Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
zusammenbanden.
    »Das ist kein Holz«, erklärte Kadi, »das sind in der Sonne trocknende Hirserispen.«
    Vereinzelt überholten Lastwagen sie und dann auch der dreimal am Tag verkehrende Bus nach Languka. Frauen mit Babys in einem um den Rücken gebundenen Tuch wanderten die Straße entlang, und hin und wieder sah man am Straßenrand eine Frau hinter einem Verkaufsstand stehen und Gemüse, Brot und Mineralwasser feilbieten. Kadi schlief bald ein.
    Auf der anderen Seite des Mittelgangs unterhielten sich zwei Häuptlinge in gebrochenem Englisch über die Förderung von Kohle und welche Möglichkeiten sich dadurch für ihr Land ergeben könnten. Wäre es angebracht, diskutierten sie, auch kleine Ortschaften an ein Stromnetz anzuschließen? Artesische Brunnen waren selbstverständlich ein Muß, die Frage war nur, wie viele, und würden sie sich - ohne daß die Soto protestierten und die Regierung bedrängten, ihnen einen gleichen Anteil zu versichern - angemessen zwischen Wüste und landwirtschaftlichem Gebiet verteilen lassen, dort, wo das Wasser verständlicherweise am dringendsten benötigt wurde?
    Dickson Simba mischte sich in dieses Argument ein und versicherte den beiden, daß die Soto selbstverständlich protestieren und Klage einlegen würden, nun da Ubangiba einen hohen Gerichtshof hatte.
    Nicht ganz ohne Bosheit wies einer der beiden Häuptlinge daraufhin, daß Ubangiba noch keine Verfassung hatte, weil gewisse Personen jegliche Diskussion unterbrachen und an jedem Wortlaut etwas auszusetzen fanden. In diesem Moment hielt Dr. Merrick den Bus am Straßenrand an, öffnete einen Isolierbehälter und verteilte lauwarme Orangenlimonade, Tee und Flaschen mit mtibi, dem heimischen süßen Bier.
    Kadi wachte auf. »Oh, gut!« rief sie erfreut, »ich bin wie ausgedörrt und mein Hals fühlt sich wie Sandpapier an. Wir müssen bald da sein.« Sie lachte. »Rakia sagt, der Vorarbeiter, den man von England zur Beaufsichtigung der Kohleförderung hat kommen lassen, ist ein Cockney. Wie Michael Caine«, fü gte sie verschmitzt hinzu, und als Mrs. Pollifax mit einem amüsierten Lächeln reagierte, sagte sie: »Sie dürfen nicht vergessen, daß ich mit fünfzehn meinen ersten Film sah, und danach dachte ich, ich müßte das Versäumte nachholen.
    Übrigens sah ich ihn im Fernsehen, es war Ipcress - streng geheim, und ich war fasziniert, wie Michael Caine die Eier für ein Omelett aufschlug.«
    »Die Eier aufschlug?«
    Kadi nickte. »So sanft. Ich hatte nie zuvor einen Mann kochen sehen.«
    Nach der kleinen Erfrischungspause fuhr Dr. Merrick unter einem zusehends heller werdenden Himmel weiter auf eine lange Bergkette am Horizont zu. Aber Mrs. Pollifax konnte nun die Augen nicht mehr offenhalten, sie nickte ein. Das Anhalten des Busses riß sie aus dem Schlaf. Sie sah, daß sie angekommen waren und sich in dem langen Schatten der Bergkette befanden.
    Ein Basislager mit sechs Zelten war hier für die Bergleute errichtet worden. Hoffentlich werden keine endlosen Reden gehalten, dachte Mrs. Pollifax. Der Schürfkübelbagger schimmerte gelb in der Sonne und war von einer Menschenmenge umgeben. Tatsächlich sah es aus, als wären sämtliche Bewohner der umliegenden Ortschaften herbeigeeilt, um an diesem historischen Ereignis teilzuhaben. Doch als sie genauer hinsah, hatte sie das Gefühl, daß die Menge sich nicht so benahm, wie eigentlich zu erwarten wäre.
    Die Wartenden fuchtelten mit den Armen, und als Dr. Merrick die Bustür öffnete, war ein Gebrüll zu hören, aus dem sich der schrille Schrei einer Frau hervorhob. Eine Schar Jungen rannte auf die Busse zu und sie riefen: »Imfa! Imfa! Imfa!«
    »Was zum Teufel!« fluchte Dr. Merrick unüberhörbar und sprang aus dem Bus.
    Mrs. Pollifax entfuhr ein etwas leiseres »Was in aller Welt...«, dann folgte sie ihm.
    Kaum sahen die Kinder Sammat aus dem dritten Bus steigen, wandten sie sich alle ihm zu.
    Was Sammat zu ihnen sagte, war aus dieser Entfernung nicht zu hören, aber wie Lemminge änderten die Jungen abrupt die Richtung und kehrten zum Lager zurück. Dr. Merrick und Mrs. Pollifax erreichten die Schürfstelle vor ihnen und erkannten sofort das Problem: Um die Zuschauermassen zu unterhalten, die seit dem Morgengrauen warteten, hatte Callahan, der Vorarbeiter, die Leistungsfähigkeit des Baggers demonstriert und am Fuß des Berges eine provisorische Öffnung geschaufelt. Dabei war ein noch halb in der Erde liegender Totenschädel zum Vorschein gekommen, dessen leere

Weitere Kostenlose Bücher