...und der grüne See
Zeug? Ohne wäre dein Gepäck genauso schwer wie das unsere!“
„Wenn dein Großvater gemeinsam mit meinem alten Herrn oder mir auf Wanderschaft ging, hatte er stets `ne Menge Gemüse dabei. Ich habe zwar kaum was davon abbekommen, aber er sagte immer …“, Willi sprach jetzt mit tiefer Stimme weiter, <… ‚Gmüs ist gut für Gsundheit>. Danach lachten er und mein Vater, als ob das ein Witz gewesen wäre.“
„Aha!“ Rüstem verstand nicht im Geringsten, wo da der Witz war.
„Und jetzt nehm ich halt Gemüse mit. Ich find das zwar nicht wirklich witzig, bin aber kein Gemüseverächter. Habe nämlich schon immer gern Gemüse gegessen.“
Denny runzelte einen Moment die Stirn.
„Also, wenn du das Zeug den ganzen Weg allein tragen kannst, meinetwegen. Entsorgen geht immer.“
„Keine Bange“, lächelte Willi, „bin ein Zwerg und Zwerge können viel aushalten. Sie sollten nie unterschätzt werden.“
Bevor die Gruppe Agathas Wohnung verließ, legten sie sich noch schnell ihre Lederbänder mit den Sport- und Laufsteinen um. Es wurde langsam hell, aber alle anderen Schüler des Kollegs schliefen noch.
Mischwald säumte ihren Weg. Hier und da ein scheues Reh oder ein Eichhörnchen auf Nahrungssuche, eine Wildschweinmutter mit ihren Frischlingen, erstes morgendliches Vogelgezwitscher und die Zweige im Wind, die den Takt in einem großen Naturkonzert mit Bildern angaben. All das ließ Denny und seine Begleitern fasziniert verstummen. Wie beruhigend das Ganze auf sie wirkte! Leichtfüßig und mit gleichbleibendem Schritttempo kamen sie voran und damit ihrem Ziel immer näher. Noch nie fühlte Denny sich so eins mit der Natur, wie an diesem Morgen.
Willi, der vermeintlich Langsamste, gab zur Verwunderung aller ein hohes Tempo vor.
Nach fünf Stunden Fußmarsch blieb er schlagartig stehen.
Rüstem befand sich direkt hinter ihm und wäre fast aufgelaufen.
„Was ist? Wohl doch zu schwer, wa?“
„Da vorne!“ Willi zeigte auf ein dichtes Waldstück, aus dem ein kleiner Pfad führte.
Denny holte Tessas Zettel heraus und sah ihn sich an.
„Das müsste der Pfad sein, den sie hier aufgezeichnet hat. Schaut mal, dort drüben befindet sich ein riesengroßer Findling. Den hat sie hier aufgemalt. Die Bäume stehen auch exakt so, wie eingezeichnet. Wir sind richtig. Es kann also nicht mehr weit sein.“
Die Zwillinge legten ihre Rücksäcke ab. „Wir brauchen Licht. Jemand von uns muss jetzt übernehmen“, stellte Moana fest und holte einen Rosenquarz hervor, der sofort zu leuchten begann.
„Und wenn wir drumherum gehen?“, fragte Mian unsicher.
„Dann laufen wir vermutlich an unserem Ziel vorbei“, bemerkte Denny, der sich wie Moana mit einem Leuchtstein bewaffnete.
„Das bedeutet, wir müssen da rein.“ Willi schien das nicht zu stören.
„Genau!“, erwiderte Denny.
Mian und Rüstem aktivierten ihre Leuchtsteine ebenfalls. Nacheinander tauchten sie in das dunkle Ungewisse ein. Sämtliche Naturgeräusche ebbten ab, als das dichte Waldstück sie vollständig verschlang.
So sehr die Natur Denny noch vor kurzem begeisterte, so stark spürte er nun die drückende Dunkelheit und eine quälende Stille. Um dieses Gefühl schnell loszuwerden, aktivierte Denny einen zweiten Rosenquarz. Rüstem, Mian und Moana taten es ihm gleich. Es wurde zunehmend heller.
„Und wo sind wir jetzt?“, fragte Rüstem und drehte sich einmal um die eigene Achse.
„Keine Ahnung“, erwiderte Denny und bemerkte, dass sie sich auf einer Rasenfläche befanden, die vollständig von dicht bewachsenen Sträuchern, Bäumen und Tannen umschlossen war. Einige der Gewächse waren Denny völlig unbekannt.
„Da, seht mal!“ Mian zeigte auf eine Stelle zwischen den Bäumen.
Im Dickicht befand sich ein großes von Sträuchern und Rankenflanzen verdecktes Steintor. Denny hielt beide Leuchtsteine in die Richtung und trat näher heran. Moana überholte ihn und stand als Erste davor. Plötzlich zuckte sie zurück. „Iiiihh, die bewegen sich!“, schrie sie. „Die Pflanzen leben!“
Rüstem war ebenfalls am Tor angekommen, hielt jedoch Abstand, um nicht damit in Berührung zu kommen.
„Wahnsinn, Alter! Die sehen ja übelst aus. Ey, schau dir mal die großen Dornen an. Da sind sogar Widerhaken dran. Ob die schreien, wenn ich da was abschneide?“
„Lasst uns hier erstmal für genügend Licht sorgen“, schlug Denny vor.
Gesagt, getan. Sämtliche Rosenquarzsteine wurden in einem Halbkreis rund um das Steintor gelegt,
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