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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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die Luft erfüllt hatte, wenn unsere Finger sich berührten. Doch nichts geschah. Gar nichts. Ich suchte nicht nach Leidenschaft, und ich wusste, dass ich Jake nicht liebte. Ich war mit Nicholas verheiratet. Ich war, wo ich sein sollte. Trotzdem hatte ich erwartet, dass irgendetwas von früher übriggeblieben war. Ich schaute in Jakes Gesicht, und der Blick seiner blauen Augen war kühl und reserviert. Ja , schien er zu sagen, zwischen uns ist es vorbei .
    Als er eine Minute später wieder zurückkam, bat er mich, kurz mit ihm ins Büro zu kommen. Mein Herz setzte einen Schlag lang aus. Vielleicht würde er ja jetzt etwas zu mir sagen oder seine Reserviertheit aufgeben. Aber er führte mich zum Kreditkartenleser. Meine American Express war nicht angenommen worden. »Das ist unmöglich«, murmelte ich und gab Jake meine Visa. »Versuch die mal.«
    Auch diese Karte funktionierte nicht. Ohne Jake um Erlaubnis zu bitten, griff ich zum Telefon und rief die Notfallnummer auf der Rückseite meiner Kreditkarte an. Der Angestellte der Hotline informierte mich darüber, dass Nicholas Prescott seine alte Visa habe sperren lassen und dass eine neue mit neuer Nummer gerade an ihn versandt worden sei. Ich legte auf und schüttelte den Kopf. »Mein Mann …«, sagte ich. »Er hat mir die Karten gesperrt.«
    In Gedanken rechnete ich rasch aus, wie viel Bargeld mir noch geblieben war, und ich fragte mich, ob meine Schecks wohl auch in anderen Bundesstaaten akzeptiert werden würden. Was, wenn ich nicht genug hatte, um meine Mutter zu finden? Und was, wenn ich sie finden würde, dann aber kein Geld mehr hätte, um zu ihr zu fahren? Plötzlich legte Jake mir den Arm um die Schultern und führte mich zu einem alten orangefarbenen Plastikstuhl am Fenster. »Ich fahre nur schnell deinen Wagen weg«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.« Ich schloss die Augen und ergab mich dem vertrauten Gefühl. Diesmal, sagte ich mir selbst, würde Jake mich retten können.
    Als er wieder zurückkam, setzte er sich neben mich. Inzwischen hatte er graue Haare an den Schläfen, doch es fiel ihm noch immer über die Augen und lockte sich an den Ohren. Er hob mein Kinn, und in seiner Berührung fühlte ich die lockere Kameradschaft, die ich auch empfunden hatte, als ich noch seine Lieblingsschwester war. »So, Paige O’Toole«, sagte er, »was führt dich nach Chicago?«
    Ich erzählte ihm vereinzelte Geschichten aus den vergangenen acht Jahren meines Lebens. Gerade hatte ich ihm erzählt, wie Max von der Couch gefallen war und sich die Nase aufgeschlagen hatte, da klingelte die Glastür, und eine junge Frau kam herein. Sie hatte dunkle, exotische Haut und mandelförmige Augen. Sie trug ein buntes Trägerkleid und hatte eine Tüte Fritos in der linken Hand. »Essen!«, sang sie, und dann sah sie Jake neben mir sitzen. »Oh.« Sie lächelte. »Ich kann auch hinten warten.«
    Jake stand auf, wischte sich die Hände an der Jeans ab und legte der Frau den Arm um die Schultern. »Paige«, sagte er, »das ist meine Frau, Ellen.«
    Bei der Erwähnung meines Namens riss Ellen die dunklen Augen auf. Ich zögerte eine Sekunde in Erwartung eines eifersüchtigen Funkelns in ihrem Blick. Doch sie trat einfach einen Schritt vor und streckte die Hand aus. »Es ist schön, dich endlich kennenzulernen, nachdem ich jahrelang von dir gehört habe«, sagte sie, und ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie es ehrlich meinte. Ellen schlang den Arm um Jakes Hüfte und hakte den Daumen in eine Gürtelschlaufe. »Wie wäre es, wenn ich das Essen dalasse«, sagte sie. »Ich sehe dich dann zu Hause.« Und so plötzlich, wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder.
    Als sie den Raum verließ, nahm sie auch die Energie wieder mit, die sie ausstrahlte. »Ellen und ich sind seit fünf Jahren verheiratet«, sagte Jake und schaute ihr hinterher. »Sie weiß alles. Wir können keine …« Ihm versagte die Stimme, und er begann noch mal von Neuem. »Wir waren bis jetzt nicht in der Lage, Kinder zu bekommen.« Ich wandte mich ab, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. »Ich liebe sie«, sagte er leise und schaute zu, wie sie auf die Franklin hinausfuhr.
    »Ich weiß.«
    Jake hockte sich vor mir auf den Boden. Er nahm meine linke Hand, rieb mit dem Daumen über meinen Ehering und hinterließ dabei einen Schmierfleck, und ich machte mir nicht die Mühe, ihn zu entfernen. »Erzähl mir, warum er dir die Kreditkarten gesperrt hat«, forderte er mich auf.
    Ich legte den Kopf

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