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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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prasselte der Regen, der Sturm heulte und drückte in heftigen Böen gegen die Fensterscheiben.
    Philip Lombard neigte den Kopf leicht zur Seite, bevor er antwortete.
    «Sie meinen, ob ich glaube, dass der alte Wargrave Recht hat, wenn er sagt, es ist einer von uns?»
    «Ja.»
    «Schwer zu sagen», antwortete er nachdenklich. «Logisch betrachtet hat er Recht, und dennoch…»
    «Und dennoch klingt alles unglaublich!», vollendete Vera seinen Satz.
    Philip Lombard verzog das Gesicht.
    «Die ganze Sache ist unglaublich! Aber nach MacArthurs Tod gibt es wenigstens in einer Hinsicht keinen Zweifel mehr. Es geht nicht mehr um einen Unfall oder Selbstmord. Es ist tatsächlich Mord. Genauer gesagt drei Morde bis jetzt.»
    Vera schauderte.
    «Es ist wie ein böser Traum. Ich habe immer das Gefühl, solche Dinge können eigentlich gar nicht passieren!»
    «Ich weiß», sagte er verständnisvoll. «Gleich klopft jemand an die Tür und bringt den Frühstückstee herein.»
    «Ich wünschte, das wäre so!»
    «Ja, aber so ist es leider nicht», sagte Lombard mit ernster Stimme. «Wir sind mittendrin in diesem Traum! Und wir müssen von jetzt an sehr gut aufpassen.»
    Vera senkte die Stimme und flüsterte:
    «Wenn – wenn es einer von denen ist – wer, glauben Sie, ist es?»
    Plötzlich grinste Lombard.
    «Wenn ich Sie richtig verstehe, nehmen Sie uns zwei davon aus? Einverstanden. Ich weiß ganz sicher, dass ich nicht der Mörder bin, und Sie, Vera, kommen mir alles andere als verrückt vor. Für mich sind Sie eine der vernünftigsten und normalsten Frauen, die ich kenne. Ich würde meinen guten Ruf darauf verwetten, Sie sind völlig normal.»
    «Vielen Dank», sagte Vera und zwang sich zu lächeln.
    «Kommen Sie, Miss Vera Claythorne», neckte Lombard sie, «wollen Sie das Kompliment nicht zurückgeben?»
    Vera zögerte einen Moment, ehe sie antwortete:
    «Sie haben zugegeben, dass Ihnen das menschliche Leben nicht besonders heilig ist. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie die Schallplatte besprochen haben.»
    «Richtig getippt. Wenn ich einen oder mehrere Morde begehen würde, dann nur, wenn ich richtig was davon hätte. Diese Massenabfertigung ist nicht mein Stil. Wir zwei sind also die Ausnahme und können uns ganz auf unsere fünf Mitgefangenen konzentrieren. Wer von ihnen ist Mr. Unbekannt, Mr. U. N. Owen? Lassen Sie mich raten, blind und ohne einen konkreten Anhaltspunkt – ich tippe auf Wargrave!»
    «Oh!», entfuhr es Vera überrascht. Sie dachte kurz nach. Dann fragte sie: «Und warum?»
    «Kann ich nicht genau sagen. Vielleicht, weil er ein alter Mann ist und jahrzehntelang bei Gerichtsverhandlungen den Vorsitz geführt hat. Im Klartext heißt das, er hat jedes Jahr monatelang Gott gespielt. Irgendwann steigt das einem zu Kopf. Er fängt an, sich allmächtig zu fühlen, als jemand, der Macht über Leben und Tod hat – und dann rastet er aus und will noch einen Schritt weitergehen: Er will Henker und oberster Richter in einer Person sein.»
    «Ja, das halte ich für möglich… », antwortete Vera nachdenklich.
    «Und auf wen tippen Sie?», fragte Lombard.
    «Auf Dr. Armstrong.» Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
    Lombard stieß einen leisen Pfiff aus.
    «Was? Der Doktor? Auf ihn wäre ich zuallerletzt gekommen.»
    Vera schüttelte den Kopf.
    «O nein! Bei zwei Toten war Gift im Spiel. Das weist eindeutig auf einen Arzt hin. Außerdem können Sie nicht bestreiten, dass das Einzige, was Mrs. Rogers mit Sicherheit eingenommen hat, das Beruhigungsmittel war, das er ihr gegeben hat.»
    «Das ist richtig», stimmte er ihr zu.
    «Wenn ein Arzt wahnsinnig wird, dauert es relativ lange, ehe jemand Verdacht schöpft», sagte Vera. «Und Ärzte sind dauernd überlastet und haben schrecklich viel Stress.»
    «Stimmt», gab Lombard zu. «Aber ich bezweifle, dass er MacArthur umbringen konnte. Die kurze Zeit, die ich ihn allein gelassen habe, hätte dafür nicht gereicht – es sei denn, er wäre gerannt – zum Meer hinunter und wieder zurück. Ich glaube nicht, dass er so gut in Form ist und so fit, dass man ihm die Anstrengung nachher nicht anmerkt.»
    «Er hat es nicht zu dem Zeitpunkt getan», erklärte Vera. «Er hatte später noch Gelegenheit dazu.»
    «Wann denn?»
    «Als er hinunterlief, um den General zum Essen zu holen.»
    Wieder stieß Phillip einen leisen Pfiff aus.
    «Sie denken also, er hat es erst dann getan? Das wäre ziemlich kaltblütig!»
    «Welches Risiko wäre er denn

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