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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Augen von innen leuchten ließ. Er streichelte mich über die Wange und berührte meine Lippen mit seinen. Dann stand er auf.
    »Ich muss duschen«, sagte er.
    Er ließ mich auf dem Bett sitzen, während er ins Badezimmer ging. Ich zählte bis zehn, dann hob ich den Kopf und stand ebenfalls auf. Ich folgte Nicholas ins Badezimmer. Die Dusche lief bereits.
    »Bitte«, flüsterte ich, und er wirbelte herum, als hätte er einen Geist gehört. Dampf stieg zwischen uns auf. »Du weißt nicht, wie das für mich ist«, sagte ich.
    Der Spiegel beschlug, und das Badezimmer wurde eingenebelt, sodass Nicholas’ Stimme gedämpft klang, als er sagte: »Paige …«
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu und legte in Erwartung eines Kusses den Kopf auf die Seite. Über das Babyfon hörte ich Max im Schlaf seufzen.
    Nicholas zog mir das Negligee über den Kopf, nahm mich an den Hüften und ließ seine Hände meine Rippen hinaufwandern. Bei seiner Berührung stöhnte ich und reckte mich ihm entgegen. Dann spritzte plötzlich ein dünner Milchstrahl aus meinem Busen und auf seine Brust.
    Ich schaute an mir herunter und ärgerte mich über den Verrat meines Körpers. Als ich mich Nicholas wieder zuwandte, erwartete ich, dass er es ignorierte oder einen Scherz darüber machte. Auf das, was ich in seinen Augen sah, war ich jedoch nicht vorbereitet. Er wich einen Schritt von mir zurück, und sein Blick wanderte entsetzt über meinen Körper. »Ich … Ich kann nicht«, brachte er erstickt hervor. »Noch nicht.«
    Nicholas berührte mich kurz an der Wange und küsste mich dann flüchtig auf die Stirn, als wolle er es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Anschließend stieg er in die Dusche, und ich hörte dem Prasseln des Wassers eine Weile zu. Dann hob ich die Seide vom Boden auf, hielt sie mir vor den Leib und verließ das Badezimmer.
    Ich zog das älteste, weichste Nachthemd an, das ich besaß. Es wurde vorne zugeknöpft und war mit kleinen Pandabären bedruckt. Als ich wieder auf den Flur hinaustrat, stellte Nicholas das Wasser ab. Vorsichtig öffnete ich die Tür des Kinderzimmers. Im Inneren war es stockdunkel. Nicholas würde nicht zu mir kommen. Nicht heute Nacht. Ich tastete mich durch die Dunkelheit, ging um den großen Plüschstrauß herum, den Marvela geschickt hatte, und strich mit den Händen über den Bezug des Wickeltisches. Dann stolperte ich und stieß mir das Schienbein an der Wiege, bemerkte den klebrigen Fleck an meinem Fuß, und mir war klar, dass es sich um mein eigenes Blut handelte. Schließlich setzte ich mich, um Max’ Atemzüge zu zählen, und ich wartete darauf, dass mein Sohn mich wieder rief.

K APITEL 17
    N ICHOLAS
    »Du wirst schon wieder so spät nach Hause kommen? Ich verstehe einfach nicht, warum du es nicht einrichten kannst, ein wenig öfter zu Hause zu sein.«
    »Paige, das ist doch lächerlich. Schließlich mache nicht ich den Dienstplan.«
    »Aber du weißt nicht, wie es hier mit ihm ist, Tag und Nacht. Du hast wenigstens noch das Krankenhaus.«
    »Weißt du eigentlich, was ich dafür geben würde, wenn ich dich mal nicht über deinen Tag jammern hören würde, wenn ich abends nach Hause komme?«
    »Bitte entschuldige, Nicholas, aber ich bekomme nun einmal nicht allzu viel Besuch, bei dem ich mich stattdessen beschweren könnte.«
    »Es zwingt dich doch niemand, zu Hause zu sitzen.«
    »Es hilft mir aber auch niemand, wenn ich rausgehe.«
    »Paige, ich werde jetzt ins Bett gehen. Ich muss früh wieder raus.«
    »Du musst immer früh raus. Und natürlich zählst nur du, denn du bist ja derjenige, der das Geld nach Hause bringt.«
    »Du tust etwas genauso Wichtiges. Betrachte es als deinen Job.«
    »Das tue ich auch, Nicholas. Aber das war so nie geplant.«
*
    Das Erste, was Nicholas auffiel, war, wie viele Bäume bereits blühten. Er hatte achtzehn Jahre in dieser Gegend gelebt, doch er hatte immer geglaubt, die japanischen Ahornbäume und die Apfelbäume, die mit ihren Ästen den Eingangsbereich beschatteten, würden erst Ende Juni blühen.
    Nicholas blieb erst einmal ein paar Minuten im Wagen sitzen und überlegte sich, was er sagen wollte und wie. Er strich mit den Fingern über das blankpolierte Holz des Schaltknaufs, doch statt Holz fühlte er in seiner Erinnerung das weiche Leder seines kleinen Fanghandschuhs, den er als Kind besessen hatte. In der Einfahrt parkte der Jaguar seiner Mutter.
    Nicholas war seit acht Jahren nicht mehr im Haus seiner Eltern gewesen, seit jenem Abend, an dem

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