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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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»Was für ein Tag …« Er fuhr sich mit der Hand durch das zerzauste Haar und verschwand wieder.
    Willis senior faltete seine Serviette zusammen und legte sie neben den Teller. Dann zog er ein flaches, rechteckiges Päckchen aus seiner Brusttasche. Es war in Goldfolie verpackt.
    »Es scheint, als müsste ich Ihnen das jetzt geben, Miss Shepherd. Ich hoffe, Sie werden es nützlich finden.«
    »Oh, aber Sie hätten das nicht …« Ich nahm das Päckchen und wickelte es vorsichtig aus. »Wirklich, Sie haben sich so viel Mühe gemacht …« Ich verstummte, als ich sah, was er mir gegeben hatte.
    »Eine Landkarte«, sagte ich etwas unsicher.
    »Eine topografische Karte«, verbesserte Willis senior. »Mein Sohn erwähnte, dass Sie Wanderschu-he gekauft haben, also dachte ich, dass Sie vielleicht den Wunsch hätten, während Ihres Aufenthalts in England die nähere Umgebung des Hauses zu erkunden. Wenn das der Fall ist, dann wird Ihnen diese Karte von großem Nutzen sein. Haben Sie Erfahrung im Umgang mit topografischen Karten?«
    »Nein«, sagte ich, »ich wandere eigentlich immer auf markierten Wegen.«
    »Sie werden es ganz schnell lernen. Sehen Sie, diese Karte gibt die natürlichen Konturen und Erhebungen in der Umgebung des Hauses wieder. Hier, ich kann Ihnen sogar das Haus darauf zeigen …«
    Willis senior entfaltete die Karte und erklärte mir kurz, wie man sie las. Als er fertig war, nahm ich seine Hand und drückte sie.

    »Es ist ein wunderbares Geschenk«, sagte ich.
    »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Ich freue mich, dass es Ihnen ge-fällt.« Er seufzte zufrieden. »Ich habe eine große Schwäche für Landkarten.«

    Schnell rannte ich zur Gästesuite hinauf, in der Hoffnung, Bill noch zu erwischen, ehe er mit dem Geschenk für Willis senior verschwunden war. Ich wollte ihm zeigen, was sein Vater mir geschenkt hatte, es war ein so ergötzlicher Zufall, dass ich es nicht für mich behalten konnte. Aber er war schon da gewesen und hatte nicht nur die gerahmte Landkarte, sondern auch meine Taschen mitgenommen.
    Ich legte Megs Decke auf den Couchtisch im Wohnzimmer, dann ging ich hinunter, wo Willis senior schon an der Eingangstür stand.
    »Haben Sie auch alles, was Sie brauchen, Miss Shepherd?«, fragte er.
    »Jetzt habe ich alles«, erwiderte ich und schwenkte sein Geschenk.
    »Ich werde Sie regelmäßig anrufen, um Ihnen Miss Westwoods Fragen zu stellen – obwohl ich gestehen muss, dass ich es auch sonst täte.«
    »Wir werden uns freuen, von dir zu hören«, sagte Bill, der zu uns trat. »Pass gut auf dich auf, Vater.
    Keine wilden Partys, keine Krawalle, sonst müsste ich nach Hause kommen und dir ernsthaft ins Gewissen reden.« Er ergriff die Hand seines Vaters, zögerte kurz, dann trat er auf ihn zu und umarmte ihn. Willis senior ließ es steif über sich ergehen, ehe er ungeschickt die Hand hob und seinem Sohn auf den Rücken klopfte. Dann drehte sich Bill um und ging aufs Auto zu.
    »Sehr bemerkenswert«, murmelte Willis senior.
    »Danke nochmals für alles«, sagte ich. »Sie werden mir fehlen, Mr Willis. Hoffentlich sprechen wir uns bald.«
    »Das glaube ich sicher«, stimmte er zu. Ich ging ein paar Stufen hinunter. »Und, Miss Shepherd«, fügte er hinzu, »Sie werden mir auch fehlen.«

    In der Zeit, bis wir an Bord gingen, diktierte Bill Memos, und bis ich meine Tasche unter dem Sitz vor mir verstaut, den Sitzgurt angelegt und den an-gebotenen Champagner abgelehnt hatte, war er eingeschlafen. Ich war mehr als enttäuscht. Schließ-
    lich hatte ich eine unruhige Nacht damit zuge-bracht, mir eine tief empfundene Dankesrede für den wunderbaren Rahmen zurechtzulegen, dann hatte ich den ganzen Tag darauf gewartet, sie endlich loszuwerden, und jetzt sah es aus, als ob ich noch länger damit warten müsste.
    Dennoch, ich konnte es ihm nicht verübeln: Er machte einen erschöpften Eindruck, als ob er seit Tagesanbruch auf den Beinen gewesen wäre. Und in der vergangenen Woche hatte Bill mir so viel Zeit gewidmet, dass ich ganz vergessen hatte, wie viele andere Verpflichtungen noch auf ihn warteten.
    Es sah aus, als ob er es auch vergessen hätte, sodass er alle Arbeit an diesem letzten Tag hatte nachholen müssen. Als wir unsere Flughöhe erreicht hatten, klingelte ich nach einer Stewardess und bat um eine Decke. Bill rührte sich nicht, als ich ihn damit zu-deckte.
    Viel zu aufgedreht, um zu schlafen, blätterte ich in Zeitschriften und versuchte, in dem Buch zu lesen, das ich mitgebracht hatte.

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