… und der Preis ist dein Leben II - Ruf der anderen Seite (German Edition)

richtete sich Elizabeth an Worthing. „Haben Sie nun genug Hinweise, um ein Ritual für Daniels unerlöste Seele zu rechtfertigen?“
    „Auf jeden Fall, Miss Parker“, antwortete Worthing, noch immer völlig perplex.
    „Ich nehme an, das Ritual wird heute um Mitternacht stattfinden?“
    „Nun, eigentlich würde ich gerne noch weitere Tests mit der kleinen Prinzessin hier durchführen. Wenn sie Mr Mason tatsächlich heute Nachmittag gesehen hat, dann wirft das einige interessante Fragen, hinsichtlich meiner Forschungen auf ...“
    „Oh, aber Professor“, sagte Elizabeth schnell. „Ich denke, Sie verstehen, dass alle hier Anwesenden es sehr begrüßen würden, wenn sie das Ritual so schnell wie möglich durchführten.“
    „Nicht alle Anwesenden“, widersprach Daniel, ohne sie dabei anzusehen.
    „Elizabeth hat völlig recht“, kam Kim ihr zu Hilfe. „Je schneller, desto besser.“
    Worthing sah nachdenklich zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann blickte er bedauernd auf Jayne hinunter und zuckte mit den Achseln. „Nun gut. Ich kann verstehen, dass Ihnen viel daran liegt. Dann werde ich umgehend mit den Vorbereitungen beginnen.“
    „Danke“, sagte Kim sichtlich erleichtert. „Für Jayne ist es doch ungefährlich, oder? Und es wird auch sicher funktionieren?“
    „Meine liebe Mrs McDermont, es wird Ihrer Tochter ganz gewiss nicht schaden. Und es wird auf jeden Fall funktionieren.“
    „Professor“, meldete sich Elizabeth erneut. „Nur mal angenommen, rein theoretisch, meine ich … Was würde passieren, wenn Dannys Seele gar nicht an Jayne gebunden wäre, sondern an eine andere Person … oder Ort“, schob sie schnell hinterher. „Würde dieses Ritual trotzdem funktionieren?“
    „Nein“, schüttelte Worthing den Kopf. „Das Ritual löst gezielt die Bindung eines Geistes zum Objekt seiner Heimsuchung. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Miss Parker, die Messung mit der kleinen Prinzessin war mehr als eindeutig. Heute um Mitternacht wird Mr Mason seinen Frieden gefunden haben.“
     

-4-
     
    Vollgepackt mit etwa zwanzig Schallplatten in einem Pappkarton kam Elizabeth zur Straße hinunter. Sie hatte Kim dreihundert Pfund für die Platten geboten, doch Daniels Schwester hatte nichts davon hören wollen. Sie war über die Maßen dankbar, dass Elizabeth Worthing dazu gebracht hatte, Jayne zu testen und er nun bereit war, das ersehnte Ritual noch in dieser Nacht durchzuführen.
    Überschwänglich hatte sie sich von Elizabeth verabschiedet und versprochen, von der Zeremonie zu berichten.
    Daniel erwartete sie mit verschränkten Armen am Wagen. Grimmig und mit einem wütenden Glimmen in den Augen sah er ihr entgegen. „Soll ich schon mal anfangen, mich von dir zu verabschieden? Oder wäre es dir lieber, wenn ich einfach wortlos verschwinde?“
    „Kein Grund, gleich melodramatisch zu werden“, entgegnete Elizabeth leise, den schweren Karton auf den Gehweg abstellend. „Dir wird nichts passieren.“
    „Und das weißt du so genau, weil …?“ Daniel hatte die Hände sinken lassen und sich direkt vor ihr aufgebaut.
    Bevor Elizabeth ihm antwortete, sah sie prüfend die enge, leicht abfallende Seitenstraße hinauf und hinunter, um sicherzugehen, dass sich niemand in Hörweite befand. „Worthing hat bisher nichts unternommen, was das heute Morgen verursacht haben könnte. Bis jetzt hat er nur nach Hinweisen dafür gesucht, dass du tatsächlich noch hier bist.“
    „Nun, den Beweis dafür hat er ja jetzt. Dank dir.“
    „Danny“, sagte Elizabeth beschwichtigend. „Was auch immer das heute Morgen war, Worthing war es nicht. Er ist harmlos. Ein Spinner, das hast du doch selbst gesagt. Seine Regeln haben rein gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Wie wahrscheinlich ist es da, dass seine Rituale, die auf eben diesen Regeln beruhen, erfolgreich sind.“
    „Du warst diejenige, die den Spruch mit dem blinden Huhn brachte“, erinnerte sie Daniel mit hochgezogener Augenbraue.
    „Ja, ich weiß. Aber nachdem ich ihn heute beobachtet und ihm zugehört habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass keine Gefahr von ihm ausgeht. Er liegt einfach meilenweit daneben, mit allem, was er sagt und tut. Ehrlich, in diesem Mann steckt mehr heiße Luft, als in einem Fesselballon! Und du hast ihn doch gehört, sein famoses Ritual ist auf eine Bindung zwischen dir und Jayne ausgelegt und ansonsten völlig wirkungslos. Wenn es also, Wunder über Wunder, doch funktionieren sollte, geschieht dir trotzdem