und der sizilianische Dieb
abgesandt, als die Morgenpost eine Ansichtskarte vom
Eiffelturm brachte. »Sie ist von Franca!« rief Mrs. Pollifax erfreut aus. Cyrus setzte seine Kaffeetasse ab und wartete. Liebe Emily,
Paris ist wundervoll. Wir kaufen nicht nur Bilder von vielversprechenden (und hungernden) Künstlern, Ambrose hat sich auch mit den United Nations wegen eines Zentrums für Waisen und Flüchtlinge aus dem Balkan in Verbindung gesetzt, das er finanzieren und organisieren will. Sie sind sogar eine noch bessere Hexe als Norina, liebe Mrs. P....
Alles Liebe, Franca.
»Ein überschwenglicher Augenblick.« Sie reichte Cyrus die Ansichtskarte.
Cyrus las sie und staunte. »Du warst nicht einmal eine Woche in Sizilien - und das ist auch geschehen?«
Mrs. Pollifax sagte bescheiden: »Es war eine sehr ereignisreiche Woche.«
»Und als nächstes«, sagte Cyrus trocken, »schreibt uns Aristoteles eine Karte, wie gut es
ihm geht, und daß er sich wünschte, wir wären bei ihm.«
Mrs. Pollifax lachte, und Cyrus wandte sich wieder seiner Zeitung zu, doch als er sie
umblätterte, fügte er hinzu: »Ich wünschte mir jedoch sehr, ich hätte einige von Francas
Werken sehen können - komisch, daß anscheinend niemand von ihr bisher gehört hat. Sie
müssen außergewöhnlich sein, wenn sie damit ein ganzes Dorf unterstützt hat!«
»Sie sind auch außergewöhnlich, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie ganz deinen
Geschmack träfen«, sagte sie wahrheitsgemäß und dachte, daß damit die letzte Klippe
umschifft war.
Bis zu ihrem Geburtstag zumindest, als Cyrus sie auf ein langes Wochenende nach New
York entführte, um ihn mit Theater, Kunstausstellungen, guten Filmen und dem Luxus zu
feiern, daß sie nicht zu kochen brauchte. Sie fand es ungemein erholsam, abgesehen von
dem einen Augenblick, als sie das Metropolitan Museum besuchten und der Führer in einen
Alkoven mit nur einem einzigen Gemälde deutete.
»Das ist der Frans Hals«, sagte er stolz. »Wir haben ihn erst vergangene Woche
aufgehängt, nachdem die Sachverständigen sich vier Jahre lang gestritten haben, ob er echt oder eine Fälschung ist. Jetzt ist es endlich geklärt. Sie sollten ihn sich ansehen, er ist eine beachtliche Entdeckung!«
»Frans Hals«, wiederholte sie. Plötzlich erinnerte sie sich an Farrells Worte: Dieses
niederländische Gemälde vor vier Jahren - ein Frans Hals, nicht wahr? Die
Sachverständigen streiten immer noch darüber, nicht wahr? Einige behaupten, es sei eine Fälschung, andere schwören auf seine Echtheit. Darf ich fragen...?
Und Franca, die ihnen anvertraut hatte: Ich markiere jedes meiner Gemälde mit einem winzigen Punkt in einer Ecke, damit ich sie in den Museen erkenne.
Ich will ihn mir nicht ansehen, dachte Mrs. Pollifax. Ich will es nicht wissen. »Wenn es dir nichts ausmacht, Cyrus, dann lieber nicht«, sagte sie. »Wir haben uns so viel angeschaut,
daß ich einfach nicht mehr kann. Und es ist noch nicht einmal Mittag! Ich bin am
Verhungern!«
Cyrus blickte sie amüsiert an. »Es ist erstaunlich, wie viele Gemälde heutzutage gefälscht werden, findest du nicht auch?«
Mit einem eigenartigen Lächeln - als wüßte er genau, weshalb sie sich den alten Meister
nicht anschauen wollte - sagte er: »Dann wollen wir auf den Frans Hals verzichten und lieber essen gehen.«
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