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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Augenhöhlen den geschockten
    Vorarbeiter anstarrten und der nicht weniger geschockten Menge Angst einjagte.
    Dr. Merrick kniete sich neben den Schädel und untersuchte ihn. Dann erhob er sich und rief:
    »Kein Grund zur Panik! Kein neuer Toter. Nicht mkambo!« Als niemand darauf achtete, brüllte er: »He! Nicht mkambo... mana!« Und dann verzweifelt: »Wie heißt dieses verdammte Wort bloß...? Manda! Kalamba! Kaie kale, kale kale!«
    »Was heißt das alles?« erkundigte sich Mrs. Pollifax. Er grinste. »Ich hoffe, ich sagte ihnen soeben, daß es ein altes Grab ist, ein sehr altes. Ich weiß, daß kale kale ›vor langer Zeit‹
    heißt, weil alle ihre Sagen und Legenden mit Kale, kale anfangen, aber leider ist das das einzige Wort, dessen ich mir sicher sein kann.«
    Sie hatten ihn verstanden und die Hysterie legte sich. Dr. Merrick erklärte Sammat rasch:
    »Dieser Schädel ist alt, vielleicht hundert Jahre oder älter, und morsch. Sie müssen ihn sofort zudecken lassen, sonst löst er sich in Staub auf. Nur der Torf hat ihn erha lten. Sie sind hier vielleicht auf eine uralte Grabstätte gestoßen, Sammat.«
    »Aber wir wollen Kohle!« warf Dickson Simba ungehalten ein.
    Sammat wandte sich an den Vorarbeiter bzw. Werkmeister, der in englischen
    Kohlenbergwerken Steiger gewesen war und große Erfahrung unter Tage hatte: »Ist das genau die Stelle, die von den Geologen empfohlen wurde? Sie sind auf keine Gebeine gestoßen.« Der Vorarbeiter deutete nach Westen.
    »Weiter da drüben, Boß - bei den roten Fahnen -, aber Sie se'en selber daß wir 'ier nä'er an der Straße sind, und daß die Brunnen 'ier sind, 'ier ist's praktischer. Die Männer werden durstig in dieser 'itze. Wird bald 'eiß wie in der 'olle sein. Dachte mir, wenn's dort drüben Kohle gibt, ist auch 'ier Kohle.«
    »Ja, aber Sie müssen den Schürfkübelbagger sofort ein Stück weiter in westliche Richtung bringen«, wies ihn Sammat an.
    »Sie sehen ja selbst, was hier ist.«
    Der Vorarbeiter blickte mißtrauisch an Sammat vorbei. »Sie 'aben doch 'offentlich nicht diese Medizinmänner dabei, oder? Waren gestern den ganzen Tag 'ier. Richtig un'eimlich, diese Burschen!«
    »Sie sind nicht hier«, beruhigte ihn Sammat. Callahan kehrte zum Bagger zurück und machte sich daran, ihn weiter westlich zu fahren.
    »Das ist ja richtig aufregend, Sammat!« sagte Mrs. Pollifax. »Es könnte einer Ihrer Vorfahren gewesen sein.«
    »Momentan bin ich nur verärgert«, erwiderte er. »Es ist kein gutes Omen, die Menschen hier fürchten sich vor so etwas. - Du, mit der Schaufel«, er deutete auf einen Jungen. »Hilf Dr.
    Merrick, den Schädel zu vergraben, sei so gut.«
    »Aber vorsichtig - ganz vorsichtig!« warnte Dr. Merrick.
    »Lassen Sie mich helfen«, erbot sich Mrs. Pollifax. Der Bagger war dröhnend zum Leben erwacht und zog wie der Rattenfänger von Hameln alle hinter sich her zur neuen Schürfstelle.
    Mrs. Pollifax wußte, daß nun jede Menge Ansprachen drohten, wahrscheinlich endlos lange, und sie hielt einen alten Totenschädel für weniger langweilig. Der Junge wartete mit leuchtenden Augen, die Schaufel in der Hand, und betrachtete das alles als großes, geheimnisvolles Abenteuer. Er sagte, er heiße Reuben und fragte, wo er schaufeln sollte.
    »Der Schädel darf nicht berührt werden«, erklärte Dr. Merrick mit besorgter Miene. »Ich glaube, wir bedecken ihn nur vorsichtig mit der Erde, die der Bagger ausge hoben hat.
    Sprichst du Englisch, Reuben?«
    »Ich sprechen viel gut Englisch«, versicherte ihm der Junge.
    »Du wollen, ich tragen Erde von da zu hier... Du glauben, es sein Ahnengrab, Sir? Wenn ja, sollen Opfer bringen und beten.«
    »Keine Zeit für Opfer. Sag du ein Gebet auf, aber deck den Schädel zuvor zu.«
    Mrs. Pollifax stellte trocken fest: »Offensichtlich weiß man sogar hier von den Toten, die angeblich von Löwen gerissen wurden.«
    »Ja, leider.«
    Reuben wollte gerade die erste Schaufel voll Erde hochheben, als Mrs. Pollifax ihn zurückhielt. »Warte einen Augenblick.« Sie hatte ganz hinten in dem Loch, völlig unabhängig vom Schädel, etwas bemerkt. Sie kniete sich nieder, spähte ins Baggerloch, langte hinein und holte vorsichtig einen kleinen Gegenstand heraus. Sie wischte den Dreck davon ab, dann sagte sie verlegen: »Das hätte ich wohl nicht tun sollen, nicht wahr, aber -
    kale kale, Dr. Merrick?« Alle drei, einschließlich Reuben, beugten sich über ihre Entdeckung.
    Was sie auf ihre Handfläche gelegt hatte, war ein

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