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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hohen Fenstern auf der einen und Bücherschränken auf der anderen Seite.
    Eine Leiter und ein Laufsteg mit vergoldetem Ge-länder sorgten für Zugang zu den höher gelegenen Büchern, und die Decke war ein Wunderwerk aus Stuck und Malereien.
    Wir saßen an einem Ende des Raumes an einem runden Tisch, ich in meinen frisch gewaschenen Jeans und dem Flanellhemd und Willis senior in einem eleganten anthrazitgrauen Anzug. Er versuchte, sich meiner legeren Kleidung anzupassen, indem er den Knoten seiner Seidenkrawatte etwas lockerte, dann plauderte er mit mir über Bücher und Reisen, während die Jurastudenten uns von dem Servierwagen bedienten, den Bill am Abend zuvor auch benutzt hatte.

    Mitten im Fischgang kam mir der Gedanke, dass ich, ehe ich zu Dimitys Landhaus fahren würde, die Orte in London aufsuchen könnte, die meine Mutter im Krieg gesehen hatte. Damit könnte ich mich vielleicht auf die Briefe der beiden Frauen und die daraus entstandenen Geschichten einstimmen. Erst beim zweiten Sorbet war ich mutig genug, Willis senior diesen Vorschlag zur Begutachtung zu unter-breiten. Er fand seine volle Zustimmung.
    Ich beschloss, ihm nichts von dem Foto zu sagen.
    So großzügig er auch war, Willis senior sah es als seine erste Pflicht an, den Wunsch von Dimity Westwood zu erfüllen und dafür zu sorgen, dass die Einleitung zu den Geschichten rechtzeitig geschrieben wurde. Die ernüchternde Wahrheit – eine Wahrheit, die ich ihm nicht enthüllen konnte – war, dass diese Einleitung womöglich gar nicht zustande kommen würde. Mir blieb nur ein Monat in Dimitys Haus, und das war vielleicht nicht lange genug, um beiden Aufgaben gerecht zu werden. Meine erste Pflicht bestand jedoch meiner Mutter gegenüber, und ich wollte Willis senior nicht in die Lage bringen, mir etwas verbieten zu müssen, das ich trotzdem tun würde.
    Das war auch der Grund, warum ich es Bill nicht sagen konnte. Wenn wir einmal in Finch waren, müsste ich sehen, wie ich ihn irgendwie loswurde.
    Ich würde ihn in ein Hotel oder eine Pension schicken, und das würde auch keinerlei Verdacht auf-kommen lassen. Wenn jemand meinen Wunsch nach Anstand und guten Sitten verstehen würde, dann bestimmt Willis senior. Und ob sie nun Partner waren oder nicht, ich wusste, wer in dieser Kanzlei den Ton angab.

    Während der folgenden Woche, in der wir unsere Vorbereitungen für die Reise trafen, wurde Bills Verhalten noch seltsamer.
    Als ich nach meinem Abendessen mit Willis senior in die Gästesuite zurückkehrte, fand ich das Ankleidezimmer leer. Am nächsten Morgen jedoch weckte mich ein Poltern im Flur, und als ich dem Lärm nachging, erblickte ich Bill und vier Bedienstete, die gerade sechzehn der schönsten Lederreise-sets davontrugen, die ich je gesehen hatte.
    »Noch mehr Geschenke?«, fragte ich.
    »Ich hatte sie eigentlich unten abfangen wollen«, sagte Bill, »aber ich kam zu spät.« Er bedeutete den Studenten, dass sie fortfahren sollten, um dann einen besonders schönen Kleiderkoffer hochzuhalten.
    »Sie finden diesen nicht zufällig doch sehr hübsch?«
    »Er ist wunderschön, aber nein, danke«, sagte ich. »Jeder Dieb von hier bis Bangkok würde ihn ebenfalls unwiderstehlich finden.«
    »In Ordnung«, sagte er, indem er den Koffer auf den Boden stellte. »Womit reisen Sie denn normalerweise?«

    »Segeltuchtaschen«, erwiderte ich. »Dauerhaft, leicht und so unauffällig, dass sie niemanden in Versuchung führen. Und wenn sie leer sind, rollt man sie zusammen und stopft sie in eine Schublade.«
    »Wären Nylontaschen nicht noch leichter?«, fragte er.
    »Das schon, aber wenn sie einreißen, sind sie schwerer zu reparieren.«
    »Sehr praktisch«, meinte er.
    »Ich bin eben ein praktischer Mensch.«
    »Das merke ich.« Er steckte die Hände in die Ho-sentaschen und wippte auf den Fersen. »Vater hat mich übrigens in Dimitys Pläne eingeweiht. Von diesem Moment an stehe ich zu Ihren Diensten. Um welche Zeit möchten Sie aufbrechen?«
    »Wäre zehn Uhr zu früh?«
    »Zehn Uhr ist perfekt. Das Gepäck wird zur ge-wünschten Stunde für Mylady bereitstehen. Bis dann.« Er schlug die Hacken zusammen und ver-beugte sich formvollendet, dann nahm er die restlichen Gepäckstücke auf und verschwand.
    Ich seufzte und schloss die Tür, wobei ich wünschte, dass jemand Bill zur Seite nehmen und ihm klar machen würde, dass ich eine ganz normale Freundschaft mehr schätzen würde als zwanzig seiner Auftritte als Märchenprinz.

    Während der nächsten fünf

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