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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Richters.
    «Ich brauche Ihnen wohl nicht zu raten, Gentlemen, Ihre Tür abzuschließen.»
    «Wir sollten zusätzlich noch einen Stuhl unter den Türgriff klemmen», meinte Blore. «Man kriegt Türschlösser nämlich auch von außen auf.»
    «Mein lieber Blore», murmelte Lombard, «Ihr Problem ist: Sie wissen einfach zu viel!»
    «Gute Nacht, meine Herren», verabschiedete der Richter sich förmlich. «Mögen wir uns alle morgen wohlbehalten Wiedersehen.»
    Rogers kam aus dem Esszimmer und schlich die Treppe bis zur Hälfte nach oben. Er beobachtete, wie vier Gestalten durch vier Türen verschwanden, und hörte, wie sich vier Schlüssel im Schloss drehten und vier Riegel vorgeschoben wurden.
    Er nickte. «So ist’s gut», murmelte er.
    Dann ging er ins Esszimmer zurück. Alles war schon für den nächsten Morgen vorbereitet. Sein Blick verweilte kurz auf der Spiegelplatte mit den sieben Porzellanfiguren in der Mitte des Tisches.
    Plötzlich huschte ein Grinsen über sein Gesicht.
    Er flüsterte: «Wenigstens heute Abend spult keiner mehr dumme Tricks ab.»
    Er durchquerte das Zimmer und schloss die Tür zur Anrichte ab. Dann ging er durch die andere Tür in den Flur, zog die Tür zu, verschloss sie und ließ den Schlüssel in seine Tasche gleiten.
    Zuletzt löschte er das Licht und eilte die Treppe hinauf in sein neues Schlafzimmer.
    Es gab nur ein einziges mögliches Versteck, den großen Kleiderschrank. Er schaute sofort hinein. Dann machte er sich bettfertig – aber erst nachdem er die Tür verschlossen und verriegelt hatte.
    «Tricks gibt’s heut Nacht keine mehr», sagte er sich. «Dafür hab ich gesorgt.»

Elftes Kapitel

I
     
    P hilip Lombard hatte die Angewohnheit, bei Tagesanbruch aufzuwachen. So auch an diesem Morgen. Auf einen Ellbogen gestützt, lag er da und lauschte. Der Wind hatte sich etwas beruhigt, blies aber immer noch kräftig. Er hörte es nicht regnen…
    Gegen acht Uhr hatte der Wind wieder an Stärke zugenommen, aber Lombard hörte ihn nicht. Er war wieder eingeschlafen.
    Um halb zehn saß er auf der Bettkante und schaute auf seine Uhr. Er hielt sie ans Ohr. In einem wolfsähnlichen Lächeln, das so typisch für ihn war, legten seine Lippen die Zähne frei.
    Ganz leise flüsterte er: «Ich glaube, es wird langsam Zeit, etwas zu unternehmen.»
    Fünf Minuten später klopfte er an die verschlossene Tür von Blores Zimmer. Der öffnete vorsichtig, die Haare zerzaust und die Augen schlaftrunken.
    «Schlafen bis in die Puppen, wie?», flachste Lombard gut gelaunt. «Zeigt ja wohl, dass Sie ein gutes Gewissen haben.»
    Kurz angebunden knurrte Blore: «Was ist los?»
    «Hat jemand Sie gerufen – oder Ihnen Tee gebracht? Wissen Sie, wie spät es ist?»
    Blore sah über die Schulter auf den kleinen Reisewecker auf dem Nachttisch.
    «Fünf nach halb zehn. Unglaublich, dass ich so lange schlafen konnte. Wo ist Rogers?»
    «Zwei Dumme, ein Gedanke», scherzte Lombard.
    «Was soll das denn heißen?», fragte Blore scharf.
    «Rogers ist verschwunden», antwortete Lombard. «Das meine ich damit. Er ist weder in seiner Kammer noch sonst irgendwo. Außerdem ist der Teekessel nicht aufgesetzt, und das Feuer in der Küche noch nicht einmal angezündet.»
    «Wo zum Teufel kann er denn sein?», fluchte Blore leise. «Irgendwo draußen auf der Insel? Warten Sie, bis ich mich angezogen habe. Bringen Sie mal in Erfahrung, ob die anderen etwas wissen.»
    Philip Lombard nickte. Er ging an der Reihe verschlossener Türen entlang.
    Armstrong war bereits auf und fast angezogen. Richter Wargrave musste wie Blore aus tiefem Schlaf geweckt werden. Vera Claythorne war schon fertig angezogen. Emily Brents Zimmer war leer.
    Die kleine Truppe durchstreifte das Haus. Wie Philip Lombard schon festgestellt hatte, war Rogers’ Zimmer leer. Das Bett war benutzt worden, Rasierzeug, Seife und Schwamm waren nass.
    «Er ist ganz normal aufgestanden», stellte Lombard fest.
    Vera sprach mit zittriger Stimme, der sie einen festen und selbstsicheren Klang zu geben versuchte:
    «Sie glauben nicht, dass – er sich irgendwo versteckt hat und uns auflauert?»
    «Liebe Miss Claythorne», erwiderte Lombard. «Ich traue momentan jedem alles zu! Ich kann nur raten, zusammenzubleiben, bis wir ihn finden.»
    «Er muss irgendwo draußen auf der Insel sein», vermutete Armstrong.
    Blore war inzwischen angezogen, aber unrasiert, zu ihnen gestoßen.
    «Wohin ist Miss Brent verschwunden?», wollte er wissen. «Ist das ein neues Rätsel?»
    Doch

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