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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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lange zappeln.«
    Als ich später am Abend nach Hause ging, kreisten mir Toms Worte unentwegt im Kopf herum.
    Wen immer ich wählte, es musste der Richtige sein.

19
    Stuck in the middle
    »Wir lassen Ihre Weihnachtskasse klingeln. Ho-ho-ho, dies ist Brum FM.«
    »Was meinst du? Kitschig genug?«, fragte Mick, während ich mich in Erwartung eines langen Arbeitstages mit zwei großen Kaffeebechern und einer Tüte Gebäck durch die Studiotür kämpfte. »Hast du Probleme?«
    »Diese Tür hasst mich.«
    »Böse Tür, ungezogene Tür!«, bemerkte er grinsend.
    Ich reichte ihm einen Kaffee. »Witzig. Gutes Jingle übrigens. Es trieft nur so vor Schmalz.«
    Er kramte in der Tüte nach einer Zimtschnecke. »Amanda wollte natürlich, dass ich noch dicker auftrage. Ich glaube, sie ist mal wieder bei einer Beförderung übergangen worden, also mach dich schon mal auf Zickenalarm gefasst.«
    »Toll. Genau das fehlte mir gerade noch.«
    Mick hielt im Kauen inne. »Hey, lass sie einfach nicht an dich ran. Wenn wir zusammenhalten, hat sie keine Chance. Denn wir, meine Liebe, stehen zwischen ihr und ihrer kostbaren Tabellenkalkulation mit den Abteilungsresultaten. Wenn sie es sich mit uns verscherzt, gehen ihre Zahlen in den Keller.«
    »Ha, was für ein netter Gedanke! Aber ich habe vor Amanda keine Angst. Ich bin nur etwas müde.«
    »Tja, das hast du davon, wenn du dich nächtelang mit Musikern herumtreibst …«
    Er hatte Recht. Wir hatten am Vortag mitten in der Woche einen Auftritt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung gehabt und waren anschließend noch zu Jack und Sophie gegangen. Da D’Wayne und ich bis in die frühen Morgenstunden gequatscht hatten, war ich bei Jack und Soph geblieben, um vor der Arbeit wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.
    Schon als D’Wayne während unseres Soundchecks in dem gemeinnützigen Vereinshaus in einem Außenbezirk von Wolverhampton auftauchte, war mir seine gedämpfte Stimmung aufgefallen. Die Wohltätigkeitsveranstaltung war von seinem Bruder organisiert worden, und zwar zugunsten der Kinderabteilung im New Cross Hospital, wo seine kleine Nichte nach einer Wirbelsäulenopera tion sechs Monate gelegen hatte. Ich nahm an, dass sich D’Wayne während der Veranstaltung ausnahmsweise mal zurückhaltender benahm, weil seine gesamte Familie anwesend war, deren Mitglieder alle unglaublich charakterfest zu sein schienen. Später fand ich jedoch heraus, dass der eigentliche Grund absolut nichts mit familiären Spannungen zu tun hatte.
    Nach der Veranstaltung saß D’Wayne still und in sich gekehrt auf dem Sofa bei Jack und Soph. Das war nichts Neues, da er manchmal lieber den stillen Beobachter spielte als selbst mitzumischen, aber sein Humor war immer präsent, und er ließ sich auch von den Jungs der Band immer gern zum Rumblödeln animieren. Heute jedoch bemerkte ich in seinem Blick eine Schwermut, die ich an ihm nicht kannte. Wie immer plätscherte die Unterhaltung der Pinstripes unbekümmert dahin, und nur unser Manager sagte kein Wort.
    Ich setzte mich neben ihn und stupste ihn in die Seite. »Alles klar, Boss?«
    Er lächelte gekünstelt: »Ging nie besser.«
    »Hm. Spiele nie mit dem Gedanken, Schauspieler zu werden, okay? Das war eine miserable Darbietung.«
    Dies brachte mir ein etwas offeneres Lächeln ein: »Entschuldige. Im Moment denke ich einfach zu viel nach, das ist alles.«
    »Willst du darüber reden?«
    Überrascht richtete er sich auf und sah mich an: »Meinst du das wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Danke. Ich kann nicht genau erklären, warum, aber … Du hast doch meine Familie heute Abend gesehen, oder? Ich habe sie zusammen beobachtet, und plötzlich fiel mir auf, wie wohlgeordnet das Leben meiner Brüder ist. Von allen fünf. Sie haben Familie, Kinder und alles andere. Ich bin der Älteste, und was habe ich? Okay, ich besitze ein schönes Haus, einen super Wagen, ich mache Kohle und trage teure Klamotten – aber was bedeutet das alles am Ende des Tages? Weißt du, heute Abend war ich zum ersten Mal eifersüchtig auf meine Brüder. Wenn ich die Tür abends zumache, gibt es nur mich – na ja, jedenfalls meistens. Aber selbst wenn mal eine Frau in meinem Leben auftaucht, hält das nie lange …« Er brach ab, da Tom sich neben mich plumpsen ließ.
    »Alles okay bei euch?«
    Schweigend musterte D’Wayne sein Weinglas. Tom sah mich mit hochgezogenen Brauen an, verstand den Wink jedoch und ging wieder zu Jack und Sophie hinüber.
    Ich lächelte D’Wayne zu:

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