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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ein wenig früher am Tag nicht fähig gewesen, es anzusehen, ohne zu schaudern…
    Was für eine seltsame Sache war doch die Angst!
    Jetzt war es vorbei. Sie hatte gesiegt – hatte über die tödliche Gefahr triumphiert. Durch ihre Geistesgegenwart und Geschicklichkeit hatte sie dem Mann, der sie vernichten wollte, ein Schnippchen geschlagen.
    Sie lief auf das Haus zu.
    Die Sonne ging unter, der Himmel im Westen war mit roten und orangenen Streifen überzogen. Es war schön und friedlich…
    «Die ganze Sache könnte ein Traum sein…», dachte Vera.
    Wie müde sie war – schrecklich müde! Ihre Glieder schmerzten, ihre Augenlider fielen zu. Keine Angst mehr zu haben… zu schlafen. Schlafen… schlafen… schlafen…
    Sicher zu schlafen, weil sie die Einzige auf der Insel war. Ein kleines Negerlein, ganz für sich allein.
    Sie lächelte.
    Sie betrat das Haus durch die Vordertür. Auch das Haus kam ihr seltsam friedlich vor.
    Vera dachte: «Normalerweise würde man nicht viel Wert darauf legen, dort zu schlafen, wo es praktisch in jedem Zimmer einen Toten gibt!»
    Sollte sie in die Küche gehen und sich etwas zu essen besorgen? Einen Moment lang zögerte sie, dann entschied sie sich dagegen. Sie war einfach zu müde…
    An der Tür zum Esszimmer machte sie Halt. Dort standen immer noch drei kleine Porzellanfiguren in der Mitte des Tisches.
    Vera lachte. «Ihr seid nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand, meine Lieben.»
    Vera hob zwei von ihnen hoch und warf sie durch das Fenster. Sie hörte, wie sie auf den Steinen der Terrasse zerschellten.
    Die dritte Figur hob sie hoch und hielt sie in der Hand.
    «Du kannst mit mir kommen», sagte sie. «Wir haben gewonnen, mein Süßer. Wir haben gewonnen!»
    Die Eingangshalle war trübe im schwindenden Licht. Vera hielt die kleine Figur in ihrer Hand fest umklammert und stieg die Treppen hinauf. Sehr langsam, weil ihre Beine plötzlich sehr müde waren.
    «Ein kleines Negerlein, ganz für sich allein.» Wie ging es zu Ende?
    Seltsam, wie sie plötzlich wieder das Gefühl überkam, dass Hugo im Haus war…
    Ein starkes Gefühl. Ja, Hugo war dort oben und wartete auf sie.
    «Sei keine Närrin», sagte Vera sich. «Du bist so müde, dass du dir die unglaublichsten Sachen zusammenfantasierst…»
    Langsam die Treppen hoch…
    Am Ende der Stufen fiel etwas aus ihrer Hand, fast geräuschlos fiel es auf den weichen Teppich. Sie bemerkte nicht, dass sie den Revolver fallen gelassen hatte. Sie fühlte nur, dass sie die kleine Porzellanfigur umklammert hielt.
    Wie ruhig das Haus war! Und doch – es kam einem nicht wie ein leeres Haus vor.
    Hugo war oben. Hugo, der sie erwartete…
    «Ein kleines Negerlein, ganz für sich allein.» Wie ging die letzte Zeile noch einmal?
    Sie war jetzt an der Tür zu ihrem Zimmer angekommen. Hugo wartete drinnen auf sie – sie war sich ganz sicher.
    Vera öffnete die Tür…
    Sie rang nach Luft…
    Was war das – was hing da von dem Haken an der Decke? Ein Seil mit einer geknüpften Schlinge? Und ein Stuhl, um daraufzusteigen – ein Stuhl, der weggestoßen werden konnte…
    Das war, was Hugo wollte…
    Und natürlich, das war auch die letzte Zeile des Verses.
    «Es ging ins Haus und hängt’ sich auf. Da gab es keines mehr.»
    Die kleine Porzellanfigur fiel aus ihrer Hand. Sie rollte ungehindert weiter und zerbrach am Kamingitter.
    Vera bewegte sich wie ein Roboter vorwärts. Dies war das Ende – hier, wo die kalte feuchte Hand (Cyrils Hand natürlich) ihren Hals berührt hatte…
    «Du kannst zum Felsen schwimmen, Cyril…»
    Genau so war Mord – genauso einfach!
    Aber später dachte man immerzu daran…
    Sie stieg auf den Stuhl, ihre Augen nach vorn gerichtet wie ein Schlafwandler… Sie legte sich die Schlinge um den Hals.
    Hugo war da, um zu sehen, dass sie tat, was sie tun musste.
    Sie stieß den Stuhl zur Seite…

Epilog
     
    S ir Thomas Legge, stellvertretender Leiter von Scotland Yard, sagte gereizt: «Die ganze Sache ist einfach unglaublich!»
    Inspector Maine erwiderte respektvoll: «Ich weiß, Sir.»
    «Zehn Leute tot auf einer Insel und keine lebende Seele darauf», fuhr er fort. «Das ergibt keinen Sinn!»
    «Und doch ist es geschehen, Sir», beharrte Inspector Maine.
    «Verdammt und zugenäht, Maine, jemand muss sie getötet haben.»
    «Das genau ist unser Problem, Sir.»
    «Und im Autopsiebericht? Nichts?»
    «Nein, Sir. Wargrave und Lombard wurden erschossen, der erste durch den Kopf, der zweite durchs Herz. Miss Brent und Marston

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