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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«Das heißt, Lombard ging kurz weg, ich blieb, wo ich war.»
    «Ich wollte ausprobieren, ob es möglich ist, Leuchtsignale zum Festland hinüberzuschicken.» Lombard lächelte. «Wollte den günstigsten Fleck dafür finden. Ich war höchstens eine oder zwei Minuten weg.»
    Armstrong nickte: «Das stimmt. Ich versichere Ihnen, für einen Mord war er nicht lange genug weg.»
    «Hat einer von Ihnen beiden auf die Uhr gesehen?», fragte der Richter.
    «Nein.»
    «Ich hatte keine dabei», sagte Philip Lombard.
    «Eine oder zwei Minuten sind eine ziemlich ungenaue Zeitangabe», bemerkte der Richter.
    Er wandte sich der aufrechten Gestalt mit dem Strickzeug im Schoß zu:
    «Miss Brent?»
    «Ich habe mit Miss Claythorne zusammen einen Spaziergang zum höchsten Punkt der Insel gemacht. Anschließend habe ich auf der Terrasse in der Sonne gesessen.»
    «Ich glaube nicht, dass ich Sie dort gesehen habe», sagte der Richter.
    «Ich saß um die Ecke, auf der Ostseite. Dort ist man aus dem Wind.»
    «Und da saßen Sie bis zum Mittag?»
    «Jawohl.»
    «Miss Claythorne?»
    Vera antwortete bereitwillig.
    «Morgens war ich schon ziemlich früh mit Miss Brent zusammen», sagte sie mit klarer Stimme. «Danach bin ich ein bisschen herumgewandert. Später bin ich hinunter zum Meer gelaufen und habe mich mit General MacArthur unterhalten.»
    Richter Wargrave unterbrach sie: «Um welche Zeit war das?»
    Zum ersten Mal war Veras Antwort recht ungenau.
    «Ich weiß nicht genau. Etwa eine Stunde vor dem Mittagessen – es könnte auch weniger gewesen sein.»
    «War es bevor oder nachdem wir mit ihm geredet hatten?», fragte Blore.
    «Ich weiß es nicht», antwortete Vera. «Er – er war sehr sonderbar.»
    Sie fröstelte.
    «Was meinen Sie mit ‹sonderbar›?», wollte der Richter wissen.
    «Er sagte, wir würden alle sterben. Und dass er auf das Ende warte. Er machte mir Angst…»
    Der Richter nickte.
    «Was taten Sie als Nächstes?»
    «Ich ging zum Haus zurück. Unmittelbar vor dem Essen ging ich wieder hinaus und bin den Hügel hinter dem Haus hochgeklettert. Ich war den ganzen Tag über schrecklich unruhig.»
    Der Richter strich sich übers Kinn.
    «Bleibt noch Rogers. Aber ich bezweifle, ob seine Aussage unseren bisherigen Erkenntnissen noch etwas hinzufügen wird.»
    Der vor Gericht zitierte Rogers hatte wenig zu berichten. Er war den ganzen Vormittag mit Haushaltsangelegenheiten und dem Zubereiten des Mittagessens beschäftigt gewesen. Vor dem Essen hatte er Cocktails auf die Terrasse getragen und danach seine Sachen aus der Dachkammer in sein neues Zimmer geräumt. Den ganzen Morgen hatte er nicht aus dem Fenster geschaut, und überhaupt hatte er nichts gesehen, was irgendeinen Hinweis auf den Tod von General MacArthur geben könnte. Aber er konnte schwören, dass noch acht Porzellanfiguren auf dem Tisch standen, als er ihn zum Essen deckte.
    Rogers war am Ende seiner Aussage angelangt und schwieg.
    Richter Wargrave räusperte sich.
    «Jetzt kommt die große Zusammenfassung», flüsterte Lombard Vera Claythorne zu.
    «Wir haben die Umstände dieser drei Todesfälle nach besten Kräften untersucht», begann der Richter. «Obwohl es im einen oder anderen Fall so aussieht, als ob bestimmte Personen aller Wahrscheinlichkeit nach nichts damit zu tun hätten, können wir dennoch niemanden völlig von einem Verdacht freisprechen. Ich wiederhole daher meine feste Überzeugung: Von den sieben Personen, die hier in diesem Raum versammelt sind, ist einer ein gefährlicher und wahrscheinlich wahnsinniger Verbrecher. Wir haben keinerlei Hinweise, wer diese Person sein könnte. Was wir beim jetzigen Stand der Dinge tun können, ist, nach Möglichkeiten zu forschen, wie Hilfe vom Festland zu holen ist. Sollte sich diese Hilfe verzögern, was angesichts der herrschenden Wetterverhältnisse nur allzu wahrscheinlich ist, müssen wir Mittel und Wege finden, wie wir uns schützen können.
    Ich bitte Sie alle, dies zu bedenken und mir Ihre Vorschläge mitzuteilen. In der Zwischenzeit sollte jeder und jede von uns auf der Hut sein. Bisher hatte der Mörder leichtes Spiel, weil seine Opfer ahnungslos waren. Von nun an ist es unsere Pflicht, jedem zu misstrauen. Gewarnt ist gewappnet. Gehen Sie kein Risiko ein und seien Sie wachsam. Das wäre alles.»
    «Die Verhandlung wird vertagt…», murmelte Philip Lombard leise.

Zehntes Kapitel

I
     
    « G lauben Sie das alles?», fragte Vera.
    Sie und Philip saßen zusammen auf der Fensterbank im Salon. Draußen

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