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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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goldenen Streifen durch Ritzen im Bambus. Von Bonchoo und den zwei jungen Mönchen umgeben, lag Mornajay unruhig auf einer Matte. Der Mann, den sie auf dem Außengang gesehen hatte, beugte sich gerade, mit dem Rücken zu ihr, über Mornajay. Zwar konnte sie sein Gesicht nicht sehen, wohl aber, daß er eine Hand Mornajays hielt und behutsam auf die Fingernägel drückte. Er nickte und sagte etwas zu den zwei Mönchen, die ihm daraufhin eine Schüssel und eine Tasse reichten.
Bonchoo bemerkte Mrs. Pollifax. Er erhob sich und nahm ihren Arm. »Kommen Sie. Es ist besser, wenn Sie nicht zuschauen. Während ich zurücklief, um Sie zu holen, bereitete der Acharya Gegenmittel vor. Haben Sie Vertrauen zu ihm, er ist ein sehr heiliger Mann.«
»Aber was kann er Mornajay hier schon geben?«
Bonchoo lachte. »Im Augenblick Nguang chum, Hua euang und Krachaosida in Wasser gekocht. Hilft ihnen das weiter?«
»Nein«, antwortete sie mit schwachem Lächeln.
»Mir auch nicht, aber so hat man es mir gesagt. Ich habe keine Ahnung, was Nguang chum ist - vielleicht irgendein Heilkraut, das nur hier bekannt ist - aber Hua euang und Krachao sida sind Orchideenarten.«
»Glaubt er, daß Mornajay durchkommen wird? Er hat das Gift immerhin bereits zwei Stunden in sich!«
Bonchoo antwortete ernst: »Das wird sein Karma entscheiden. Aber eben, weil schon zwei Stunden vergangen sind und er noch lebt, meint der Acharya, daß das Gift nicht sehr stark sein kann.«
»Puh! Dann möchte ich lieber nicht wissen, wie eine starke Dosis wirkt! Spricht der heilige Mann Englisch?«
»Ein bißchen, glaube ich.«
»Nur ein bißchen - o je!«
Sie traten hinaus auf den Außengang in die abkühlende Luft. Hier waren sie in Augenhöhe mit den Baumspitzen rings um die Lichtung. Die orangefarbene Sonnenscheibe war inzwischen im Wald versunken, doch der Himmel noch mit Rot durchzogen. Eine Krähenschar flog herab und um einen hohen Baum am Waldrand herum, ehe sie sich krächzend zwischen seinen Blättern niederließ. Ein Papagei protestierte kreische nd gegen diese Invasion und ein kurzes leuchtendes Grün und Rot verriet, daß er davonflog. Während sie zuschauten, färbte sich das Rot des Horizonts zum leuchtenden Malventon. Vom Tschilpen einiger Vögel und dem Scharren der Hühner im Garten abgesehen, hatte die Stille der Dämmerung eingesetzt. Erst nach einer Weile wagte Mrs. Pollifax die Frage zu stellen, die sie bewegte: »Anu ist nicht mehr bei uns, Bonchoo. Glauben Sie, daß das SchanLager in der Nähe ist und, daß die Mönche wissen, wo? Ob uns wohl einer morgen früh dorthin bringen könnte?«
Bonchoo zögerte, dann sagte er bedächtig: »Sie bieten uns ein Nachtlager und etwas zu essen, aber wir sind Störenfriede für sie.« Er blickte ihr ins Gesicht. »Wir haben die Welt hierhergeschleppt, Koon Emily. Bestimmt weiß der Acharya, wo das SchanLager ist, aber ob er sich mit solch weltlichen Dingen abgibt? Er ist ein sehr heiliger Mann. Ich glaube, wir sollten bis zum Morgen warten, ehe wir mit diesem Problem an ihn herantreten, Mrs. Emily.« Eine zweite Nacht und morgen der dritte Tag... Blicklos starrte sie in den Dschungel und dachte, daß jede Stunde die Suche nach Cyrus schwieriger machte. Trotzdem mußte sie zugeben, daß Bonchoo recht hatte. Jetzt, da bereits die Nacht anbrach, gab es nichts, was sie tun konnten, gar nichts. Doch ob heiliger Mann oder nicht, der Acharya mußte überredet werden, ihnen morgen früh zu helfen!

13
    Irgendwann in der Nacht wurde Mrs. Pollifax unruhig und wachte auf. Auch der Wald war aufgewacht, wie sie feststellte. Das mißtönende Schrillen von Zikaden bildete die Begleitung für die verschiedensten anderen Geräusche: Das durchdringende Kreischen eines Vogels; ein plötzlicher, fast menschlicher Schrei, dem ein vielstimmiges Heulen folgte. Dann waren eine Weile wieder nur Zikaden zu hören, bis erneut größere Tiere ihren Unmut äußerten. Mrs. Pollifaxs Blick schweifte über die Wände; der Mondschein, der durch Ritzen im Bambusdach fiel, malte Streifen auf sie. Automatisch dachte sie: Das Dach werden sie vor der Regenzeit noch abdichten müssen. Mornajay war schon vor Stunden ruhiger geworden. Sie drehte den Kopf und sah ihn schattenhaft ganz in der Nähe liegen. Bonchoo hatte sich auf seiner Matte bei der Tür zusammengekuschelt. Ohne sich im geringsten zu schämen, hatte er ihr gestanden, daß er sich allein in einer Kammer gar nicht wohl fühlen würde, weil er nicht des Nachts aufwachen und feststellen

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