Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Sie die Tatwaffe gefunden?»
    «Nein.»
    «Trotzdem sind Sie sich Ihrer Sache sicher?»
    «Vollkommen sicher.»
    Mit ruhiger Stimme sagte der Richter:
    «Jetzt wissen wir genau, woran wir sind.»
    Es bestand kein Zweifel darüber, wer in dieser Situation das Sagen hatte. Am Vormittag hatte Wargrave noch zusammengesunken in seinem Sessel auf der Terrasse gesessen und sich von jeglicher Aktivität fern gehalten. Jetzt übernahm er das Kommando mit einer Selbstverständlichkeit, wie man sie durch jahrelange Erfahrung in einer Führungsposition gewinnt. Er war zweifellos der Vorsitzende dieses Gerichts.
    Richter Wargrave räusperte sich und sprach weiter.
    «Als ich heute Morgen auf der Terrasse saß, meine Herren, wurde ich Zeuge Ihrer Aktivitäten, die zweifellos einen einzigen Zweck verfolgten: Sie haben die Insel nach dem unbekannten Mörder durchsucht.»
    «Völlig richtig, Sir», bestätigte Philip Lombard.
    Der Richter fuhr fort:
    «Sie waren ohne jeden Zweifel zu derselben Erkenntnis gelangt wie ich – dass nämlich der Tod von Anthony Marston und Mrs. Rogers weder zufällig noch selbst verschuldet war. Und zweifellos erkannten Sie daraufhin die Absicht, mit der uns Mr. Owen auf diese Insel lockte.»
    «Er ist ein Verrückter! Ein Irrer!», rief Blore heiser.
    Der Richter hustete.
    «Ja, das ist er gewiss. Aber das tut nichts zur Sache. Unsere wichtigste Aufgabe ist es jetzt – unser Leben zu retten.»
    Armstrong unterbrach ihn mit zittriger Stimme.
    «Ich sage Ihnen, es gibt niemanden auf dieser Insel. Niemanden!»
    Der Richter strich sich über das Kinn.
    «In Ihrem Sinne gibt es niemanden, nein», sagte er sanft. «Zu diesem Ergebnis bin ich schon heute Morgen gekommen. Ich hätte Ihnen sagen können, dass Ihre Suche vergeblich sein würde. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass ‹Mr. Owen› oder ‹Mr. Unbekannt› – um ihn bei seinem selbstgewählten Namen zu nennen – sich tatsächlich auf dieser Insel aufhält. Und zwar ganz sicher. Angesichts des Plans, mit dem wir es hier zu tun haben – und der nichts mehr und nichts weniger vorsieht, als über Menschen Gericht zu halten, deren Verbrechen das Gesetz nicht erreichen kann –, gibt es nur eine Möglichkeit, wie dieser Plan ausgeführt werden könnte. Mr. Owen kann nur auf eine einzige Weise auf diese Insel gelangt sein. Es steht zweifelsfrei fest: Mr. Owen ist einer von uns…»
     

VI
     
    «O nein, nein, nein…»
    Wie ein Stöhnen brach es aus Vera hervor.
    Der Richter sah sie scharf an.
    «Mein liebes Fräulein», sagte er. «Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Wir befinden uns alle in großer Gefahr. Einer von uns ist U. N. Owen, und wir wissen nicht, wer. Von den zehn Personen, die auf diese Insel gekommen sind, scheiden drei als mögliche Täter aus. Anthony Marston, Mrs. Rogers und General MacArthur sind über jeden Verdacht erhaben! Bleiben noch wir sieben. Von diesen sieben ist einer, wenn ich so sagen darf, ein ‹falsches› Negerlein.»
    Er hielt inne und musterte die Runde.
    «Sind wir uns in diesem Punkte einig?»
    «Es klingt völlig absurd», erwiderte Armstrong. «Aber ich glaube, Sie haben Recht.»
    «Ganz ohne jeden Zweifel», brummte Blore. «Und wenn Sie mich fragen, ich habe da auch schon eine Idee –»
    Eine schnelle Handbewegung des Richters unterbrach ihn.
    «Dazu kommen wir noch.» Ruhig sprach er weiter: «Jetzt sollten wir uns erst einmal über die Fakten einig sein.»
    Emily Brent strickte immer noch.
    «Ihre Argumentation scheint logisch», sagte sie. «Ich stimme Ihnen zu: Einer von uns muss vom Teufel besessen sein.»
    «Ich kann es nicht glauben», murmelte Vera. «Ich kann einfach nicht…»
    «Und Sie, Lombard?», fragte der Richter.
    «Ich bin Ihrer Meinung, Sir. Völlig.»
    Zufrieden nickte der Richter.
    «Lassen Sie uns nun das Beweismaterial sondieren. Am Anfang sollten wir uns folgende Frage stellen: Haben wir Grund, eine spezielle Person zu verdächtigen? Mr. Blore, ich glaube, Sie wollten dazu etwas sagen.»
    Blore holte tief Luft: «Lombard hat einen Revolver», platzte er heraus. «Gestern Abend hat er nicht die Wahrheit gesagt. Das gibt er selbst zu.»
    Philip Lombard lächelte spöttisch. «Sieht so aus, als müsste ich alles noch einmal erklären.»
    Das tat er dann auch. Knapp und präzise erzählte er seine Geschichte.
    «Und welchen Beweis dafür haben wir?», schnaubte Blore. «Es gibt nichts, was Ihre Geschichte bestätigt.»
    Der Richter hustete.
    «Unglücklicherweise sind wir

Weitere Kostenlose Bücher