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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Bett«, bemerkte ich.
    Jake lachte. »Ellens Mom hat es uns zur Hochzeit geschenkt. Sie hasst mich. Ich glaube, auf diese Art wollte sie mir sagen, ich solle zur Hölle fahren.« Er ging zu einem Kleiderschrank mit Intarsien, nahm ein T-Shirt heraus und warf es mir zu. Es reichte mir bis fast zu den Knien. »Bist du bereit?«, fragte er und hatte den Raum schon verlassen.
    Jake und ich stellten den Wagen auf dem Parkplatz eines privaten Golfclubs ab und gingen unter dem Highway hindurch zum Ufer des Michigansees. Jake hatte den Korb und eine Kühltasche mit Bier aus dem Kofferraum geholt. Ich wollte gerade abschließen, als ich beschloss, meinen Zeichenblock und die Stifte mitzunehmen.
    Anfang Juli war der See noch immer kalt, doch die schwüle Hitze, die über seine Oberfläche strich, milderte den Schock, wenn man ins Wasser stieg. Meine Knöchel pochten und wurden nach und nach taub. Jake platschte an mir vorbei und sprang kopfüber ins Wasser. Knapp zwei Meter von mir entfernt tauchte er wieder auf, warf das Haar zurück und spritzte mich mit dem eisigem Wasser nass, sodass ich unwillkürlich nach Luft schnappen musste. »Du wirst wirklich eine Memme, Floh«, sagte er. »Da bist du nach Osten gezogen, und jetzt schau mal, was aus dir geworden ist.«
    Ich dachte an den Memorial Day im Jahr zuvor, als es so unglaublich heiß gewesen war. Ich hatte Nicholas angebettelt, mit mir zum Strand in Newburyport zu fahren. Dort angekommen, war ich ins Wasser gewatet und wollte losschwimmen. Doch das Meer war bei Weitem nicht so warm wie die Luft gewesen, und Nicholas hatte gelacht und mir erklärt, vor Ende August könne man hier nicht schwimmen. Dann hatte er mich ans Ufer zurückgetragen und die warmen Hände auf meine Knöchel gelegt, bis ich nicht mehr mit den Zähnen klapperte.
    Jake und ich waren die Einzigen am Strand, denn es war erst knapp neun Uhr morgens. Wir hatten den ganzen See für uns. Jake schwamm Delfin und dann auf dem Rücken, und er kam mir dabei absichtlich so nah, dass er mich vollspritzte. »Ich denke, du solltest wieder hierherziehen«, sagte er und tauchte kurz unter. »Puh«, keuchte er glücklich, als er wieder an die Oberfläche kam. »Und ich glaube, dass ich nie mehr arbeiten gehe.«
    Ich ließ mich ins Wasser sinken. »Hast du als selbstständiger Unternehmer nicht gewisse Vorteile? Wie zum Beispiel, Verantwortung delegieren und trotzdem den Profit einheimsen zu können?«
    Jake tauchte wieder. Diesmal blieb er so lange unter Wasser, dass ich mir Sorgen machte. »Jake«, flüsterte ich und versuchte etwas unter Wasser zu entdecken. »Jake!«
    Er packte meinen Fuß und zog so hart, dass ich nicht einmal Zeit hatte, nach Luft zu schnappen.
    Als ich spuckend und zitternd wieder an die Oberfläche kam, stand Jake ein Stück von mir entfernt und lächelte mich an. »Ich bring dich um«, keuchte ich.
    Jake nahm Wasser in den Mund, stand auf und spuckte es in hohem Bogen wieder aus. »Ja, das könntest du«, sagte er, »aber dann würdest du wieder nass werden.« Er drehte sich um und schwamm weiter weg vom Ufer. Ich atmete tief ein und schwamm ihm hinterher. Jake war schon immer der bessere Schwimmer von uns beiden gewesen, und als ich ihn schließlich erreichte, war mir die Puste ausgegangen. Ich keuchte und griff nach seinem rutschigen Rücken. Jake trat Wasser und hielt mich mit dem einen Arm an der Oberfläche. Auch er war außer Atem. »Alles okay mit dir?«, fragte er und ließ seinen Blick über mein Gesicht und meinen Hals wandern.
    Ich nickte. Sprechen konnte ich nicht mehr. Jake hielt uns beide über Wasser, bis ich wieder ruhig und gleichmäßig atmete. Ich schaute auf seine Hand. Sein Daumen war so fest auf meine Haut gepresst, dass ich wusste, er würde einen Abdruck hinterlassen. Die viel zu langen Träger von Ellens Badeanzug waren mir von der Schulter gerutscht und der Stoff so weit nach unten geglitten, dass man meine Brust sehen konnte. Jake zog mich näher zu sich heran, trat weiter Wasser und küsste mich.
    Es war kaum mehr als eine leichte Berührung unserer Lippen, dennoch stieß ich mich von ihm ab und schwamm so schnell ich konnte ans Ufer. Ich hatte furchtbare Angst. Dabei war es weniger das, was er getan hatte, was mir so eine Angst machte, als das, was fehlte. Da war kein Feuer gewesen, keine brutale Leidenschaft, nichts von dem, woran ich mich erinnerte. Da war nur unser beider Puls gewesen und das stete Plätschern des Sees.
    Es ärgerte mich nicht, dass Jake mich nicht

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