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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dass er durch die Eingangstür nach draußen gelaufen ist. Dann kommen Sie angerannt und finden mich in meinem Zimmer. Und wir machen uns gemeinsam auf die Suche. Wann zum Teufel hatte ich Zeit, ihn zu töten und seine Leiche auf der Insel herumzutragen?»
    «Das weiß ich nicht», gab Blore zu. «Aber eins weiß ich genau.»
    «Und das wäre?»
    «Der Revolver», schnaubte Blore. «Es war Ihr Revolver. Und er ist jetzt in Ihrem Besitz. Können Sie beweisen, dass Sie ihn nicht die ganze Zeit über hatten?»
    «Was soll das, Blore? Wir sind alle durchsucht worden.»
    «Sie hatten ihn versteckt, bevor Sie drankamen. Anschließend haben Sie ihn sich wieder geholt.»
    «Sie sind ein Holzkopf, Blore. Ich schwöre Ihnen, jemand hat ihn wieder zurück in meine Schublade gelegt. Das war die größte Überraschung meines Lebens, als ich ihn da wieder gefunden habe.»
    «Und Sie verlangen von uns, dass wir Ihnen so etwas glauben! Warum zum Teufel sollte Armstrong – oder irgendjemand anders – den Revolver wieder dorthin legen?»
    Lombard zog verzweifelt die Schultern hoch. «Ich habe nicht die geringste Ahnung. Es ist einfach verrückt. Das Letzte, was man erwarten würde. Es scheint ohne jeden Sinn und Zweck.»
    Blore gab ihm Recht. «Völlig sinnlos. Sie hätten sich eine bessere Geschichte ausdenken sollen.»
    «Wenn das kein Beweis dafür ist, dass ich die Wahrheit sage!»
    «Das sehe ich nicht so.»
    «Es hätte mich auch gewundert», gab Lombard zu.
    «Hören Sie, Lombard, wenn Sie ein ehrlicher Mann sind, wie Sie behaupten –»
    «Wann hätte ich je behauptet, ich sei ein ehrlicher Mann?», unterbrach ihn Lombard. «Das habe ich wirklich nie gesagt.»
    Unbeirrt sprach Blore weiter: «Wenn Sie die Wahrheit sagen – können wir nur eins machen. Solange Sie den Revolver haben, sind Miss Claythorne und ich Ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Fairerweise sollte der Revolver zu den anderen Sachen gelegt werden, die wir weggeschlossen haben – und Sie und ich behalten weiterhin jeder einen Schlüssel.»
    Philip Lombard zündete sich eine Zigarette an.
    Er stieß den Rauch aus und sagte: «Seien Sie kein Esel.»
    «Sie machen also nicht mit?»
    «Auf keinen Fall. Der Revolver gehört mir. Ich brauche ihn, um mich zu schützen – und ich werde ihn behalten.»
    «Wenn das so ist, müssen wir daraus unsere Schlüsse ziehen.»
    «Dass ich U. N. Owen bin? Denken Sie doch, was Sie wollen. Aber ich frage Sie, wenn das stimmt, warum habe ich Sie dann vergangene Nacht nicht einfach mit dem Revolver umgelegt? An die zwanzigmal hätte ich dazu Gelegenheit gehabt!»
    Blore schüttelte den Kopf. «Ich weiß es nicht – wirklich nicht. Irgendeinen Grund werden Sie schon gehabt haben.»
    Vera hatte sich nicht an der Unterhaltung beteiligt. Jetzt wurde sie langsam unruhig: «Ich finde, Sie benehmen sich wie zwei Idioten.»
    Lombard starrte sie an. «Was soll das heißen?»
    «Sie haben beide den Kinderreim vergessen. Da ist doch ein Hinweis versteckt!»
    In bedeutungsvollem Tonfall zitierte sie:
    «Vier kleine Negerlein, die segelten ins Freie.
    Ein roter Hering schwamm vorbei,
    da waren’s nur noch dreie.»
    «Der rote Hering», fuhr sie fort. «Die falsche Fährte – das ist der Schlüssel! Armstrong ist nicht tot… Er hat die Figur weggenommen, damit wir glauben, er sei tot. Sie können sagen, was Sie wollen – Armstrong ist immer noch hier auf der Insel. Sein Verschwinden ist der rote Hering, die falsche Fährte, die er ausgelegt hat…»
    Lombard setzte sich. «Sie könnten wirklich Recht haben.»
    «Wenn das stimmt, wo ist er dann?», fragte Blore. «Wir haben alles abgesucht, draußen wie drinnen.»
    «Wir haben auch alle nach dem Revolver gesucht», spottete Vera. «Und konnten ihn nicht finden. Dabei war er die ganze Zeit über da!»
    «Zwischen einem Revolver und einem Mann gibt es einen kleinen Unterschied in der Größe, Verehrteste», stellte Lombard fest.
    «Das ist egal – ich weiß, dass ich Recht habe», sagte Vera.
    «Dadurch macht er sich doch nur verdächtig», murmelte Lombard. «Wenn er im Gedicht wortwörtlich vom ‹roten Hering› spricht. Er hätte das auch etwas anders aufschreiben können.»
    «Das ist es ja», rief Vera. «Er ist verrückt! Merken Sie das denn nicht! Nach einem Gedicht vorzugehen, das ist verrückt! Den Richter zu kostümieren, Rogers beim Holzhacken zu töten, Mrs. Rogers mit Tabletten abzufüllen, damit sie ‹verschläft› – eine Biene zu besorgen, als Miss Brent starb!

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