...und der grüne See (German Edition)
Seitentasche seines
Anzugs, krempelte das linke Hosenbein hoch und zählte noch
mal die schwarzen Steine. Auch die schwarz-weißen Steine ließ
er nicht aus und kontrollierte sie auf ihre Vollständigkeit. Den
Kompass hatte Denny an seinem linken Handgelenk - an dem
sich auch die Nebensteine befanden - fest umgeschnallt.
Die Hand an seinem Brustkorb gelegt, spürte Denny die
Wärme seiner Turmaline.
Von leichter Panik befallen, klopfte Denny auf Rüstems
Schulter.
„Ey, Rüstem!“, flüsterte er nach vorne, „was soll ich denn jetzt
machen … mit den Steinen und so?“
„Nichts! Wieso? Du musst jetzt erst mal nur laufen, sprin-
gen und deine Augen offen halten. Wenn du angegriffen wirst,
musst du nur drauf achten, mit deinem Handrücken abzuweh-
ren. Und wenn du wirken willst, passiert das Gleiche wie bei
den anderen Steinen, verstehst du? Ich hab es dir doch erklärt.
Denk an den Stein, mit dem du wirkst und an das, was du wir-
ken willst. Die Laufsteine wirken automatisch. Da musst du dir
nur im Klaren sein, wohin du willst.“
Denny war mit Rüstems Antwort noch nicht zufrieden.
„Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie das mit den
schwarzen Steinen klappen soll. Ich bin noch nie damit gelau-
fen oder gesprungen. Ich glaub, ich vergeig das hier und gehe
am besten sofort.“ Denny löste sich langsam aus der Formation.
Doch Rüstem zog ihn an seinem Ärmel zurück. Mit der anderen
Hand tippte er sich an die Stirn. „Tickst du nicht ganz?! Du
trägst vier Hauptsteine. Was soll denn da schon passieren?“
Rüstem wurde so laut, dass die vorderen Spieler es mitbekamen.
Bengt Weser, ein Schüler der zweiten Ebene, drehte sich
genervt um. „Was ist denn noch? Ich will mal allmählich los
hier.“Rüstem stellte sich demonstrativ vor Denny. „Tschuldige
mal, aber wir sind heute das erste Mal dabei und mein Freund
weiß halt noch nicht richtig, wie das mit den schwarzen Steinen
geht. Du hast doch hoffentlich kein Problem damit, oder?“
„Dann zeig´s ihm“, erwiderte Bengt schroff.
Rüstem zog Denny ein Stück weiter auf den nächsten Baum
zu. „Pass auf, Denny, was ich jetzt mache. Ich denk dabei an
keinen Stein, sondern nur an das, was ich machen will, klaro?“
Dennys Freund ging in diesem Moment kurz in die Knie
und nahm mit beiden Armen ein wenig Schwung. Mit einem
Satz sprang Rüstem fünf Meter weiter und saß von der einen
Sekunde zur anderen auf dem unteren Ast eines Baumes. Denny
zeigte sich tief beeindruckt und stand mit offenem Mund wie
angewurzelt da.
„Jetzt bist du dran“, forderte ihn Rüstem auf.
Bernd stand augenblicklich hinter ihm. „Komm schon, soviel
Zeit haben wir noch gerade. Wenn du das noch nie ausprobiert
hast, bekommst du jetzt die Gelegenheit dazu.“
Denny versuchte, sich zu konzentrieren, ahmte Rüstems
Körperhaltung vor dessen gelungenem Sprung nach und wollte
einen möglichst weiten Sprung hinlegen. Er setzte an und für
alle Anwesenden mit den Augen kaum zu verfolgen, sprang
Denny zum nächsten Baum. Er tippte mit den Füßen kurz auf
dem Boden auf und verschwand unvermittelt im dichten Geäst
der Baumkrone.
Bernd starrte wortlos nach oben, fing sich dann wieder und
rief den Baumstamm hinauf: „Gideon! Komm mal runter!“
„Äh …, wie denn?“, kam es aus dem satten Grün herunter.
„Na, wie du raufgekommen bist, natürlich! Glaub mir, du
merkst das kaum, wenn du unten aufkommst.“
In der Zwischenzeit hatten sich auch alle anderen Spieler
unter dem Baum versammelt.
„Echt krass, der Kleine!“, staunte Roswita. „Das sah übelst
gut aus!“
Bengt, der neben Bernd stand, murmelte: „Ey, Hammer,
man! Wenn der so läuft, wie er springen kann, haben wir dieses
Jahr mehr als nur gute Chancen!“
Denny hatte, als er herunter sprang, das Gefühl, er würde
auf einer Schaumstoffmatte landen und blickte ungläubig auf
seine Füße.
Sein Kapitän trat auf ihn zu und sah ihn an.
„Hör mal, du kannst mir doch nicht weismachen, dass du
noch nie mit den Steinen gelaufen bist.“
„Ich schwör, dass ich vorher keine Ahnung hatte, wie weit
oder wie hoch ich damit komme.Und die schwarzen Steine habe
ich mir heute das erste Mal umgelegt.“
Rüstem, mittlerweile ebenfalls aus dem Baum gesprungen,
bestätigte Dennys Beteuerungen. „Das stimmt, was er sagt. Das
muss einzig und allein an seinen Hauptsteinen liegen.“
„Hauptsteine?“, fragte Roswita und wandte sich an Bernd.
„Wie viel hat unser Goldjunge
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