und der Herr der Loewen
sagte Mrs. Pollifax, obwohl ihr selbst klar war, was sie sich da herausnahm. Aber da weder Sammat noch Joseph protestierten, eilten sie und Kadi hinter den beiden Männern her, die durch die Eingangshalle hasteten, an der Notaufnahme vorbei, und bei der Küchentür nach rechts bogen.
Die Küchengeräusche waren längst nicht mehr zu hören, als sie einen langen Flur mit vielen Türen hinter sich hatten und bei der letzten Tür, die offenstand, kurz anhielten, ehe sie hindurchgingen.
Dann stiegen sie fünf Zementstufen hinunter in einen Raum, der Mrs. Pollifax wie ein Betonbunker vorkam und der von zwei schwachen Glühbirnen ungenügend beleuchtet wurde.
Hier wartete ein junger Mann in der Uniform der Palastwachen auf sie. Hinter ihm befand sich eine eiserne Gittertür mit Vorhängeschloß vor einem kleineren Raum - offenbar dem Tresor - mit geschlossenen Metallfächern, die bis zur Decke reichten. Mehrere Schubladen waren herausgezogen und ihr Inhalt war auf den Boden gekippt worden. Im schwachen Deckenlicht waren die dunklen Lücken in den schier endlosen Fächerreihen zu erkennen, welche die beeindruckende Metallsymmetrie unterbrachen. Mrs. Pollifax schüttelte den Kopf.
»Sergeant Simakonda.« Der Wachmann salutierte zackig.
»Mfumo, ich sehen dies und laufen sofort um zu melden.«
»Gut, daß Sie das getan haben«, murmelte Sammat abwesend und ging zur Gittertür. »Wieso ist sie jetzt verschlossen?«
»Ich nicht berühren«, versicherte der Sergeant und wich zurück.
Joseph rief entsetzt: »Soll das heißen, daß das Schloß nicht aufgebrochen war?«
»Nein, Sir.«
»Geknackt«, stellte Mrs. Pollifax, die Sammat gefolgt war und das Schloß betrachtete, fachmännisch fest. »›Geknackt‹?« echote Joseph.
»Wenn es, wie man sieht, nicht mit Gewalt geöffnet wurde, muß es geknackt worden sein.«
Sie erinnerte sich an alles, was sie von John Sebastian Farrell und Robin Bourke-Jones in dieser Hinsicht gelernt hatte, und erklärte: »Dieses Wort ist unter Einbrechern üblich. Ein Schloß wie dieses zu knacken, ist sehr einfach, man braucht dazu nur einen Dietrich, das ist ein besonderes Einbrecherwerkzeug. Ein Profi würde bestimmt nicht länger als zehn Minuten benötigen. Wurde es während der Nacht aufgebrochen? Was haben Sie hier aufbewahrt?« Sie blickte sich um.
Sammat kniff die Augen leicht zusammen und sagte leise: »Wir sind noch nicht dazu gekommen, Simokos Akten durchzusehen. Es hat so viel Wichtigeres getan werden müssen.
Es war sehr naiv von uns, Joseph, uns einzubilden, wir brauchten diesen Tresorraum nur abzuschließen und wir könnten uns Zeit lassen, bis wir uns die Akten in Ruhe vornehmen könnten.« Er hob die Hand zur Stirn und sah einen Moment so müde und am Boden zerstört aus, daß Mrs. Pollifax erschrak. Er dachte natürlich an die Löwenmorde, und jetzt kam noch dieser mysteriöse Einbruch dazu und was er zu bedeuten hatte. Sie versuchte ein tröstendes Wort zu finden, aber ihr fiel kein passendes ein.
Kadi, die es bemerkte, sprang in die Bresche und sagte: »Was auch immer gestohlen wurde, es muß wohl sehr wichtig sein, Sammy?«
»Und gefährlich in den falschen Händen, o ja. Aber am bestürzendsten ist, daß der Täter überhaupt vom Tresorraum wußte und davon, was darin aufbewahrt wird.«
»Wie viele wußten es?« fragte Mrs. Pollifax.
»Ich - Joseph.«
»Die Polizei? Die Palastwache?«
Sammat schüttelte den Kopf. »Keiner in meiner Polizei.« Er zögerte und fügte mit finsterem Gesicht hinzu: »Vielleicht Präsident Simokos Polizei oder jemand aus seiner näheren Umgebung? Joseph, wer von Simokos Leuten hatte Zutritt?«
Joseph schüttelte den Kopf. »Niemand, das könnte ich schwören. Die ganze Zeit, in der ich im Palast arbeitete, kam nur Präsident Simoko hierher, das weiß ich bestimmt. Wir hier im Palast wußten, daß der Tresorraum da war, aber niemand wußte, hinter welcher Tür, nur Präsident Simoko.«
Sammat nickte. Er straffte die Schultern und sagte zu Joseph: »Zumindest wurde nicht viel mitgenommen, das kann man sehen. Jemand hat genau gewußt, was er wollte. Aber bis wir Zeit haben nachzusehen, was hier ist...« Joseph blickte ihn entsetzt an. »Sie sind Häuptling.
Der mbala muß jetzt gefunden werden. Muß bestraft werden! Muß mwabvi bekommen!«
»Gottesurteil durch Gift?« Sammat bedachte ihn mit einem scharfen Blick. »Das kommt nicht in Frage!« Er drehte sich zu dem Sergeant um und wies ihn streng an: »Sie werden schweigen, Sergeant
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