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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Träumen Trish wohl haben könnte. Vielleicht schloss sie ja die Augen und stellte sich vor, wie Alexanders Hände über ihre Hüfte und Schenkel wanderten. Vielleicht erinnerte sie sich aber auch daran, gemeinsam an einem Flussufer gesessen und die kalten Füße in das kalte Wasser gesteckt zu haben. Und vielleicht träumte Alexander ja auch von ihr.
    »Da bist du ja.«
    Ich erschrak, als Nicholas hereinkam. Ich hob die Hand, und er schlang die Krawatte um mein Handgelenk und kniete sich auf die Bettkante, um mich zu küssen. »Barfüßig und schwanger«, sagte er. »Genau so mag ich sie.«
    Mühsam setzte ich mich auf. »Und wie war dein Tag?«, fragte ich.
    Nicholas ging ins Badezimmer und drehte den Wasserhahn auf. »Komm, und sprich mit mir«, sagte er, und ich hörte, wie die Dusche ansprang.
    Ich folgte ihm, setzte mich auf den Klodeckel und spürte, wie der Dampf die Haarsträhnen lockte, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hatten. Mein Hemd, das mir inzwischen viel zu eng war, klebte an meinem Busen und meinem Bauch. Ich dachte darüber nach, Nicholas zu erzählen, was ich heute gemacht hatte, vom Friedhof und von Trish und Alexander. Aber bevor ich meine Gedanken ordnen konnte, drehte Nicholas das Wasser wieder ab und griff nach einem Handtuch. Er wickelte es sich um die Hüfte, stieg aus der Dusche und verließ das Badezimmer in einer Dampfwolke.
    Erneut folgte ich ihm und schaute zu, wie er sich das Haar vor dem Spiegel auf meiner Kommode scheitelte. Er benutzte dazu meine Bürste und beugte sich vor, um sein Gesicht besser sehen zu können. »Komm her«, sagte er und griff hinter sich nach meiner Hand, während er mir im Spiegel in die Augen schaute.
    Nicholas setzte mich auf die Bettkante. Dann bürstete er mir das Haar vom Kopf bis zu den Schultern, bis es mir wie Seide über den Nacken fiel. Ich legte den Kopf zurück, schloss die Augen und ließ mir das feuchte Haar bürsten. Einen Augenblick später spürte ich, wie Nicholas’ ruhige Hand die statische Ladung wegstrich. »Das fühlt sich gut an«, sagte ich, und meine eigene Stimme hörte sich belegt und fremd an.
    Vage war ich mir bewusst, wie mir die Kleider ausgezogen und ich auf die warme Tagesdecke gelegt wurde. Nicholas strich mir weiter übers Haar. Ich fühlte mich leicht und geschmeidig. Ich war mir sicher, hätten diese Hände mich nicht niedergedrückt, ich wäre davongeschwebt.
    Nicholas bewegte sich über mir und drang mit einem einzigen, schnellen Stoß in mich ein. Vor glühendem Schmerz riss ich die Augen auf. »Nein!«, schrie ich, und Nicholas verkrampfte sich und zog sich von mir zurück.
    »Was?«, fragte er mit wildem Blick. »Ist es wegen des Babys?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte ich, und das war die Wahrheit. Ich wusste nur, dass dort eine Barriere war, wo gestern noch nichts gewesen war. Als Nicholas in mich eingedrungen war, hatte ich einen Widerstand gespürt, ganz so, als wolle irgendetwas ihn genauso entschlossen draußen halten, wie er hineingewollt hatte. Verschämt schaute ich ihm in die Augen. »Ich glaube nicht, dass das … dass das so noch geht.«
    Nicholas nickte, sein Kinn war angespannt. Eine Ader pulsierte an seinem Hals, und ich schaute kurz zu, wie er um Kontrolle rang. Ich zog die Tagesdecke über meinen Bauch. Ich fühlte mich schuldig. Ich hatte nicht schreien wollen. »Natürlich«, sagte Nicholas, obwohl er in Gedanken eine Million Meilen entfernt war. Dann drehte er sich um und verließ den Raum.
    Ich saß im Dunkeln und fragte mich, was ich falsch gemacht hatte. Ich tastete über das Bett und fand Nicholas’ Hemd, das im Zwielicht fast silbern schimmerte. Ich zog es mir an, krempelte die Ärmel hoch und schlüpfte unter die Laken. Dann holte ich einen Reiseprospekt aus dem Nachttisch und schaltete die Leselampe ein.
    Ich hörte, wie unten der Kühlschrank geöffnet und wieder zugeworfen wurde, dann schwere Schritte und ein leiser Fluch. Ich las laut und füllte mit meiner Stimme den farblosen Raum. »Das Land der Massai. Die Massai von Tansania haben eine der ältesten Kulturen der Welt, die von äußeren Einflüssen unberührt geblieben ist. Stellen Sie sich das Leben einer Massai-Frau vor, die noch genauso lebt wie ihre Vorfahren vor tausend Jahren. Sie lebt in einer Hütte aus Schlamm und Dung, trinkt die gleiche gesäuerte, mit Rinderblut vermischte Milch. Selbst die Initiationsriten wie die Beschneidung jugendlicher Jungen und Mädchen existiert noch heute.«
    Ich schloss die Augen. Den

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