und der Herr der Loewen
Simakonda, haben Sie verstanden? Ich kenne eine Medizin, die mir verraten wird, wer der Dieb ist - wer der mbala ist, ona?«
Der Sergeant nickte. »Inde.«
Sammat sagte ruhig: »Zikomo«, und zu den anderen: »Wollen wir gehen?«
»Aber das ist udio - böse!« protestierte Joseph. »Nichts zu tun ist - ist apiro!«
»Ist ›Wahnsinn‹?« rügte Sammat. »Kommen Sie, Joseph.« Er redete beruhigend in
Ubangibanisch auf ihn ein.
»Wie Sie sehen, mache ich viele Fehler«, sagte Sammat später, als sie im Garten stehenblieben, ehe sie sich trennten. »Ich war unvorsichtig, entsetzlich unvorsichtig.«
»Sie können nicht an alles denken«, versuchte Mrs. Pollifax ihm das Schuldgefühl zu nehmen. »Es sind seit Ihrer Rückkehr erst zehn Monate vergangen und Sie haben an die richtigen, die wichtigsten Dinge gedacht. Sie haben sich um die Menschen gekümmert, nicht um Dokumente und alte Akten.«
»Ja, Simoko ist die Vergangenheit«, fügte Kadi hinzu, »und du hast an die Zukunft gedacht.
Wie kannst du das einen Fehler nennen?«
Wieder fuhr Sammats Hand zur Stirn, um sein Gesicht zu bedecken. »Trotzdem, Simoko war ein skrupelloser Mensch und ich hätte die Vergangenheit beachten müssen. Auch wenn ich die Sache im Tresorraum als unbedeutend abtat, um Joseph zu beruhigen, bin ich überzeugt, daß etwas sehr Wichtiges gestohlen worden ist, anders läßt sich diese Verwegenheit nicht erklären. Bei jeder Runde überprüft ein Wachmann sämtliche Türen, selbstverständlich auch die zum Tresorraum. Trotzdem ist jemand durch diese verschlossene Tür geschlichen und dann durch die mit dem Vorhängeschloß zugesperrte Gittertür - wie ein mzukwa, ein Geist.«
»Keine Geister!« sagte Kadi fest.
Sammat lächelte schwach. »Es wäre beruhigender, an einen Geist zu glauben, als daß es ein Mensch gewesen ist, der so mühelos - wie war doch gleich das Wort? - Schlösser knacken kann.« Er seufzte. »Ich muß Chefinspektor Banda hinzuziehen und den Raum nach
Fingerabdrücken absuchen lassen.« Er machte jedoch noch keine Anstalten zu gehen. Statt dessen blickte er Kadi und dann Mrs. Pollifax forschend an. Plötzlich bedachte er sie mit einem raschen, strahlenden Lächeln. »Ich bin unendlich froh, daß Sie beide in diesem Augenblick bei mir sind. Joseph ist mein Freund, aber Sie sehen ja selbst, wie schnell er zu den alten Sitten zurückkehrt, wie er ein Gottesurteil durch Gift vorschlug.«
»Worum geht es da?« erkundigte sich Mrs. Pollifax.
»Ein Verdächtiger - den wir gar nicht haben«, sagte Sammat trocken, »wird vor ein Giftorakel gebracht - und ich hoffe sehr, daß solche Einrichtungen der Vergangenheit angehören! Der Delinquent wird einem komplizierten Ritual unterzogen, zu dem unter anderem gehört, daß in einen Flaschenkürbis mit Wasser vermischtes Gift gefüllt wird. Der Verdächtige muß davon trinken, wenn er schuldig ist, wird er sterben; ist er unschuldig, bleibt er am Leben.« Nachdenklich fuhr er fort: »Es sieht Joseph gar nicht ähnlich, ein solches Ritual vorzuschlagen. Ich hatte keine Ahnung, daß er immer noch an diesen Unsinn glaubt.«
Abrupt fügte er hinzu: »Aber jetzt muß ich wirklich gehen, es gibt eine ganze Menge zu tun.«
Kadi blickte ihm nach, als er davoneilte, und verzog das Gesicht. »Er vergißt, daß Joseph nicht auf die Yale-Universität ging.«
Mrs. Pollifax schwieg. Sie dachte, daß ein Feind Sammats die Geheimakten dieses Diktators wahrscheinlich gut nutzen konnte, schon gar, wenn sich darunter eine Liste mit Informanten und Spionen befand... Es war beunruhigend, wenn man bedachte, daß Präsident Simoko zwar nicht mehr unter den Lebenden weilte, die Personen dagegen, die er für sich gewonnen und auf die er sich verlassen hatte, möglicherweise noch sehr aktiv waren.
7
Die Versuchsfarm, erklärte Dr. Merrick, nahm eine Fläche von sechzigtausend
Quadratmetern einst unfruchtbaren Landes hinter dem Palast ein. Für Mrs. Pollifax sah sie aus wie eine gigantische Patchworkdecke in unterschiedlichen Grüntönen und wechselnder Florhöhe. Jede einzelne Parzelle hatte weiße Schilder, vermutlich mit der Bezeichnung und dem Aussaatdatum der Pflanzen. Eine hohe Zisterne versorgte einen bescheidenen
Bewässerungsgraben, der an niedrigen Erddämmen entlang verlief.
Im Hintergrund wuchsen offenbar Obstbäume, die mit feinem Maschendraht eingezäunt waren. Da und dort arbeiteten Ubangibaner in grünen Schürzen. »Freiwillige Helfer«, erklärte Dr. Merrick, »die morgen die
Weitere Kostenlose Bücher