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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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nichts zu suchen. Gar nichts. Bei dieser Veranstaltung geht es um das ganz große Rad und die elementaren Fragen des Lebens: Holzkohle oder Gas? Hat Sebastian Vettel wirklich Schuppen? Wer hat schon mal ’n Dreier gemacht – und wenn ja, warum war keine Frau dabei? Metabo oder Hilti? Und ganz wichtig: Wer hatte schon mal ’ne Rothaarige?
    Rothaarige – der große Mythos unter Männern! Ähnlich sagenumwoben wie Atlantis, die Bundeslade, das Bermudadreieck oder die Coca-Cola-Rezeptur. Seit zwei Millionen Jahren bringt auf jedem Männerabend bei der Erwähnung des Wortes «rothaarig» mindestens einer den unvermeidlichen Spruch: «Rostiges Dach, feuchter Keller!» Ein ranziger Klassiker, der jedes Mal raunend und wissend beschmunzelt wird, als ob man ihn noch nie gehört hätte. Wunderbar, solche Rituale. Das ist so wie Pullover-über-den-Kopf-Ausziehen, das gibt es nur bei Männern.
    Hajos neuer Heizpilz leistete ganze Arbeit. Das Dingen war so am Braten … nach zehn Minuten stand die komplette Truppe im Feinrippunterhemd auf der Terrasse. Wir sahen aus wie die Weihnachtsfeier von Schiesser. Man musste die Wurst an der Gabel nur an den Heizpilz halten – schon nach einer Minute hatte man ein perfektes Thüringer Filet im Darm.
    Zweieinhalb Stunden später – das Niveau war endlich drei Meter unter der Grasnarbe angelangt – klopfte Hajo gewichtig an sein Glas. Er hatte etwas mitzuteilen.
    Wir rechneten schon mit einer seiner berüchtigten «Männer, machen wir uns nichts vor, es ist doch so»-Reden, die zum Abschluss gerne mit einem schallenden «Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, zack, zack!» endeten. Aber es kam ganz anders.
    «Männer, ich muss euch mal was sagen. Ich hab mich vor vier Monaten sterilisieren lassen!»
    Totenstille. Als ob einer den Stecker gezogen hätte. Betretene Gesichter, ungläubiges Bartkratzen. Verlegenes Hüsteln. Ratlosigkeit. Lähmendes Entsetzen. Und vor allem: Stille. Totenstille. Als die Stille fast nicht mehr auszuhalten war, machte Hajo den entscheidenden Fehler: Er fing an, sich zu verteidigen. «Ich hab es nur wegen Kati getan. Die verträgt das ganze Chemie-Zeug doch nicht. Und irgendwie müssen wir ja verhüten!»
    Birkel reagierte am schnellsten.
    «Hömma, Kati und Verhütung. Die hat doch die letzten zwanzig Jahre super mit ihrem Gesicht verhütet!» Brüllendes Gelächter. Alle Dämme brachen. Man lag sich wiehernd vor Lachen in den Armen. Tränen flossen. Begeisterung pur. Schmitti legte sofort nach: «Sach mal, Hajo, wie viel schneiden die denn da weg?»
    Dankbar nahm die johlende Meute den wissenschaftlichen Aspekt auf: «Stört dieser Beutel nicht beim Tanzen? Liegst du jetzt nur faul in der Sonne rum? Kriegst du jetzt die Regel? Hast du noch Bartwuchs? Wie oft musst du nachts raus? Was machst du, wenn du trotzdem mal Bock hast? Bist du jetzt schwul?»
    Unsere Männerrunde kannte kein Halten mehr. Erbarmungslos wurden alle Sprüche gekloppt und dabei gesoffen, was reinging. Die Stimmung war noch nie so gut gewesen. Nur Hajo stand bedröppelt mit einem schalgewordenen Pils in der Hand auf seinem Stuhl. Er stammelte ein letztes jämmerliches «Ich hab’s doch nur für Kati getan!», da schob der Russe scheinbar hilfsbereit die nächsten Kracher hinterher.
    «Wer kümmert sich denn jetzt um dich? Hast du jetzt einen eigenen Zivi, oder kommt Gerdas Pflegedienst?»
    Die Truppe raste, die Terrasse bebte, der Heizpilz schwankte. In diesem sensiblen Moment sprang ausgerechnet der dicke Bangert auf und versuchte Hajo zu helfen: «Männers, ihr seid doch alle primitiv, ihr solltet euch wat schämen! Lang inne Buxe, kurz im Kopp. Dat ist euer Niveau! Wat der Hajo da gemacht hat, dat war … dat war … dat war ’ne ganz bewusste Bewusstseinsentscheidung. Weg vonne Chemie. Dat ist ‹Bio›, wat der Hajo da ganz bewusst gemacht hat.»
    «Bio? … Bio-Eier oder wat?», rief Töne von hinten ins Gelächter. «Darf ich den Stempel mal sehen?»
    Mir tat der arme Hajo mittlerweile ein bisschen leid, und ich versuchte die Lage etwas zu entschärfen.
    «Männer, ganz ruhig. Jetzt kommt doch mal wieder zur Vernunft. Selbst wenn der Hajo jetzt ’ne Frau sein sollte, ist er doch nicht komplett nutzlos für uns. Der kann uns doch schön Schnittchen machen – und einer muss doch auch hinterher aufräumen. Oder wollt ihr das etwa machen?»
    Das saß. Zumindest wurde nur noch gekichert. Hajo witterte die letzte Chance, seine Reputation wiederzuerlangen. «Leute, jetzt ist mal gut. Das

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