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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wie ein Schock.
    Landor!
    Merkwürdig, dass er völlig vergessen hatte, wie Landor aussah. Gestern hatte er noch versucht, sich an das Gesicht dieses Kerls zu erinnern, und es war ihm nicht gelungen.
    Und jetzt sah er es vor sich, jeden Zug klar und deutlich, als ob er es gestern erst gesehen hätte.
    Landor hatte eine Frau gehabt. Ein schmales Handtuch von einer Frau mit einem verhärmten Gesicht. Auch ein Kind war da, ein Mädchen von etwa vierzehn. Zum ersten Mal fragte er sich, was wohl aus ihnen geworden war.
    (Der Revolver. Was war aus dem Revolver geworden? Das war jetzt viel wichtiger.)
    Je länger er darüber nachdachte, desto merkwürdiger fand er es… er verstand diese Revolvergeschichte nicht.
    Irgendwer in diesem Hause hatte den Revolver…
    Unten schlug es ein Uhr.
    Blores Gedankengänge wurden abrupt unterbrochen. Plötzlich saß er hellwach auf dem Bett. Er hatte ein Geräusch gehört – ein ganz schwaches Geräusch – draußen vor seiner Tür.
    Jemand schlich im dunklen Haus herum.
    Schweiß trat auf seine Stirn. Wer schlich da heimlich und leise über die Gänge? Jemand; der nichts Gutes vorhatte, darauf könnte er wetten!
    Trotz seiner Leibesfülle gelang es ihm, geräuschlos aus dem Bett zu gleiten. Mit zwei Schritten war er an der Tür und lauschte.
    Aber das Geräusch kam nicht wieder. Trotzdem war Blore überzeugt, dass er sich nicht geirrt hatte. Er hatte Schritte gehört, draußen, direkt vor seiner Tür. Mit leisem Prickeln stellten sich seine Nackenhaare auf. Jetzt wusste er wieder, was Angst war…
    Draußen kroch jemand heimlich nachts herum.
    Er lauschte – doch das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Und jetzt wurde er von einer neuen Versuchung bedrängt. Er wollte unbedingt hinausgehen und nachsehen. Wenn er nur feststellen könnte, wer da im Dunkeln lauerte!
    Aber nur ein Verrückter würde jetzt die Tür öffnen! Wahrscheinlich wartete der andere nur darauf! Vielleicht hatte er Blore mit voller Absicht etwas hören lassen, weil er damit rechnete, dass Blore herauskommen und nachsehen würde.
    Starr stand er da und lauschte. Von allen Seiten konnte er jetzt Geräusche hören, Knacken, Rascheln, geheimnisvolles Flüstern – aber sein sturer, realistischer Verstand erkannte sie als das, was sie waren: die Schöpfungen seiner eigenen überhitzten Fantasie.
    Plötzlich aber hörte er etwas, das keine Einbildung war. Schritte, ganz leise, ganz vorsichtige Schritte, aber deutlich erkennbar für jemand, der wie Blore mit allen Sinnen lauschte.
    Leise kamen sie den Gang entlang (die Zimmer von Lombard und Armstrong lagen weiter vom Treppenabsatz weg als seines) und gingen ohne Zögern oder Zaudern an seiner Zimmertür vorbei.
    In diesem Moment traf Blore seine Entscheidung.
    Er musste wissen, wer es war! Die Schritte waren nun endgültig an seiner Tür vorbei und gingen auf die Treppe zu. Wohin lief der Mann?
    Wenn Blore handelte, tat er es schnell, überraschend schnell für einen Mann, der so schwerfällig und langsam aussah. Auf Zehenspitzen schlich er zum Bett zurück, ließ die Streichhölzer in seine Tasche gleiten, zog den Stecker der Nachttischlampe heraus und wickelte das Kabel darum. Die Lampe war aus Chrom mit einem schweren Fuß aus Ebonit – eine wirkungsvolle Waffe.
    Geräuschlos spurtete er durch das Zimmer, entfernte den unter die Türklinke gezwängten Stuhl, schob vorsichtig den Riegel zurück und schloss die Tür auf. Er trat auf den Gang hinaus. Von der Eingangshalle unten drangen schwache Laute herauf. Blore lief auf Strümpfen leise zum Treppenabsatz.
    In diesem Augenblick wurde ihm schlagartig klar, warum er alle Geräusche so deutlich gehört hatte. Der Wind hatte sich völlig gelegt, und der Himmel musste jetzt ganz klar sein. Schwaches Mondlicht fiel durch das Fenster im Treppenhaus und erleuchtete die Eingangshalle unten.
    Im Bruchteil einer Sekunde sah Blore eine Gestalt, die durch die Eingangstür nach draußen huschte.
    Mitten in seiner Verfolgungsjagd hielt Blore inne. Um ein Haar hätte er sich schon wieder zum Narren gemacht! Vielleicht war das eine Falle, um ihn aus dem Haus zu locken!
    Aber der andere wusste nicht, dass er einen Fehler gemacht hatte, durch den er sich Blore vollständig auslieferte. Von den drei bewohnten Zimmern musste jetzt eines leer sein, und es war ein Leichtes, festzustellen, welches.
    Blore ging vorsichtig wieder durch den Korridor zurück.
    Zuerst klopfte er an Dr. Armstrongs Tür. Es kam keine Antwort.
    Er wartete kurz, dann

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