und der blaue Diamant
Kinder zurückkamen. Sie zeigte auf den Gang zum Speisezimmer. »Eure Eltern sind dort«, sagte sie, »auch Professor Hulot und der Baron.«
»Danke«, sagte Anne, »und noch vielen Dank für das wunderbare Essen.«
Clementine lächelte. Sie bückte sich, um Tim zu streicheln, der gierig zwischen den Küchenstühlen herumschnüffelte. »Pfui, Tim!« sagte Georg streng. »Du hast dein Abendbrot doch schon gehabt, gebettelt wird nicht.«
XII
Die Geschichte des blauen Diamanten
lm Speisezimmer saßen die Erwachsenen an einer festlich gedeckten Tafel. Große Kerzenleuchter standen in der Mitte des Tisches, und an den Wänden hingen riesige Bilder in dicken Goldrahmen. Die Fenster zum Schloßhof standen auf, und die Kerzen flackerten, als die Kinder die Tür aufstießen. Professor Hulot drehte sich um. »Ah«, sagte er freundlich, »da seid ihr ja alle. Wo ist denn mein Sohn?«
Die anderen sahen sich unschlüssig an. Sollten sie die Geschichte von Mickis Verschwinden jetzt schon erzählen? Julius schüttelte den Kopf. »Micki hat sich noch mit Jean getroffen«, sagte er. »Die wollten noch etwas besprechen.« Professor Hulot machte ein zufriedenes Gesicht. »Dieser Jean ist ein netter Kerl«, sagte er. »Er kümmert sich so gut um Micki, daß ich gar keine Last mit dem Jungen habe.«
Anne und Georg warfen sich einen verstohlenen Blick zu. Keine Last! Das war vielleicht ein komischer Ausdruck! Was hatte Micki gesagt: daß sein Vater immer froh war, wenn er sich nicht blicken ließ? Georg kniff die Lippen zusammen. »Wir möchten nicht stören«, sagte sie. »Eigentlich wollten wir nur fragen«, sagte sie an den Baron gewandt, »Ob Sie uns heute abend noch die Geschichte von dem blauen Diamanten erzählen.«
»Heute abend?« fragte Tante Fanny mit einem ängstlichen Blick auf den Gastgeber. »Ich glaube nicht, daß der Baron dazu noch Lust hat … die Herren haben so viel gearbeitet am Nachmittag, ich bin sicher, daß sie jetzt ihre Ruhe haben wollen.«
»Nein, nein«, winkte der Baron fröhlich ab. »Ich habe gerne Kinder um mich. Kommt in einer halben Stunde in mein Arbeitszimmer.«
Julius und Richard strahlten. »Prima!« rief Julius. »Vielen Dank. Wir sind auch ganz pünktlich! Kommt!« Er winkte den anderen. »Wir gehen solange noch mal auf unsere Zimmer!«
Und schon rannten die Kinder durch die Halle, die Wendeltreppe hinauf und in das Zimmer von Anne und Georg. Tim trabte fröhlich hinterher. Georg schloß sorgfältig hinter ihnen die Tür und sah Julius auffordernd an. »So Julius, nun zeig mal den Zettel.«
Julius zog den Zettel aus seiner Tasche und faltete ihn umständlich auseinander. Neugierig sahen ihm die anderen über die 'Schulter. Nur Anne war noch so klein, daß sie wieder einmal nichts erkennen konnte. »Was steht da?« jammerte sie ungeduldig. »Ich kann gar nichts sehen! Lest doch mal vor!«
Julius warf den Zettel nach einem kurzen grimmigen Blick auf das Bett. »Da«, sagte er, »lies selbst, wenn du kannst.«
Anne nahm den Zettel hoch. Mit großen Augen starrte sie auf das linierte Blatt, das aussah, als sei es aus einem Schulheft herausgerissen worden. »Aber darauf steht ja nur ein Wort!« rief sie. »Was heißt das denn?«
»Wenn wir das wüßten, wären wir schlauer«, sagte Richard. »Ich hab jedenfalls so ein Wort noch nie gelesen.«
In Druckbuchstaben, die mit einem Bleistift geschrieben waren, stand HPZB auf dem Zettel. »HPZB«, wiederholte Georg nachdenklich, »Ob das eine Abkürzung ist?«
»Schon möglich«, meinte Richard nachdenklich. »Aber es kann auch sein, daß die Buchstaben überhaupt nichts bedeuten. Vielleicht hat Micki den Zettel aus Langeweile geschrieben, ihn zusammengefaltet, in die Hosentasche gesteckt und ihn da verloren. Ich würde vorschlagen, wir werfen das Ding weg.«
»Nein!« rief Julius heftig. »Wegwerfen tun wir gar nichts. Wer weiß, vielleicht ist der Zettel noch mal wichtig. Mir fällt nämlich gerade ein … « Er stockte. Nachdenklich starrte er auf die vier Buchstaben. Die anderen sahen ihn gespannt an. »Was fällt dir ein?« drängte Anne. »Mir fällt ein … das heißt, ich überlegte gerade … vielleicht ist das ja auch ein Code … so eine Geheimschrift.« Er sah die anderen an. »Könnte doch sein, oder?«
Richard nickte nachdenklich. »Schon möglich. Schade, daß wir Micki nicht gefragt haben, ob er eine Geheimschrift kennt!« Die anderen nickten betrübt. Sehr viel weiter waren sie nicht gekommen. »Auf alle Fälle«,
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