Und der Basilisk weinte (German Edition)
konnte ich mich nur mit dem Einkommensbetrag abspeisen lassen? Einfach stümperhaft.
«Ich habe immer wieder alte Menschen bei ihm untergebracht», nahm Richter den Faden wieder auf. «Robert wollte dann von mir wissen, wie viel sie bezahlen können. Entsprechend hat er die Mieten angesetzt.» Sein Blick verlor sich für einen kurzen Augenblick in der Weite, bevor er leise fortfuhr, «aber das alles reicht leider nicht aus, um das Verbrechen ungeschehen zu machen, Herr Kommissär. Der Tod ist endgültig. Wir haben unsägliches Leid über die Familie Fahrner gebracht.»
«Haben Sie einmal versucht, mit der Familie Fahrner Kontakt aufzunehmen?»
«Einmal?», klang es bitter. «Hundert Mal! Ohne Erfolg. Elisabeth Fahrner blockte alle Versuche ab und den Eltern wollte ich durch mein Erscheinen nicht noch grösseres Leid zufügen.» Wieder verstummte Richter für ein paar Sekunden. «… Ich … ich habe Angst, Herr Kommissär! Da draussen ist jemand, der uns richtet.»
«Wer könnte das sein?»
«Ich habe seit Arnolds Tod darüber nachgedacht. Es muss jemand sein, der direkt betroffen ist. Da kommt nur die Familie Fahrner in Frage.»
«Elisabeth Fahrner?»
«Sie hasst uns. Abgrundtief.»
«Wir werden Sie unter Polizeischutz stellen.»
«Es ist gut gemeint, Herr Kommissär. Aber es ist nicht notwendig. Was geschehen soll, geschieht. Ich sitze hier auf dem Balkon und warte auf meinen Tod!»
Richter starrte in den Garten hinunter, abgetaucht in seine eigene Welt. Gedankenverloren verabschiedete er sich von Nadine und Ferrari, die im Treppenhaus von Judith Richter abgefangen wurden.
«Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?»
«Selbstverständlich.»
Sie schaute in die obere Etage hinauf.
«Bitte nicht hier. Treffen wir uns in zehn Minuten im ‹Amici›. Das ist das Café gleich um die Ecke in der Missionsstrasse, gegenüber der Tramhaltstelle.»
Sie warteten geduldig zwanzig Minuten, bis Judith Richter sich zu ihnen setzte.
«Entschuldigen Sie. Ich bin nicht weggekommen. Andreas ist misstrauisch geworden. Ich musste ihn belügen. Herr Ferrari, um auf den Punkt zu kommen, was ist hier los?»
«Ich verstehe Ihre Frage nicht.»
«Andreas hat seit einigen Tagen grausame Angst. Und Sie, Herr Ferrari, sind Kriminalkommissär und ermitteln in Tötungsdelikten.»
«Woher wissen Sie das?»
«Sie sind mehrfach in der ‹Basler Zeitung› gewesen, prominent abgebildet. Ich bin nicht weltfremd, Herr Ferrari. Niemand kann mir ein X für ein U vormachen. Also, was hat Andreas mit Ihrer Abteilung zu tun?»
«Ich weiss nicht … weiss nicht, ob ich darüber sprechen kann.»
«Helfen Sie mir. Bitte. Ich liebe meinen Mann. Was auch immer geschehen ist, ich werde zu ihm halten. Aber ich will wissen, was los ist. Ich will agieren können und nicht reagieren müssen.»
Ferrari seufzte und schaute seine Kollegin hilflos an. Nadine erzählte ihr schonungslos die ganze Geschichte. Judith Richter sass kerzengerade auf dem Stuhl, hörte sich alles an und nickte nur von Zeit zu Zeit.
«Schrecklich. Ein unschuldiger Mensch wurde das Opfer jugendlichen Übermuts. Grauenvoll. Aber ich bin froh, endlich die Wahrheit zu kennen. Danke, dass Sie mich in Ihr Vertrauen gezogen haben. Wissen Sie, ich habe gespürt, dass Andreas mir etwas verheimlicht. Ich hoffte immer, dass er sich einmal öffnen würde. Manchmal wurde ich richtiggehend eifersüchtig, vermutete eine andere Frau … Eine schlimme Geschichte, aber die stehen wir gemeinsam durch. Was gedenken Sie zu unternehmen, um meinen Mann zu schützen?»
«Wir haben ihm Polizeischutz angeboten. Er lehnte ab.»
«Wir nehmen den Polizeischutz dankbar an. Ich werde mit ihm darüber sprechen.»
Ferrari bewunderte die zierliche Frau, die ihm da gegenüber sass. Sie war eine starke Persönlichkeit.
«In letzter Zeit dachte ich sogar, dass Andreas in krumme Geschäfte verwickelt sei.»
«Wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen?»
Sie lachte.
«Vermutlich habe ich mir zu viele schlechte Krimis angeschaut. Ich bekam schon beinahe einen Verfolgungswahn.»
«Wieso?», setzte Nadine nach.
«Ich habe nur noch Gespenster gesehen, Frau Kupfer. Ganz vorne an der Pilgerstrasse parkte oft der gleiche schwarze Wagen. Am Steuer sass eine Frau Mitte dreissig. Zuerst dachte ich eben, dass es seine Freundin sei, die auf ihn wartet. Dann erfand ich Geschichten von dubiosen Geschäften in Mafiakreisen. Alles Unsinn.»
Ferrari wurde sehr ernst.
«Die Frau, können Sie sie
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