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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gerechtigkeitswahn seine Frau für etwas bestraft, was sie beide zusammen verbrochen haben.»
    «Gerüchte sind keine Beweise», warnte Wargrave. «Wir wissen nicht, ob Rogers und seine Frau ihre Arbeitgeberin wirklich umgebracht haben. Das könnte eine falsche Behauptung gewesen sein, um uns glauben zu machen, Rogers sei in derselben Lage wie wir anderen. Mrs. Rogers’ panische Angst gestern Abend könnte sie befallen haben, als sie plötzlich entdeckte, dass ihr Mann verrückt geworden war.»
    «Also gut, wie Sie wollen», gab Lombard sich geschlagen. «U. N. Owen ist einer von uns. Ausnahmen sind nicht zulässig. Wir kommen alle in Frage.»
    «Mir geht es darum», erklärte der Richter, «dass keine Ausnahmen auf Grund von Charakter, Beruf oder Wahrscheinlichkeit gemacht werden. Wir müssen jetzt untersuchen, ob einer oder mehrere von uns auf Grund von Fakten ausscheiden. Etwas einfacher ausgedrückt: Ist jemand unter uns, der unter keinen Umständen Anthony Marston Zyankali oder Mrs. Rogers eine Überdosis Schlafmittel hätte verabreichen können und der keine Gelegenheit hatte, den tödlichen Schlag gegen General MacArthur zu führen?»
    Blores besorgtes Gesicht hellte sich auf. Er beugte sich vor.
    «Jetzt reden Sie Klartext, Sir! Genau das ist es! Da müssen wir ran! Was den jungen Marston betrifft – also, ich glaube, da kann man nichts machen. Es wurde ja schon gesagt, dass jemand ihm was von draußen ins Glas geschmuggelt hat, ehe er sich zum letzten Mal nachschenkte. Und jemand im Zimmer hätte das noch viel leichter machen können. Ich kann mich nicht erinnern, ob Rogers im Zimmer war, aber jeder von uns hätte es genauso gut tun können.»
    Er schwieg einen Moment. Dann fuhr er fort:
    «Nehmen Sie einmal diese Rogers – also da fallen einem gleich zwei Leute ein: ihr Mann und der Doktor. Für jeden wäre es ein Kinderspiel gewesen…»
    Armstrong sprang auf. Er zitterte.
    «Ich protestiere – das ist einfach unerhört! Ich schwöre, dass die Dosis, die ich ihr gegeben habe, völlig –»
    «Dr. Armstrong!»
    Die scharfe, leise Stimme duldete keinen Widerspruch. Der Arzt brach mitten im Satz abrupt ab. Die eisige, leise Stimme des Richters sprach weiter.
    «Ihre Empörung ist nur natürlich. Trotzdem müssen Sie zugeben, dass die Tatsachen für sich sprechen. Sowohl Sie als auch Rogers hätten ihr mit Leichtigkeit eine Überdosis verabreichen können. Kommen wir jetzt aber zu den anderen. Welche Möglichkeit hatte ich selbst oder Inspektor Blore oder Miss Brent oder Miss Claythorne oder Mr. Lombard, das Gift zu verabreichen? Kann einer von uns völlig von jedem Verdacht ausgenommen werden?» Er hielt einen Augenblick inne. «Ich glaube nicht.»
    «Ich war nicht einmal in der Nähe dieser Frau!», wehrte sich Vera wütend. «Das können alle hier beschwören.»
    Richter Wargrave legte eine kurze Pause ein, ehe er sagte:
    «Soweit ich mich erinnere, spielten sich die Dinge folgendermaßen ab – bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre. Anthony Marston und Mr. Lombard legten Mrs. Rogers aufs Sofa, dann trat Dr. Armstrong zu ihr. Er schickte Rogers nach einem Glas Brandy. Als Nächstes stellte sich die Frage, woher die Stimme kam, die wir soeben vernommen hatten. Wir gingen alle ins Nebenzimmer mit Ausnahme von Miss Brent, die im Zimmer zurückblieb – ganz allein mit der bewusstlosen Mrs. Rogers.»
    Rote Flecken erschienen auf Emily Brents Wangen. Sie unterbrach ihre Strickarbeit.
    «Das ist unerhört!», empörte sie sich.
    Gnadenlos fuhr die leise Stimme fort: «Als wir in dieses Zimmer zurückkamen, fanden wir Sie, Miss Brent, wie Sie sich über die Frau auf dem Sofa beugten.»
    «Ist Menschlichkeit ein Verbrechen?», schnappte Emily Brent zurück.
    «Ich stelle nur die Tatsachen fest. Rogers kam mit dem Brandy, den er natürlich sehr wohl vorher hätte präparieren können. Der Brandy wurde der Frau eingeflößt, und kurz darauf halfen ihr Dr. Armstrong und ihr Ehemann hinauf ins Schlafzimmer, wo Dr. Armstrong ihr ein Beruhigungsmittel gab.»
    «Genauso war’s», rief Blore. «Absolut. Damit sind der Richter, Mr. Lombard, ich natürlich und Miss Claythorne aus dem Schneider.»
    Seine Stimme war laut und triumphierend. Richter Wargrave musterte ihn mit kaltem Blick und murmelte:
    «Stimmt das wirklich? Wir müssen jede denkbare Möglichkeit in Erwägung ziehen.»
    Blore starrte ihn ungläubig an.
    «Was meinen Sie damit?»
    «Stellen Sie sich vor», fuhr der Richter fort, «oben in ihrem

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