Und dann kam Paulette (German Edition)
fühlen, Erlebnisse mit anderen teilen. Sonst verließ ihn die Lust. Daher war seine Entscheidung gefallen. Er würde bei seinen Freunden wohnen. Ferdinands Hof war groß, er konnte sich zurückziehen und unabhängig sein, wenn er wollte. Er hatte sich in der Scheune eine Werkstatt eingerichtet und werkelte nachts herum, wenn er keinen Schlaf fand. Das passte hervorragend. Und außerdem: Ein Haus, in dem mehrere Großeltern vereint waren, wäre auch für die Kinder nicht schlecht …
Isabelle nahm den Schlüssel in die Hand, beugte sich vor und küsste ihn, dann flüsterte sie ihm ins Ohr: Danke, Onkel Guy .
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Bonbons, Kaugummi und Kekse
Als Klein Lu und Ludo aus der Schule kamen und Ferdinand hinter dem Zaun sahen, rannten sie auf ihn zu und warfen sich ihm um den Hals. Dann wollten sie etwas Süßes haben. Er war sofort einverstanden, und sie machten noch einen Abstecher in die Bäckerei. Mit Isabelle gingen sie normalerweise direkt nach Hause, diese Chance mussten sie maximal nutzen. Sie suchten sich all die Sachen aus, die Isabelle ihnen vorenthielt. Bonbons, Kaugummi und Schokocroissants. Auf dem Rückweg verschlangen sie alles und stellten dabei noch jede Menge Fragen, ohne Ferdinand Zeit zum Antworten zu lassen. Sie wollten wissen, ob Lolli gewachsen war, ob er immer noch Mäuse jagte, wann sie wieder zu ihm auf den Hof dürften, bald begannen die Weihnachtsferien, ob er wüsste, was sie geschenkt bekämen, und dass sich ihre Eltern bald scheiden lassen würden? Danach folgte eine Pause, und Ludo hatte das Gefühl, er müsste etwas ergänzen. Er nahm sein Kaugummi aus dem Mund und erklärte, mit dem zufriedenen Lächeln desjenigen, der etwas weiß, was andere nicht wissen, dass das noch nicht so ganz sicher sei, aber dass die Chancen gut stünden, weil Isabelle und Roland sich jeden Morgen anbrüllten. Kaum hatte er den Satz zu Ende gebracht, steckte er das Riesenkaugummi wieder in den Mund und kaute genüsslich weiter. Ferdinand sagte nur: Aha.
Ein paar Meter weiter zeigte er ihnen den ehemaligen Laden der Schwestern Lumière und das Haus, in dem die beiden wohnten. Natürlich wollte Klein Lu wissen, warum sie so hießen, und auch, warum sie nicht bei ihnen vorbeigingen, um hallo zu sagen, sie kannten sie doch, waren sie nicht sogar mit ihnen verwandt? Leicht gereizt von den vielen Fragen, rollte Ferdinand mit den Augen und klopfte ohne weiteren Kommentar an die Tür. Doch niemand machte auf. Als er das Ohr an die Tür hielt, hörte er Geflüster. Um die beiden alten Frauen zu beruhigen, rief er ihre Namen. Simone machte auf und drehte sich zu ihrer Schwester um: Alles klar, Hortense! Du kannst das Gewehr weglegen, es ist Ferdinand mit den Kleinen, sie wollen nur guten Tag sagen.
Sie traten ein, und die beiden Frauen waren ganz hingerissen von den Kindern: Was waren sie süß, und wie waren sie gewachsen, Potz Blitz, verflixt und zugenäht, wie die Zeit verging! Es war erst vierzehn Tage her, seit sie sie zuletzt gesehen hatten, nach Gabys Beerdigung, aber sie konnten sich nicht daran erinnern, keine von ihnen. Und dann forderte Hortense sie auf, ihr zum Vorratsschrank zu folgen, sie nahm eine große Blechdose heraus und blinzelte ihnen verheißungsvoll zu, während Ferdinand Simone leise wegen des Gewehrs ausquetschte, wieso und warum? Die Kinder hatten keinen Hunger mehr, aber Hortense bestand darauf, dass sie sich verschiedene Kekssorten nahmen. Nur keine Scheu, nehmt euch, so viel ihr wollt, sonst werden sie nur schlecht. Höflich nahmen sie sich je zwei Stück, und Ludo biss in einen der Kekse, spuckte ihn aber sofort wieder aus, er schmeckte ranzig. Um seinen Bruder vor der gleichen Erfahrung zu bewahren, boxte er ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. Aber Klein Lu begriff den Hinweis nicht, sondern schrie aua und versuchte zurückzuboxen. Ludo wich ihm aus und flüsterte ihm ins Ohr, dass die Kekse verdorben seien, woraufhin sich Klein Lu sofort wieder beruhigte. Hortense ging zurück zu den anderen, um mit ihnen zu schwätzen. Die Jungen nutzten die Situation, näherten sich dem Käfig mit den Wellensittichen und schoben die alten Kekse durch das Gitter, um sie unauffällig loszuwerden.
Als sie im Restaurant ankamen, sahen sie Guy, der ihnen den Rücken zukehrte und sich mit ihrer Mama unterhielt. Zögerlich traten sie näher. Bei ihrem letzten Besuch hatten sie mächtig Bammel vor ihm gehabt. Er sah haargenau so aus wie der Sargträger bei Lucky Luke, und außerdem
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