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Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Titel: Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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glaube, es war heute.« Edna runzelte die Stirn und schürzte die Lippen, während sie der schwer fassbaren Erinnerung nachjagte und sie in den zeitlichen Ablauf der Dinge einzuordnen versuchte. Schließlich gab sie auf und konzentrierte sich auf etwas, das näher lag und greifbarer war. Sie klopfte ihre Tasche ab, um zu überprüfen, ob die Schokolade noch da war, und lächelte glücklich.
    »Hat sie dir den Morgenmantel gebracht?«
    Edna sah an sich herab, als würde sie das Kleidungsstück zum ersten Mal bemerken, und strich das Material probehalber glatt. »Ich schätze, dass sie es war, ja. Kann mich nicht erinnern. Sie ist in Ordnung, für jemanden von der Wohlfahrt. Ich hab nicht so viel mit der Wohlfahrt am Hut. Es war eine Wohlfahrt, die mir meine Katzen weggenommen hat.« Ihre gute Laune verblasste. Sie beugte sich vor. »Ich vergesse meine Katzen nicht!«
    »Nein, sicher nicht, Edna«, murmelte Ganesh neben mir.
    Edna angelte die Schokolade aus der Tasche und studierte die Verpackung. »Ich behalte das Papier«, sagte sie. »Es ist hübsch.« Sie schob die Schokolade wieder zurück.
    »Edna …«, begann ich vorsichtig. »Dieser Unfall, den du auf der Straße hattest …«
    »Ich hatte keinen Unfall!«, schnappte sie. »Er hat mich überfahren! Oder zumindest hat er es versucht!«
    »Ich glaube dir, Edna, ehrlich, ich glaube dir! Kannst du dich erinnern, ob du von irgendwas abgelenkt wurdest, unmittelbar bevor es passiert ist?«
    Sie starrte mich mit beunruhigender Klarheit an. »Von was denn beispielsweise, Kind?«
    »Ich will dich nicht beeinflussen, Edna«, erklärte ich. »Ich möchte einfach nur, dass du versuchst, dich zurückzuerinnern. Bis zu dem Moment, als du beschlossen hast, die Straße zu überqueren.«
    »Da war nichts«, sagte Edna missmutig. »Es waren Leute auf beiden Seiten auf den Bürgersteigen, aber die Straße war völlig leer, bis dieses Motorrad aus dem Nichts auf mich zugerast kam.«
    Ganesh, loyal wie immer, auch wenn er keine Ahnung hatte, worauf ich hinauswollte, beugte sich vor. »Stell dir die Szene vor, Edna«, sagte er. »Eine leere Straße, und du …«
    Sie hob einen verschrumpelten Finger und richtete ihn auf Ganesh. »Nein, nicht ich allein. Da war noch ein Junge, der sie vor mir überquert hat. Er wurde nicht überfahren, oder? Er ist über die Straße geschlendert, als hätte er alle Zeit der Welt, und er hatte nur Augen für sein komisches kleines Telefon, du weißt schon, diese neumodischen Dinger ohne Kabel. Eigentlich hätte er überfahren werden müssen! Er hat nicht nach rechts und nicht nach links gesehen! Er hätte auch gar nichts sehen können wegen seiner Kapuze. Er hatte nämlich die Kapuze über den Kopf gezogen, obwohl es nicht geregnet hat!«
    »Danke, Edna«, sagte ich. »Diese Jungs heißen Hoodies. Es ist groß in Mode bei diesen Jugendlichen, mit übergezogenen Kapuzen herumzulaufen.«
    Ganesh musterte mich mit einem merkwürdigen Blick.
    »Mode, pah!«, murmelte Edna. »Das ist doch keine Mode! Ich erinnere mich noch an früher. Wir hatten Mode! Reifröcke. Mieder. Man musste hübsch schlank sein, um so etwas zu tragen, und man brauchte die richtigen Unterkleider. Passende Gürtel und Schuhe und Handschuhe. Meine Schwester hatte hübsche Festtagskleider, jede Menge Petticoats. Ich habe ihr immer zugesehen, wenn sie sich fertig gemacht hat, um ihren Freund zu treffen. Sie trug richtige Strümpfe mit Nähten auf der Rückseite, wenn sie welche bekam. Sitzen meine Nähte gerade, Edna? Die Strümpfe waren sehr teuer, und wenn man ein oder zwei Paar in die Hände bekam, dann achtete man sorgfältig darauf. Nichts von diesem Wegwerf-Unsinn, den es heute gibt. Wenn man eine Laufmasche in den Strümpfen hatte, brachte man sie zu einem speziellen Laden, wo sie repariert wurden. Man konnte von der Straße aus durch das Schaufenster zusehen, wie die Mädchen Strümpfe reparierten. Es kann unmöglich gut gewesen sein für ihre Augen!«
    Ihre Stimme war schläfrig geworden, und sie schloss die Augen.
    Ganesh zappelte nervös. »Komm, Fran«, murmelte er. »Sie ist in ihren Erinnerungen versunken. Du kriegst jetzt nichts Gescheites mehr aus ihr heraus. Nicht, dass sie vorher viel Gescheites gesagt hätte.«
    Wir gingen, ohne dass ich zu sagen vermocht hätte, ob sie es bemerkte oder ob sie bereits eingeschlafen war.
    Auf dem Weg nach draußen erkundigte ich mich bei der Stationsschwester, ob Edna tatsächlich am nächsten Tag entlassen werden und ins Wohnheim

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