und der sizilianische Dieb
für diese Gasse. Und jetzt auf zur Villa Franca! Glauben Sie, Vica hat uns diesen Wagen nachgeschickt?«
»Was ich glaube«, sagte Mrs. Pollifax fest, »daß wir schleunigst dort oben untertauchen sollten. Wir ziehen unnötig Aufmerksamkeit auf uns, wenn wir uns irgendwo blicken lassen, und wir dürfen das Risiko nicht eingehen, daß uns jemand dorthin folgt.«
Etwa dreißig Minuten später bogen sie ohne weiteren Zwischenfall von der Schnellstraße ab auf die kurvenreiche, ungepflasterte Bergstraße zur Villa Franca.
5
Kate und Mrs. Pollifax trennten sich an der Haustür, Kate, um ihre Tante zu suchen, und Mrs. Pollifax, um nach Farrell zu sehen. Sie fand ihn im Garten und war bestürzt über die entmutigte Miene, die er machte. Er war, immer noch in seinem Malerkittel, auf einem Stuhl zusammengesunken, und als er sie bemerkte, sagte er mit kläglicher Stimme: »Da sind Sie ja wieder.«
Vorwurfsvoll entgegnete sie: »Die Sonne scheint, die Blumen duften, Ihr Fuß benötigt offenbar nur noch einen minimalen Verband, aber Sie machen ein Gesicht, als hätten Sie Ihren letzten Freund verloren.«
»Ich wollte, wir wären trotz allem in einem Hotel abgestiegen.
Es gefällt mir hier absolut nicht!« erklärte er mißgelaunt. »Und ich beklage nicht den Verlust meines letzten Freundes, sondern den meines klaren Verstands, nachdem ich ohne alle Zweifel gestern nacht etwas in meinem Zimmer gesehen habe, das, wie man mir heute morgen versicherte, nie dort gewesen war. Ich möchte auch nicht versäumen zu erwähnen, daß mich - nachdem Sie einfach weggefahren waren und mich im Stich gelassen haben eine Frau besuchte, die, wie man mir sagte, eine Hexe ist!«
»Wie interessant«, murmelte sie schmunzelnd. Er nickte und nahm seinen Fuß vom Hocker, damit sie sich setzen konnte.
»Sie werden nicht glauben, was sie auf meinen Knöchel schmierte! Ich rate Ihnen, Abstand zu halten, denn es stinkt pestilenzialisch. Und es sah aus wie eine Mischung aus Schlamm, grünem Zeug und Kuhfladen.«
»Und sie ist eine echte Hexe?«
Er nickte verzweifelt. »Aber die Behauptung, daß ich Halluzinationen hätte, beunruhigt mich viel mehr!«
»Warum erzählen Sie mir nicht alles?« forderte ihn Mrs. Pollifax auf. »Sie scheinen ja in den zwei Stunden, die wir weg waren, allerhand erlebt zu haben.«
»Niemand hat mir geglaubt!« brummelte er finster.
»Ich werde Ihnen glauben.«
Plötzlich grinste er. »Ja, Sie schon, Gott sei Dank.« Er richtete sich auf. »Also gut. Als ich gestern nacht wie eine vestalische Jungfrau mit der Petroleumlampe in mein Zimmer trat, sah ich diese unglaublich alte hellenische Vase auf dem Regal über der Kommode - ich meine tatsächlich alt, ehrwürdig, unverkennbar vom Alter verfärbt, aber trotzdem noch wunderbar in den Farben. Ich bin zwar kein Experte, was Tonwaren angeht, aber ich erkenne ein Museumsstück, wenn ich es sehe! Ehe ich sie genauer betrachten konnte, kam Peppino, um mir den Fuß zu verbinden. Nachdem er gegangen war, lag ich erschöpft auf dem Bett, starrte auf die Vase und wünschte mir die Energie, um aufzustehen und sie zu untersuchen - aber ich schlief ein.«
Mrs. Pollifax nickte verständnisvoll. »Kein Wunder. Sie waren sehr müde.«
»Als ich heute morgen aufwachte, war sie verschwunden, und statt dessen«, fuhr er verbittert fort, »stand eine billige, schreiende Imitation dort, wie man sie Touristen in Andenkenläden andreht. Dieselbe Größe, grelle Farben, keine Patina. Ich war ehrlich entrüstet. Ich suchte Franca und sagte ihr, daß ich die Vase im Zimmer zurückhaben wollte, daß ich so angetan von ihr gewesen war und sie mir gern genauer angesehen hätte. Sehr verständnisvoll versicherte sie mir, daß sich nie eine solche Vase in dem Zimmer befunden habe und mein Fieber mir etwas vorgegaukelt haben müsse. Aber ich sage Ihnen, Herzogin, ich habe sie wirklich gesehen, sie war da gewesen. Ich glaube, in diesem Haus gehen merkwürdige Dinge vor!«
»Nun, wenn es sogar eine Hexe gibt...«
»Eine Hexe kann ich irgendwie akzeptieren«, fuhr er auf, »aber nicht, daß man mir weismachen will, ich hätte nicht gesehen, was ich sah!«
»Das würde mir auch nicht gefallen«, pflichtete ihm Mrs. Pollifax bei. Doch da er sich höchstens noch mehr aufregte, wenn sie dieses Thema weiterverfolgten, wechselte sie es taktvoll. »Wie geht es Ihrem Knöchel?«
»Er tut nicht mehr weh«, gab er zu. »Ich habe gehört, Sie sind schon in aller Herrgottsfrühe aufgebrochen und haben
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