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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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fünf Uhr.« Über jemand, der ihnen beim letzten Kurzbesuch in Ubangiba das Leben gerettet hatte, durfte man sich nicht ärgern, sagte sich Mrs. Pollifax, trotzdem fand sie sein Klopfen einen Moment lang unverzeihbar, denn sie wollte länger schlafen, und Joseph sah auch noch unglaublich wach, ja sogar fröhlich aus.
    Einer dieser Morgenmenschen, dachte sie gereizt. Als ihr seine Pistole im Halfter auffiel, erinnerte sie sich, daß sie immer noch die Makarow in ihrer Handtasche hatte. Während sie ihr hartgekochtes Ei und Porridge aß, überlegte sie, wo sie sie heute lassen sollte, und da man sie vor Taschendieben gewarnt hatte, schob sie die Pistole tief in Kadis Rucksack.
    Eine Überraschung erwartete sie unten. Dr. Merrick hatte Kadis Bitte nachgegeben, an der Einweihung des Schürfkübelbaggers teilnehmen zu dürfen, doch nur, wenn sie im Bus bliebe und die Feierlichkeiten durchs Fenster beobachtete. Mrs. Pollifax hatte keine Bedenken, da Dr. Merrick ja ebenfalls mitkommen würde. Es war sein freier Tag und er hatte sich erboten, einen der Busse zu chauffieren. Sie würden in seinem Bus mitfahren. Den Operationsdienst im Krankenhaus hatte Dr. Kasonde übernommen. Als sie fünfundvierzig Minuten später den Palast verließ und die drei wartenden Busse sah, entfuhr ihr unwillkürlich ein »Oh!«
    Kadi kam mit dem dick verbundenen Arm aus der Krankenstation. Auch sie war beeindruckt und stieß ein »Wow!« hervor, als sie sich Mrs. Pollifax anschloß. Auf den leuchtend roten Untergrund des vordersten Busses waren knallgelbe Sonnenblumen gepinselt. Der zweite Bus bot sich in schreiendem Pink mit beschwipsten blauen Punkten dar. Und der dritte war schwarz mit bunten Zeichnungen rund um die Karosserie: spielende Kinder, Männer bei den unterschiedlichsten Arbeiten, und Frauen mit Körben auf dem Kopf. Aus einem Lautsprecher dröhnte Musik, um die zahllosen Zuschauer zu unterhalten, unter denen die Männer in ihren bedruckten Baumwollgewändern nicht weniger farbenfroh wirkten als die buntbemalten Fahrzeuge. Die Häuptlinge und Unterhäuptlinge waren angekommen. Das einzige weiße Gesicht unter ihnen war das von Dr. Merrick, der in Jeans und Jeanshemd viel jünger aussah als im Arztkittel. »Hinein mit Ihnen«, sagte er zu Kadi. Und während die Fahrgäste nach den beiden weißen Frauen einstiegen, stellte er sie ihnen vor: »Häuptling Kampemba... Richter Mutale vom ubangibanischen Gerichtshof... Häuptling Chibabila... Mr. Ernest Malima von der Landwirtschaftsschule... Mr. Kamuzo Chibambo von der Textilschule...« Jeder beugte sich höflich zu Kadi hinunter und versicherte ihr seinen chisoni, sein Bedauern über ihre Verletzung.
    »Und Mr. Dickson Simba...«
    Als Mrs. Pollifax der Name bewußt wurde, blickte sie scharf auf. Niemand hatte erwähnt, wie steif er sich benahm und wie überheblich er dreinschauen konnte. Er war dünn und drahtig, wie eine Sprungfeder, dachte sie, und trug eine Brille in Goldfassung, die seine schwarzen Augen vergrößerte. Er war der einzige, der nicht in der landesüblichen Tracht, sondern mit einem dünnen schwarzen Anzug und weißem Hemd bekleidet war. Um anders zu sein,
    folgerte Mrs. Pollifax und nickte ihm höflich zu. Er ließ sich hinter ihr und Kadi nieder und beanspruchte den Doppelplatz für sich allein. Sie fuhren mit der aufgehenden Sonne los, deren riesige Scheibe von leuchtendem Orange sich daranmachte, mit den Schatten zu spielen und die letzte nächtliche Dunkelheit zu verschlingen. Beim Höhersteigen offenbarte sie dann ihre Wärme, die sich gegen Mittag zu unerbittlicher Hitze entfalten würde.
    Dickson Simba, auf dem Platz hinter den beiden Damen, beugte sich vor und sagte großspurig: »Ich bin Dickson Simba, und Sie sind wohl - Mrs. Poltiflack? Schockiert Sie die Armut unseres notleidenden Landes?« Sie drehte sich um und fühlte sich von seinen durchdringenden schwarzen Augen angegriffen. Fest entgegnete sie: »Sein Zustand läßt sich durch gute Führung durchaus beheben und zum Besten wenden - mein Name ist übrigens Pollifax, nicht Poltiflack.«
    »Hah!« sagte er. Er lehnte sich zurück und schwieg von nun an.
    Mrs. Pollifax machte es sich bequem und lehnte sich zurück.
    Sie wollte sich ein Bild von dem Land außerhalb von Languka machen, und da es eine zweistündige Fahrt war, sah sie auch viel davon: kleine Akazienwälder, gefolgt von langen, eintönigen Strecken mit Büschen und Sträuchern, ein Feld, auf dem Arbeiter gewaltige Bündel von Stecken

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