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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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verstaute die Decke oben im Gepäckfach.
    »Keine Ursache.« Ich hoffte, die Unterbrechung würde ihn auf ein anderes Thema bringen, aber als er sich setzte, fuhr er da fort, wo er stehen geblieben war.

    »Als ich nach der Beerdigung wieder in die Schule zurückkehrte, kam ich mir vor wie ein Aussätziger.
    Die Lehrer hatten den anderen Jungen eingeschärft, sie sollten nichts zu mir sagen, was mich traurig machen könnte, also sprachen sie gar nicht mit mir.
    Ich war völlig verwirrt, als ob meine Mutter etwas getan hätte, was man in guter Gesellschaft nicht erwähnen durfte.«
    »Aber du wolltest doch sicher auch nicht darüber reden, oder?«, sagte ich.
    »Nein, aber ich wollte auch nicht, dass es jedes Mal im Raum still wurde, sobald nur das Wort
    ›Mutter‹ fiel. Es war wie eine Erlösung, als Vater mich beurlauben ließ, um mich mit nach England zu nehmen.«
    »Und dann hast du Dimity kennen gelernt.« Ich fing an, näher hinzuhören.
    »Wir wohnten bei ihr in London. Es war ein fantastisches Haus, in dem ich jede Freiheit hatte. Die meiste Zeit verbrachte ich auf dem Dachboden, wo ich in alten Kisten herumstöberte. Ich fand alte Schallplatten, Kaleidoskope, sogar ein altes Kris-tallradio, das noch funktionierte. Und Tante Dimity war einfach … ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte. Sie redete nicht um den heißen Brei herum. Wenn wir im Garten waren, fragte sie mich, welches die Lieblingsblumen meiner Mutter waren.
    Dann pflückte sie ganze Körbe voll von diesen Blumen und verteilte sie im Haus, als ob es die na-türlichste Sache der Welt wäre. Und jeden Abend erzählte sie mir Geschichten.«
    »Geschichten von Tante Dimity?«
    »Nein«, sagte Bill mit einem flüchtigen Lächeln.
    »Soweit ich weiß, waren diese Geschichten ausschließlich dir vorbehalten. Meine hatten eine ganz andere Heldin.«
    »Aber die Geschichten haben dir geholfen?«
    Plötzlich war ich doch neugierig geworden.
    »Ja. Sie haben geholfen.« Einen Moment schwieg er. »Ich würde deine Geschichten gern einmal lesen.
    Vielleicht können wir ja tauschen. Wie wär’s?« Er stieß mich sanft an. »Ich erzähl dir meine, wenn du mir deine erzählst.«
    »Nur, wenn du dich benimmst«, sagte ich.
    »Ich bin ein Muster an gutem Benehmen«, entgegnete er. »Sonst hätte Vater eine Aufsichtsperson engagiert, die dich in Tante Dimitys Haus bewacht.
    Ich habe vor, auch dort zu wohnen, wenn du nichts dagegen hast. Es scheint ziemlich groß zu sein, und so wäre es leichter, wenn ich etwas für dich zu erledigen habe. Vater schlug vor, dass ich in ein Hotel ziehe, aber ich konnte ihn davon überzeugen, dass seine Ansichten darüber, was schicklich ist, nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand sind. Wir sind schließlich keine Teenager mehr, nicht wahr?«
    Ich konnte der Herausforderung in seinen Augen nicht widerstehen – und wenn nötig, so sagte ich mir, könnte ich ihm einige sehr zeitraubende Aufträge erteilen. Ich warf den Kopf zurück, um mir das Haar aus dem Gesicht zu schütteln, und sagte:
    »In Ordnung, solange ich nicht bei meiner Arbeit gestört werde.«
    »Du wirst gar nicht merken, dass ich da bin.« Er nahm einen Füllhalter und ein kleines, in Leder gebundenes Notizbuch aus der Tasche. »Da wir schon einmal über die Einzelheiten der Reise sprechen, habe ich ein paar Fragen, ehe wir landen.
    Vater sagte, dass deine Mutter und Dimity Westwood sich während des Krieges in London kennen lernten, stimmt das?«
    »Ja«, sagte ich. »Meine Mutter war mit einer Gruppe von Beratern hinübergeschickt worden, noch ehe wir Deutschland den Krieg erklärt hatten, und blieb dann bis zum Kriegsende.«
    »Was hat sie gemacht?«
    »Sie war eine Angestellte, Sekretärin – Büromaus, wie sie es nannte. Jetzt, wo ich über Dimity Bescheid weiß, möchte ich London mit ihren Augen sehen. Ich möchte die Orte aufsuchen, wo sie gewesen sind.«
    »Zum Beispiel?« Er schraubte die Kappe vom Füller und öffnete das Notizbuch.
    »Zum Beispiel … Also, für dich macht das wahrscheinlich keinen Sinn«, sagte ich. »Es handelt sich ja wohl kaum um Orte, die man mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung bringt.«
    »Aber es gibt bestimmt Orte, die du mit deiner Mutter in Verbindung bringst.«
    »Sie wollte alles sehen. Erinnerst du dich an die Geschichte, die ich dir und deinem Vater an dem Abend erzählte, als ich bei euch ankam? Die Geschichte von der Taschenlampe?« Also wurde Harrod’s ins Notizbuch aufgenommen, zusammen mit dem Zoo, der

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