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… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben III - Dunkle Bestimmung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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machte mich zu seinem Schüler. Er unterwies mich in den öffentlichen Zeremonien ebenso wie in den geheimen Ritualen. Anhand von Tieropferungen deuteten wir Kalis Willen, weissagten, wann der Zeitpunkt für einen neuen Raubzug gekommen war und ob er von Erfolg gekrönt sein würde. Und bei Vollmond brachten wir gemeinsam die Menschenopfer dar. Hunderte sind unter meiner Hand gestorben. Inder wie Briten. Vor Kali waren alle gleich.
    Acharya war es dann auch, der das Ritual der Wiederkehr das erste Mal an mir vollzog. Ich war an Cholera erkrankt und hätte vermutlich nur noch wenige Tage zu Leben gehabt. Doch Acharya sagte, Kali liebt mich, und mein Leben wöge mehr als das von neun guten Männern.
    So wechselte ich das erste Mal meine Gestalt.
    Das Ritual war aber noch roh, unausgegoren. Es fehlte nicht viel, und ich hätte mich nicht in dem neuen Körper halten können. Außerdem war es so kräftezehrend, dass es Monate dauerte, bis ich wieder ich selbst war. Ich konnte kaum denken, geschweige denn sprechen. Es war, als müsste ich alles von Neuem lernen. Einige Jahre später half ich dann meinem Lehrer bei seiner eigenen Wiederkehr, doch das Ritual misslang. Seine Seele konnte sich nicht in der neuen Hülle verankern.
    So wurde ich zum neuen Acharya.
    Es war um 1880, als ich mich entschied, Indien zu verlassen und nach England zurückzukehren, um die Bruderschaft auch in meiner Heimat zu etablieren. Außerdem machte ich es mir zur Aufgabe, das Ritual der Wiederkehr zu perfektionieren, denn mehr als alles andere fürchtete ich, das Schicksal meines alten Meisters zu teilen.
    Wenn ich also nicht in London gebraucht wurde, durchstreifte ich die Welt, immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen. Ich machte dabei durchaus Fortschritte, vor allem während meiner Zeit in Mittelamerika und in den Südstaaten der USA. Nirgends auf der Welt fand ich so inspirierende Einflüsse dunkler Magie.“ Er deutete ein Schulterzucken an. „Auch wenn ich mich mit den christlich geprägten Bräuchen im Voodoo, Hoodoo und der Santeria nie so richtig anfreunden konnte, dafür ist meine Verehrung für Kali zu sehr in mir verwurzelt.
    Dank meiner … Forschungsreisen verfügte ich bei meinen beiden vorherigen Reinkarnationen über das Wissen mächtiger Schwarzmagier und Priester, und bei meiner letzten Wiederkehr sogar über die legendäre Bhowanee-Dolche, die, wie Ihnen ja bekannt ist, im British Museum aufbewahrt worden waren. Und dennoch waren diese Reinkarnationen beinahe ebenso riskant und kräftezehrend wie die erste.“ Er strahlte Daniel an, als sei er die Lösung all seiner Probleme. „Aber nicht dieses Mal. Endlich ist das Ritual perfekt. Das Amulett wird dafür sorgen, dass ich mich problemlos in der neuen Hülle halten kann, und Sie, mein Junge, werden dafür sorgen, dass ich mich umgehend regenerieren und vor Kraft nur so strotzen werde.“
    „Sie geisteskranker Mistkerl!“, explodierte Elizabeth. Sie zog und zerrte an den Fesseln. „Wie können Sie Danny auslöschen, nur um ein paar Monate Regenerationszeit zu überspringen! Das steht doch in keinem Verhältnis! Das ist Wahnsinn! Dazu haben Sie kein Recht!“
    „Kein Recht?“, fragte Hamilton, als hätte er sich verhört. „Ich stehe in Kalis Gunst und erfülle ihren Willen. Es steht mir zu, mir zu nehmen, was immer ich brauche, um meine Aufgabe zu erfüllen.“
    „Sie glauben tatsächlich, dass Sie über allen anderen Menschen stehen, oder?“ Daniels Stimme war erstaunlich ruhig. Er sah Hamilton an, als betrachtete er ein ekliges, doch seltsam faszinierendes Insekt. „Was gelten schon neun Menschenleben, oder achtzehn, oder siebenundzwanzig? Was gelten hundert Leben? Was gilt meine Existenz, solange sie nur weiterleben können?“
    „Weiterleben, um die Tradition der Bruderschaft fortzuführen“, sagte Hamilton, als würde das den großen Unterschied ausmachen. „Einige Traditionen kann man getrost im Laufe der Zeit ablegen, denn sie erfüllen keinen Zweck. Nehmen wir zum Beispiel das vorherige Strangulieren der neun Opfer für das Ritual der Wiederkehr. Darauf verzichten wir nun, denn es erinnerte lediglich an die Wurzeln der Bruderschaft, hatte aber keinerlei Auswirkung auf das Ritual an sich und war deshalb unnötig riskant. Doch gewisse Traditionen müssen bewahrt werden, um das Gleichgewicht zu erhalten und die Ordnung zu wahren! Dazu bin ich auserwählt, daran besteht kein Zweifel. Warum sonst hätte ich es wohl schon dreimal geschafft mich in einem neuen

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