und das Hexenhandy
konzipiert ist. Wie sonst ist es zu erklären, dass die zehnjährige Grace Moreland und der neunjährige Alan Baker unabhängig voneinander per SMS auf ihrem Hexenhandy an einen verlassenen Ort gelockt und dort von einer Hexe überfallen wurden? Ja, verehrte Zuschauer, Sie haben sich nicht verhört. Die beiden Kinder gaben zu Protokoll, plötzlich einer Hexe gegenübergestanden zu haben. Ihr äußeres Erscheinungsbild scheint ungefähr dem zu entsprechen, das die inzwischen verstorbene Schauspielerin Margret Hamilton in ihrer Rolle als Hexe des Südens in dem Musicalfilm ›Der Zauberer von Oz‹ hatte. Die Kinder wurden von ihr mit Chloroform betäubt, in einen Käfig gesperrt und in den Wäldern der National Recreation Area in Santa Monica ausgesetzt. ›Vanity Phone World‹ weist jeden Verdacht, hinter diesen Entführungen zu stecken, empört von sich. Doch ›Network-TV‹ gelang es vor wenigen Minuten, den Chef des Unternehmens, Bob Acer, mit einigen Fragen gehörig in die Enge zu treiben.«
Nach einem raschen Bildschnitt erschien das Gesicht des offensichtlich angespannten Mr Acer auf der Mattscheibe. Aufdringlich nah wurde ihm von Jenny Collins das Mikrofon vor den Mund gehalten.
»Mr Acer, vor wenigen Minuten haben Sie auf der Pressekonferenz den Medien gegenüber einen Eid abgelegt, dass ›Vanity Phone World‹ nicht das Geringste mit den Kindesentführungen zu tun hat.«
Der Chef des Unternehmens nickte. »Das habe ich getan, denn es ist zweifellos richtig.«
»So ganz können Sie Ihren Kopf dabei aber nicht aus der Schlinge ziehen«, widersprach die schlagfertige Reporterin mit Nachdruck. »Denn nachdem die Kinder verschwunden waren, fand man schließlich am Ort der Entführung Ihre Mobiltelefone. Dabei handelte es sich immer um das gleiche Modell: das Hexenhandy aus dem Hause ›Vanity Phone World‹. Wie erklären Sie sich das?«
Für den Bruchteil einer Sekunde meinte der Erste Detektiv in Mr Acers Augen eine Spur von Hohn zu bemerken, aber ganz sicher war er sich dabei nicht.
»Das ist für mich ebenso ein Rätsel wie für alle anderen auch«, gab Mr Acer kleinlaut zu. »Aber die haltlosen Anschuldigungen der Medien entbehren jeder Logik, da Sie sich sicher denken können, dass sich die unerfreulichen Vorfälle im Bezug auf unser Produkt bereits negativ auf den Umsatz auswirken.«
Doch Jenny Collins ließ nicht locker. »Das FBI ist im Fall der Kindesentführungen aber der festen Überzeugung, dass die Spuren unausweichlich zu ›Vanity Phone World‹ führen, da der Kidnapper im Besitz der entsprechenden Handynummern war, ohne die es ihm gar nicht möglich gewesen wäre, mit den jugendlichen Opfern per SMS in Kontakt zu treten. Zwar sind diese Nummern auch den Verkäufern bekannt, da sie sie den Kunden beim Verkauf eines Handys mitteilen, aber es wurde bereits ermittelt, dass die besagten Hexenhandys von den Eltern in verschiedenen Stadtteilen erworben wurden. Demnach ist es so gut wie ausgeschlossen, dass der Täter seine Informationen aus diesen Kreisen beziehen konnte. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass der Entführer die privaten Daten seiner Opfer nur über ›Vanity Phone World‹ beziehen konnte.«
»Ich bitte Sie!«, brauste Mr Acer unkontrolliert auf. »Das sind doch alles nur an den Haaren herbeigezogene Mutmaßungen, denen keine konkreten Beweise zugrunde liegen.«
»Trotzdem sind uns Informationen zugespielt worden, aus denen klar hervorgeht, dass Ihnen per Gerichtsbeschluss der weitere Verkauf der Hexenhandys untersagt werden soll, bis das Motiv der Entführungen eindeutig geklärt ist.«
Mr Acer war zu keinem Gegenkommentar mehr fähig.
Diesen Moment nutzte Jenny Collins zu einem weiteren Angriff. »Ich kann Ihren Worten keinen Glauben schenken, Mr Acer. Denn Recherchen von ›Network-TV‹ zufolge hat sich der Verkauf der Hexenhandys infolge der Medienpräsenz im Zusammenhang mit den Kindesentführungen in den letzten Stunden schlagartig gesteigert.«
Nach dieser Äußerung huschte Mr Acer ein diabolisches Grinsen über das Gesicht.
Heimliche Beobachtung
»Ist es den Herrschaften recht, wenn ich den Ton wieder leiser stelle?«, erkundigte sich der Kellner, nachdem Jenny Collins’ Beitrag beendet war. Inzwischen berichtete ›Network-TV‹ exklusiv über einen Empfang im Weißen Haus.
»Kein Problem, Sir!«, rief Justus ihm dankend zu.
Bob nippte wieder an seinem Tee. »So wie es aussieht, fährt ›Vanity Phone World‹ da eine ganz harte Nummer, um die
Weitere Kostenlose Bücher