und der Herr der Loewen
Dr. Hopkirks Tochter haben Seelen, die verbunden sind wie mit chingwe - Stricken - oder mit dem, was Sie im Westen Schicksal nennen würden.
Und Kadi Hopkirk ist ihrerseits durch das Schicksal mit Mfumo Sammat verbunden wie mbale und mlongo - Bruder und Schwester. Er ist ein guter Mann - uyu ndi maka nde mkabvu - was in Ihrer Sprache bedeutet: Einer, der über sich selbst hinauswächst, aber ich sehe noch nicht, daß er König wird.«
Das war beunruhigend, und Mrs. Pollifax zog die Brauen zusammen.
Wieder setzte eine Pause ein, bis Scharma sagte: »In Ihrer Tasche tragen Sie Metall - eine Pistole? Das ist nicht gut, Sie haben bessere Waffen. Es wäre weise, sie sofort der Person zu geben, für die sie bestimmt ist. Oder Sie müssen sie wegwerfen.
Für Sie ist eine Schußwaffe wachibwuwa - ein Feind. Schlechte Medizin, Mißgeschick. Ich gebe Ihnen einen Talisman, um Sie vor diesem Bösen zu beschützen.« Sie wartete stumm.
Schließlich sagte er ruhig: »Es wird noch mehr Tote geben... Es ist nthende, eine Krankheit im Land. Erst wenn das Fieber seinen Höhepunkt überschritten hat, wird es Heilung geben und keine Krankheit mehr.«
Sie fragte unverblümt: »Wer hat Kadi überfallen?«
Nach einem letzten Blick auf die Kaurimuscheln sagte er, und blickte sie zum erstenmal direkt an: »Das ist alles.« Während sie zusah, sammelte er seine Muscheln behutsam wieder ein.
»Ich werde Ihnen einen Talisman geben«, wiederholte er. Er erhob sich geschmeidig, trat an eine hölzerne Schale, betrachtete ihren Inhalt und brachte Mrs. Pollifax eine Halskette, bestehend aus einer ledernen Schnur, an der Federn und Muscheln befestigt waren. »Tragen Sie das«, wies er sie an, »ihm wurde viel Kraft gegeben, das Unglück fernzuhalten.«
Mrs. Pollifax zögerte. Zu ihm aufblickend fragte sie: »Dürfte ich diesen Talisman Kadi geben? Oder haben Sie einen eigenen für sie?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Aber - warum nicht?« fragte sie stockend.
Sanft entgegnete er: »Weil Sie es sind, die Schutz braucht...
Jetzt muß ich mich ausruhen.« Sie nickte. Mit dem Talisman aus Muscheln und Federn und der Lederschnur um den Hals verließ sie Scharma. Er hatte ihr so viel gesagt und doch so wenig, und sie war nun beunruhigt und frustriert.
Kadi war noch im Krankenzimmer, aber sie saß angekleidet auf dem Bett und las Candide.
Sie blickte auf und sagte: »Dieser Dr. Pangloss ist wirklich ein komischer Kauz, findest du nicht auch? Übrigens, Sammy hat dich gesucht.«
»Mich?«
»Ja, er wollte dich fragen, ob du ihm im Tresorraum helfen kannst. Mich wollte Dr. Merrick nicht gehen lassen. Verstehst du etwas von dem wohl hauptsächlich in Ä mtern üblichen Ablagesystem? Ist es so was wie das Dewey-Dezimalsystem in den öffentlichen
Bibliotheken?«
»Nicht ganz«, antwortete Mrs. Pollifax trocken. »Aber warum ich? Ich kenne doch nicht einmal die Sprache!«
»Oh, er sagt, die meisten Dokumente sind auf englisch.«
Plötzlich lächelte Kadi. »Ich werde heute nachmittag aus der Haft entlassen. Meine Temperatur ist normal, mein Appetit zurück und meine Knie sind nicht mehr aus Gummi. Ich muß um sechzehn Uhr nur noch eine letzte Untersuchung über mich ergehen lassen.«
»Ich freue mich für dich. Und jetzt werde ich wohl mal nachsehen, was Sammat von mir will.«
Vor dem Tresorraum stand ein Soldat Posten mit Gewehr bei Fuß und strenger Miene. Als er Mrs. Pollifax kommen sah, öffnete er die Tür und rief: »Sie sein hier, Yanga mfumo. Die mzunga.«
»Oh, gut!« Sammat erschien einen Augenblick später und führte sie durch die Gittertür in den kühlen, dämmrigen Betontresor. »So viele Papiere liegen herum«, klagte er. »Ich versuc hte, sie zu sortieren, mit Joseph - ihm traue ich -, aber er versteht nicht, wie man das macht oder was wichtig sein könnte.«
Mrs. Pollifax sah, daß zwei Stühle hierhergebracht worden waren und zwei kleine hölzerne Tische, auf denen Stapel von Schriftstücken lagen. »Nehmen Sie den linken Tisch - ich wäre Ihnen wirklich für jede Hilfe dankbar.«
»Wonach suchen wir eigentlich?« fragte sie.
»Wenn ich das wüßte«, antwortete er kläglich. »Nach etwas, das wichtig genug ist, daß jemand es unbedingt in seinen Besitz, bringen will. Vielleicht nach einem Bericht, von dem Seiten fehlen...«
Er zuckte die Schultern. Mrs. Pollifax betrachtete eine Bestellung auf dem Papierstoß, den sie durchsehen sollte. »Wie interessant, aber bestimmt nicht wichtig. Das ist ein Bestellschein
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