und das Geheimnis der Tuerme
Tomatenketchup in die Hand drückte.
»Hm, lecker«, sagte Flora und ließ es sich schmecken.
Flame setzte sich zu ihrer Schwester und warf einen Blick in den Umschlag. Da war Georges Brief und in der einen Ecke lag der kleine Schlüssel. Alles okay, nichts fehlt, dachte sie. Sie steckte den Briefumschlag in ihre rechte Jeanstasche.
»Mum geht heute Nachmittag mit uns schwimmen«, sagte Flora.
Flame lächelte. »Ja, ich weiß. Das wird toll.« Sie blickte in die Flammen des Lagerfeuers. »Ich frage mich, wo das Kästchen ist. Ich wünschte, wir würden es endlich finden.«
»Hmm«, machte Flora zustimmend, den Mund voller Rühreibrot.
»Es fühlt sich nicht so an, als wären wir einen Schritt weiter«, sagte Flame.
Charles Smythson hätte Camp Cantrip nur allzu gern einen Besuch abgestattet, um nach dem Kästchen zu suchen, während die Mädchen beim Schwimmen waren, aber Dad saß in seinem Büro mit Blick auf den Wilden Wald, und Grandma jätete Unkraut im Rosengarten. Es war unmöglich, zum Lager der Mädchen zu gelangen, ohne von ihr gesehen zu werden. Charles tigerte den Flur auf und ab und starrte die Porträts an, ohne sie wirklich wahrzunehmen.
Ich muss das Kästchen finden und diesem piepsenden Geräusch auf die Spur kommen, dachte er.
Obwohl sie sich nicht daran erinnerte, Charles in ihrem Zimmer ertappt zu haben, beobachtete Grandma ihn mit Argusaugen, seit Flame ihr erzählt hatte, dass er anscheinend den magischen Stein hören konnte. Er mochte noch so charmant sein, er war Glenda Glass’ Neffe. Wenn er den Stein tatsächlich gehört hatte, bedeutete das womöglich, dass er die magischen Kräfte der Cantrips geerbt hatte. Was wäre, wenn er wüsste, dass ihre Enkelinnen im Besitz eines über hundert Jahre alten Briefes waren, in dem von einem magischen Kästchen die Rede war? Was dann? Die Mädchen wären womöglich in großer Gefahr …
Doch an diesem Nachmittag war das Glück auf Charles’ Seite. Als die Cantrip-Schwestern mit einem Bärenhunger vom Schwimmen zurückkehrten, setzten sie sich als Erstes in die Küche und aßen große Stücke von Grandmas Schokospezialkuchen. Mum goss dazu allen ein Glas Holunderlimonade ein.
Plötzlich sprang Flora auf und sagte: »Ich gehe mir schnell ein Sweatshirt holen.« Als sie aus der Küche und die breite Mahagonitreppe hinaufrannte, stand Charles gerade auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock und betrachtete ein paar kleine Aquarellbilder. Flora schoss um die Ecke und stieß beinahe mit ihm zusammen. Charles sah, wie das Mädchen erschrocken nach Luft schnappte.
Er fasste seinen Entschluss blitzschnell. Alles, was er brauchte, war, dass Flora ihn ansah.
»Flora!«, sagte er mit seinem strahlenden Lächeln. »Hattet ihr Spaß beim Schwimmen?«
»Ja, danke«, erwiderter Flora höflich und sah zu ihm hoch. Keine Sekunde später stand sie wie festgefroren da. Ihre Augen wirkten glasig und sie sah ausdruckslos geradeaus.
»Flora, gib mir das Ding, das diese piepsenden Geräusche macht«, befahl Charles.
Flora griff in die Hosentasche ihrer Jeans und zog den Stein heraus.
»Gib ihn mir«, wiederholte Charles.
Flora reichte ihm den Stein.
Gleichzeitig hob Charles die Hand vor ihr Gesicht, wie er es bei Grandma getan hatte und vollführte eine rasche Handbewegung. Er entfernte die Erinnerung an die letzten zehn Minuten aus ihrem Geist und schleuderte sie zu Boden.
Dann, während Flora noch bewegungslos dastand, ging er schnell die Treppe hinunter in den ersten Stock und verschwand um eine Ecke außer Sicht.
Als Flora zu sich kam und eine Minute später die Treppe hinunterging, war von Charles weit und breit nichts zu sehen.
Flora kehrte mit leeren Händen in die Küche zurück.
»Ich dachte, du wolltest dir ein Sweatshirt holen«, sagte Mum.
»Ach, tatsächlich?«, erwiderte Flora.
Sky kicherte. »Wenn du nicht aufpasst, bist du bald so vergesslich wie ich!«, sagte sie.
Nachdem die Mädchen vom Tisch aufgestanden waren, ging Mum nach oben. Grandma saß noch eine Weile da und trank ihren Tee. Irgendwo in ihrem Hinterkopf regte sich eine vage Erinnerung. War sie auch auf ihr Zimmer gegangen, um sich einen Pullover zu holen und mit leeren Händen zurückgekehrt? Was ist es bloß?, fragte sie sich. Ich erinnere mich einfach nicht.
Ihre Gedanken wanderten zu Charles Smythson. Die Erinnerung an Glendas Angriff auf Cantrip Towers war immer noch zu frisch, als dass sie anders als wachsam auf eine fremde Person im Haus hätte
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