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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Er ist davon überzeugt, dass der Mörder einer von uns ist. Das heißt, einer von uns ist vom Teufel besessen. Wie ich bereits vermutet habe. Wer von uns ist es? Alle fragen sich das. Ich allein weiß…
     
    Eine Zeit lang saß sie reglos da. Ihre Augen blickten ziellos und verschwommen. Der Bleistift schwankte wie trunken zwischen ihren Fingern. In zittrigen, einzeln hingekritzelten Großbuchstaben schrieb sie:
    «Der Name des Mörders lautet Beatrice Taylor…»
    Ihre Augen fielen zu.
    Plötzlich schreckte sie hoch, wachte auf. Sie blickte auf das Notizbuch. Ärgerlich stieß sie einen Fluch aus und untersuchte die unsicheren, verzerrten Krakel des letzten Satzes. Mit gepresster Stimme fragte sie sich:
    «Habe ich das geschrieben? Wirklich ich? Ich muss langsam verrückt werden…»
     

V
     
    Das Unwetter tobte immer heftiger. Der Sturm heulte gegen die Hausseite.
    Alle waren im Wohnzimmer versammelt. Teilnahmslos saßen sie beieinander. Und beobachteten sich heimlich gegenseitig.
    Als Rogers mit dem Tee hereinkam, fuhren sie erschrocken zusammen.
    «Soll ich die Vorhänge zuziehen?», erkundigte er sich. «Es wäre etwas gemütlicher.»
    Mit allgemeiner Zustimmung wurden die Vorhänge zugezogen und die Lampen eingeschaltet. Behaglichkeit breitete sich im Raum aus, die Düsternis hellte sich ein wenig auf. Bestimmt würde sich der Sturm bis morgen beruhigen und jemand würde herüberkommen… ein Boot würde anlegen…
    «Möchten Sie den Tee einschenken, Miss Brent?», fragte Vera Claythorne.
    «Nein, machen Sie das nur, meine Liebe!», antwortete die ältere Frau. «Die Teekanne ist so schwer. Und außerdem habe ich zwei Stränge von meiner grauen Wolle verloren. Ärgerlich ist das.»
    Vera trat zum Teetisch. Das muntere Klappern und Klirren von Porzellan ertönte. Die Normalität kehrte zurück.
    Tee! Gelobt sei der ganz normale tägliche Nachmittagstee! Philip Lombard machte eine witzige Bemerkung. Blore gab eine zurück. Dr. Armstrong erzählte eine humorvolle Geschichte. Richter Wargrave, der normalerweise Tee hasste, schlürfte genussvoll.
    Mitten in diese entspannte Stimmung platzte Rogers.
    Und Rogers war außer sich. Nervös und ohne jemanden direkt anzusprechen, sprudelte er heraus:
    «Entschuldigen Sie, Sir, aber weiß hier jemand, was aus dem Badezimmervorhang geworden ist?»
    Ruckartig hob Lombard den Kopf.
    «Der Badezimmervorhang? Was zum Teufel meinen Sie, Rogers?»
    «Er ist weg, Sir. Hat sich in Luft aufgelöst. Ich habe die Runde gemacht und alle Vorhänge zugezogen, und der im Klo – im Bad, meine ich – war nicht mehr da.»
    «War er denn heute Morgen noch da?», fragte Richter Wargrave.
    «O ja, Sir.»
    «Um was für eine Art Vorhang handelt es sich?», wollte Blore wissen.
    «Scharlachrotes Wachstuch, Sir, passend zu den scharlachroten Kacheln.»
    «Und der ist jetzt verschwunden?», wunderte Lombard sich.
    «Verschwunden, Sir.»
    Mit starrem Blick sahen sich beide an.
    «Was soll das schon bedeuten?», polterte Blore los. «Es ist verrückt – wie alles andere auch. Ist doch eh egal. Mit einem Wachstuchvorhang kann man niemand umbringen. Vergessen Sie’s.»
    «Ja, Sir», sagte Rogers. «Vielen Dank, Sir.»
    Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Im Zimmer breitete sich von neuem die Angst aus.
    Und wieder begannen sie, sich heimlich zu beobachten.
     

VI
     
    Das Abendessen kam, wurde verzehrt und wieder abgeräumt. Ein einfaches Mahl, überwiegend aus Dosen.
    Später, im Salon, war die Anspannung so groß, dass sie kaum noch auszuhalten war.
    Um neun Uhr erhob sich Emily Brent.
    «Ich gehe zu Bett.»
    «Ich gehe auch zu Bett», schloss sich Vera ihr an.
    Die beiden Frauen stiegen die Treppe hinauf. Lombard und Blore kamen mit ihnen. Oben angekommen, warteten die beiden Männer, bis die Frauen in ihre Zimmer gegangen und die Türen hinter sich geschlossen hatten. Sie hörten das Geräusch zweier Riegel, die vorgeschoben wurden, dann das Drehen der Schlüssel im Schloss.
    Blore grinste: «Man braucht ihnen nicht zu sagen, dass sie ihre Tür abschließen sollen!»
    «Die sind jedenfalls für die Nacht in Sicherheit», sagte Lombard.
    Er stieg die Treppe wieder hinunter, und der andere folgte ihm.
     

VII
     
    Die vier Männer gingen eine Stunde später zu Bett. Gemeinsam gingen sie nach oben. Vom Esszimmer aus, wo er den Frühstückstisch deckte, sah Rogers sie hinaufgehen. Er hörte, wie sie auf dem oberen Treppenabsatz stehen blieben.
    Dann sprach die Stimme des

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