Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
mehr weit.«
    Bonchoo nickte. »Ja, das werde ich, ich habe jetzt etwas mehr Hoffnung. Er hatte das Namjai, uns Essen und Unterkunft zu geben, vielleicht hat er auch das Namjai, uns zu helfen.«
    »Was heißt Namjai?«
    Er grinste. »Wörtlich wohl ›Wasser des Herzens ‹.« Er rollte seine Matte zusammen, legte sie in eine Ecke und ging den Korridor hinunter.
    Was gäbe ich jetzt für eine Zahnbürste!, dachte Mrs. Pollifax. Sie holte ihren Kamm aus der Tasche und wollte sich an ihre morgendliche Waschung machen, als sie bemerkte, daß Mornajay die Augen offen hatte. »Guten Morgen«, sagte sie und ging zu ihm.
    Mornajay starrte sie an, fuhr mit der Zunge über die Lippen und versuchte zu sprechen. Mehr als ein Flüstern brachte er nicht hervor: »Danke.«
    Sie nickte. »Sie haben sehr viel Glück gehabt, Mr. Mornajay, aber nicht mir müssen Sie danken.«
Sein Blick wanderte zum Strohdach und er runzelte die Stirn. »Wo bin ich? Was ist geschehen?«
    »Nun, ich glaube, Sie haben Ihr vergessenes Kloster gefunden«, meinte sie lächelnd.
     
    »Mein was?«
     
    »Ihr vergessenes Kloster. Sie sagten, Sie wären auf der Suche nach einem vergessenen Kloster.«
     
    »Tatsächlich?« Er wirkte verwirrt. »Wie bin ich hierhergekommen?«
    »Schlafen Sie jetzt.« Sie tätschelte seinen Arm. »Schlafen Sie und werden Sie gesund. Später ist noch Zeit genug...«
»Zeit!« Er riß die Augen weit auf und bemühte sich, sich aufzusetzen. »Welcher Tag ist heute? Welches Datum? Bitte - es ist wichtig!«
»Lassen Sie mich überlegen. Ja, es muß Samstag morgen sein und demnach der 19. Januar.«
»O gut! Ja - schlafen. Wieder zu Kräften kommen.« Er lächelte leicht. »War noch nie so schwach. Dysenterie? Malaria? Typhus?«
Mrs. Pollifax lachte. »Ich fürchte, Sie würden mir nicht glauben, wenn ich es Ihnen jetzt sagte, Mr. Mornajay. Schlafen Sie lieber und seien Sie froh.«
»Froh«, murmelte er und schloß die Augen. »Ja, froh«, wiederholte er und schlief ein.
    In diesem Augenblick mochte sie ihn. Er ist kein Mensch, den man leicht gern haben kann, dachte sie. Er war steif, kalt und abweisend und verbarg gewöhnlich jede Spur von Verwundbarkeit, die er jetzt offenbarte. Sie fand, daß er ein glücklicherer und besserer Mensch sein würde, wenn er seine Menschlichkeit zugäbe, statt sie zu verbergen. Andererseits, dachte sie, weiß man ja nie, welche Traumata solche Menschen geformt haben. Jeder hatte sein eigenes Bündel zu tragen, hatte seine eigenen Schutzmaßnahmen, seinen inneren Zwiespalt, seine geheimen Ängste; und wenn es schon so aussah, als wäre Mornajays Bündel besonders schwer, und nun mußte sie unwillkürlich lächeln, konnte er sich doch zumindest sehr schick kleiden - und sehr teuer obendrein. Sie ließ Mornajay allein, um zu sehen, ob es irgend etwas zu essen gab. Sie hatten sehr lange geschlafen, es war fast neun, und sie nahm an, daß das in einem Tempel oder einem Kloster sehr spät war. Zweifellos war der Acharya schon seit dem Morgengrauen auf, vielleicht hatte er auch überhaupt nicht geschlafen. Sie fand die Küche, oder zumindest den Raum, den sie dafür hielt, denn er hatte eine Feuerstelle aus kreisrund angeordneten Ziegeln, in der noch Glut schwelte; in einer großen Lackschüssel war Reis eingeweicht; zwei saubere Kessel hingen an Haken von der Wand; und auf einem Wandbrett standen acht Holzschüsseln und acht leere Einmachtöpfe. In einer Ecke sah sie einen Haufen Holzspäne und kleine Scheite zum Feuermachen, und darüber hing ein Bündel Banane n. Sie brach eine ab und aß sie hungrig im Stehen.
    Da sie niemanden finden konnte, nicht einmal Bonchoo, kehrte sie auf den Außengang zurück und stieg die von Greifen bewachte Treppe zum Garten hinunter und folgte einem Pfad, der zu einer Baumgruppe führte. In ihrem Schatten stand ein Brunnen aus Beton, mit einer primitiven Pumpe und einem komplexen Netz aus Bambusrohren, durch die Wasser ins Kloster geleitet wurden. Unbenutzte Bambusrohre lagen herum wie Strohpuppen, und ein Blick auf die Gräben, die durch den kahlen Garten führten, sagten ihr, daß diese Rohre in der Pflanzzeit zur Bewässerung an den Brunnen angeschlossen wurden.
    Als sie näher kam, sah Mrs. Pollifax Bonchoo auf einer Stufe vor dem Brunnen sitzen. Seine Miene war düster. »Bonchoo!« rief sie. Er rückte ein bißchen, um ihr Platz zu machen, und sie setzte sich neben ihn. »Haben Sie den Acharya gefunden?«
    Er deutete auf drei safrangelbe Gewänder, die zum Trocknen von

Weitere Kostenlose Bücher