher.
    «Das ist es ja, Sir. Gestern Abend, als ich abgeräumt habe, waren es nur noch neun, Sir. Das ist mir aufgefallen, und ich fand es komisch. Und dann heute Morgen. Ich hab es nicht bemerkt, als ich fürs Frühstück gedeckt habe. Ich war durcheinander, völlig durcheinander. Aber jetzt, als ich abräumen wollte – sehen Sie selbst, Sir, wenn Sie mir nicht glauben. Es sind nur noch acht. Nur acht. Das macht doch keinen Sinn, Sir, oder? Nur acht.»

Siebtes

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