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Und dann kam Paulette (German Edition)

Und dann kam Paulette (German Edition)

Titel: Und dann kam Paulette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Constantine
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könnte. Das war noch eine ganz lange Zeit, aber was soll’s, daran war er schon gewöhnt. Man musste im Leben immer warten. Auf Geburtstage, Weihnachten, die Ferien …
    Sie bestrichen die armen Ritter mit Honig und Nussstückchen und wünschten sich einen guten Appetit. Klein Lu fand sie lecker, aber es fehlte noch etwas Salz. Ludo war ganz seiner Meinung und gab noch eine Prise dazu. Sie aßen ihre Teller leer und bereiteten zwei weitere Teller vor, dann klopften sie bei den Schwestern Lumière an die Tür. Hortense war außer sich vor Freude, als sie hereinkamen, küsste sie mindestens zwanzigmal. Anschließend mussten sie sich mit dem Ärmel die Wangen trockenreiben, so feucht waren ihre Liebkosungen. Um die Brotscheiben probieren zu können, verlangte sie nach ihrem Gebiss. Es lag in einem Wasserglas auf dem Nachttisch neben dem Bett. Vor den Augen der verdutzten Kinder nahm Simone es heraus und reichte es Hortense, die es kurz darauf im Mund hatte und sie anstrahlte.
    Beide aßen mit großem Appetit und überschütteten die Kinder bei jedem Bissen mit Lob für ihre Kochkünste. Die Lulus waren selig.
    Dann wollte Hortense gern Karten spielen, sie schlugen ihr Uno vor, aber sie hatte mehr Lust auf Mau-Mau. Bevor sie loslegten, bat Simone sie noch, sich die Wolle für einen Pullover auszusuchen, den sie ihnen stricken würde. Euer Weihnachtsgeschenk, fügte sie augenzwinkernd hinzu. Bestürzt stieß Klein Lu seinem Bruder mit dem Ellbogen in die Seite. Geschenke hatten eine Überraschung zu sein, sonst war es doof! Ludo zuckte mit den Schultern, er war ebenfalls enttäuscht. Nachdem er einen Moment nachgedacht hatte, beugte er sich zu seinem Bruder hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: Mit den Alten ist es immer dasselbe, die können kein Geheimnis für sich behalten. Klein Lu fand das sehr schade und nahm sich vor, so etwas niemals zu tun, wenn er einmal alt wäre …
    Sie spielten Mau-Mau. Der Zufall wollte es, dass die Jungen die ersten Spiele gewannen, weshalb Hortense schlechte Laune bekam. Daraufhin taten sie so, als würden sie nicht merken, dass sie schummelte, damit sie die nächsten Spiele gewann. Nun konnte sie wieder lächeln. Das war viel schöner.

[zur Inhaltsübersicht]
    45
    Die Zeiger anhalten
    Als sie an diesem Samstag in aller Herrgottsfrühe erwachte, musste Muriel sich beherrschen, um nicht gleich bei ihrem Vermieter anzuklopfen. Es kribbelte ihr in den Fingern. Während sie auf eine akzeptablere Uhrzeit wartete, packte sie ihre Sachen. Als sie dann schließlich einen Vorstoß wagte, war er schon aus dem Haus gegangen. Enttäuscht hinterließ sie ihm eine Nachricht. Zurück in ihrem Zimmer, fiel ihr nichts ein, was sie noch tun könnte, alles war in Koffer, Rucksack und zwei Kartons verstaut, und sie hatte nicht die geringste Lust, ihre Bücher und Hefte herauszuholen, um zu lernen, also lief sie im Zimmer auf und ab. Wie eine Löwin im Käfig.
    Um halb zwölf hatte sich der Vermieter immer noch nicht gemeldet, was sie ziemlich frustrierte, doch jetzt hatte sie ohnehin keine Zeit mehr, denn sie war auf dem Marktplatz verabredet.
    Marceline hatte schon fast alles eingepackt. Die Gemüsekisten, die Marmeladen und der Honig standen bereits auf dem Karren, sie brauchte nur noch die Plane zusammenzulegen. Muriel bot ihr Hilfe an, aber Marceline riet ihr, sich zuerst Cornélius vorzustellen. Er war ein sehr eigenwilliger Esel, durchaus imstande, einen Fahrgast abzulehnen, wenn er zuvor ignoriert worden war. Also reichte Marceline ihr ein Stück Karotte und fügte hinzu, dass ihn das gnädig stimmen könnte, falls er gerade grantig sei. Muriel sah sie mit großen Augen an, sie hielt das ganze Ansinnen für schwachsinnig, traute sich aber nicht, es Marceline zu sagen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand zu ihr herüberschaute, näherte sie sich dem Tier, zögerte ein paar Sekunden und fühlte sich total bescheuert, als sie sagte: Guten Tag, ich heiße Muriel, dürfte ich auf Ihrem Karren mitfahren? Aber sie sagte es trotzdem, wenn auch nur ganz leise. Cornélius sah sie mit einem Auge an, schnupperte zunächst an ihr, dann an ihrer Hand, akzeptierte die Karotte, die sie ihm hinhielt, kaute auf ihr herum und nickte klar und deutlich mit dem Kopf. Muriel konnte vor Verblüffung nicht umhin, ihm zum Dank um den Hals zu fallen. Noch nie hatte ihr jemand gesagt, dass Esel die menschliche Sprache beherrschten! Sie ging zu Marceline, um ihr die Neuigkeit zu verkünden. Marcelines kurzer

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