… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)
zurückmachte.
Riley hatte es sich inzwischen auf dem Beifahrersitz bequem gemacht und das Radio eingeschaltet.
Auf dem Weg nach Richmond war Wood in Susans Kombi direkt hinter ihnen. Etwa eine Meile vor der Einfahrt zu Camley Hall hupte er, dann bog er in einen Feldweg ein, wo er auf sie warten, oder besser gesagt, für den Notfall bereit stehen würde.
Falls Hamilton wirklich Verdacht schöpfen und die Situation brenzlig werden sollte, genügte eine kurze Tastenkombination auf dem Handy, um Wood zu alarmieren. Allerdings war es Elizabeth nicht ganz klar, was genau er dann unternehmen wollte. Etwa als Ein-Mann-Armee das Gebäude stürmen?
Als Elizabeth Margery in der Auffahrt von Camley Hall abstellte, pochte ihr Puls so heftig in den Schläfen, dass sie fürchtete, er könnte ihren Schädel sprengen. Sie umklammerte das Lenkrad, bis ihre Knöchel weiß hervortraten, und betrachtete das Herrenhaus, das nicht anderes war, als das Nest einer hinterhältigen, arglistigen und nicht zu vergessen, gefährlichen Schlange.
„Los geht´s“, flüsterte Riley, dessen geweitete Augen ebenfalls auf das imposante Gebäude gerichtet waren.
Sie nickte dem Jungen zu, aufmunternd, wie sie hoffte, und holte tief Luft. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel stieg sie aus und ging mit Riley Richtung Haupteingang.
Doch der Junge wurde immer langsamer.
„Alles klar?“, fragte Elizabeth besorgt. Rileys Augen flackerten und huschten umher, als würde er nach etwas suchen. „Spürst du etwas … oder jemand?“
„Ich … ich weiß nicht, Bets. Es ist komisch …“
In diesem Moment wurde die Eingangstür geöffnet und George trat heraus, um sie willkommen zu heißen. Sie folgten ihm in einen hellen Salon mit Stuckdecke und lindgrünen Wänden. Im Kamin, über dem das Ölgemälde eines blonden jungen Mannes in der Armeeuniform des neunzehnten Jahrhunderts hing, loderte trotz der relativ warmen Temperaturen ein kleines Feuer.
Hamiltons Diener wies auf den eingedeckten Tisch mit sechs Polsterstühlen. „Sir Thomas wird jeden Moment bei Ihnen sein“, informierte er sie und zog sich dann mit einer angedeuteten Verbeugung zurück.
Sobald George aus der Tür war, wandte sich Elizabeth wieder Riley zu, der so nervös und fahrig wie ein Tier wirkte, das Gefahr gewittert hatte. „Was immer du spürst, du musst dich zusammenreißen! Entspann dich, blende es aus, was immer nötig ist, aber so kannst du Hamilton nicht unter die Augen treten.“
„Ich weiß, aber …“ Mit Daumen und Zeigefinger massierte er seine Stirn und schloss die Augen. „Es ist so merkwürdig, und eigentlich komplett unmöglich.“
„Geht es Ihrem jungen Freund nicht gut?“ Sir Thomas trat strahlend lächelnd in den Salon, wechselte seinen Gehstock in die linke Hand und reichte Elizabeth die rechte, die sie steif lächelnd ergriff. „Meine liebe Elizabeth, bezaubernd wie immer.“ Er trug eine Tweedhose und ein weißes, am Kragen geöffnetes Hemd. Sein volles, silbernes Haar war präzise gescheitelt.
„Sir Thomas“, sagte sie förmlich. „Darf ich Ihnen Riley O´Shea vorstellen?“
„Sehr erfreut, Riley.“ Der alte Mann musterte den hageren Jungen interessiert.
Riley hingegen war zur Salzsäule erstarrt und brachte kein Wort heraus.
„Ich fürchte, er hat einen Migräneanfall“, entschuldigte Elizabeth sein Verhalten. Gleichzeitig warf sie Riley einen flehentlichen Blick zu. „Könnte George ihm ein Glas Wasser bringen?“
Als hätte er nur auf sein Stichwort gewartet, kam George mit einer Karaffe voll Eiswasser herein und füllte die drei bereitstehenden Gläser. Eines reichte er sofort Riley, der es betrachtete, als wüsste er nicht, was er damit anfangen sollte. Schließlich nahm er es und stürzte das Wasser in einem Zug hinunter.
„Du bist also ein Pavee?“, richtete sich Sir Thomas wieder an den Jungen. „Und ein Freund von Daniel Mason? Wie ich hörte, habt ihr euch unter ziemlich dramatischen Umständen kennengelernt, was?“
„Ja, das ist richtig“, antwortete Riley heiser. Seine Augen flackerten noch immer, und seine Finger umschlossen das leere Glas so fest, dass Elizabeth fürchtete, es könnte jederzeit dem Druck nachgeben und zerspringen. „Und danach hat er mich regelmäßig mit zum Fußball genommen.“
„Ah. Wie nett von ihm.“ Hamiltons überhebliches Lächeln, das früher gutmütig und väterlich gewirkt hatte, empfand Elizabeth nun als übelkeitserregend. Er ließ sich auf einen Stuhl sinken.
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