und der sizilianische Dieb
Einbrüche?«
Kate nickte bejahend. »Einbrecher, Banditen, ja. Franca ist jedoch entschlossen, in der Villa Franca zu wohnen. Aber sie hat auch die Leute auf ihrer Seite - durch ihren persönlichen Einsatz
für das Dorf unten am Fuß des Berges. Sie läßt das Eigentum in den Händen der Bewohner, obwohl sie das Dorf im Grund genommen bereits seit einer Reihe von Jahren unterhält.«
»Ein ganzes Dorf!« rief Mrs. Pollifax.
»Ja, und es war schön, die Veränderung mitzuerleben. Jetzt ist es eine richtige Gemeinschaft. Die Leute haben gut zu essen, sie arbeiten hart, sie sind motiviert, und weil sie Franca respektieren, beschützen sie sie.«
»Aber ist das nicht«, begann Mrs. Pollifax taktvoll, »oder vielmehr finden Sie nicht, daß das ein bißchen feudalistisch klingt?«
»Aber ein Großteil von Sizilien ist feudalistisch«, entgegnete Kate. »Genau das ist es, was Franca auf ihre Weise zu ändern versucht. Und was natürlich im Dorf am meisten zählt, ist die Tatsache, daß sie eine di Assaba ist.«
»Eine was?«
Kate lachte wieder. »Sie erbte den Grundbesitz und das Haus von ihrem Großvater, der hier gebürtig war. Als sie erfuhr, daß der ganze Besitz ihr gehörte, gab sie sofort ihre Stellung in New York auf - sie war in der Werbebranche und kam hierher, entschlossen, eine Möglichkeit zu finden, hier zu malen und zu bleiben. Das war vor fünfzehn Jahren. Sie sehen also, sie ist keine Außenseiterin, man hat sie akzeptiert, weil sie Halbsizilianerin ist. Ihre Mutter wie meine waren di Assabas, auch wenn sie in den Staaten aufs College gingen und Amerikaner heirateten. Was in Sizilien zählt, ist die Familie.«
Beeindruckt sagte Mrs. Pollifax: »Aber es muß doch sehr viel kosten, ein ganzes Dorf zu finanzieren! Hat ihr Großvater ihr auch ein entsprechendes Vermögen dazu vererbt?«
Kate überging diese Frage und deutete statt dessen zum Fenster hinaus. »Wir fahren gerade an Termini Imerese vorbei. Es gibt hier einige Ruinen, aber hauptsächlich hat die Stadt sich mit ihren Makkaroni einen Namen gemacht. Werden wir verfolgt?«
»Verfolgt? Oh«, murmelte Mrs. Pollifax, die noch nicht verdaut hatte, daß Franca ein ganzes Dorf unterstützte. »Nein - ja - ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, aber in einiger Entfernung hinter uns ist ein weißer Wagen.«
Kate nickte. »Behalten Sie ihn bitte im Auge, ja?«
Erleichtert erreichten sie ihr Ziel. Der weiße Wagen hatte sie nicht verfolgt, und Peppinos Wegbeschreibung hatte sich als richtig erwiesen. Um acht Uhr - eine unmögliche Stunde, fand Mrs. Pollifax, aber Kate ließ sich nicht aufhalten - fuhren sie durch das Tor von Vicas Anwesen und folgten der Zufahrt zu einer imposanten Villa, einem würfelförmigen Bau, dessen strenge Einfachheit jedoch vorn schöne schmiedeeiserne Balkongitter und einen Bogengang vergessen ließen.
»Viel Glück«, wünschte Kate und beugte sich hinüber, um die Beifahrertür zu öffnen.
»Hoffen wir, daß er ein Frühaufsteher ist«, sagte Mrs.
Pollifax. Sie schritt zur Haustür, langte nach dem Bronzekopf eines Löwen und zog an seiner Mähne. Nach wiederholtem Ziehen öffnete ein Mann in Schwarz mit ernstem Gesicht. Mrs.
Pollifax erklärte ihm, daß Mr. Farrell, den Mr. Vica kannte, sie geschickt hatte, und daß sie gern mit Mr. Vica sprechen würde.
Er ließ sie ein und ersuchte sie, in der hohen Eingangshalle mit Glasdecke und Marmorboden zu warten. Es war unmöglich, nicht beeindruckt zu sein, denn die Halle war voll Statuen und die Wände mit Gemälden und Gobelins behangen. Sie trat von einem Braque zu einem bezaubernden Matisse und fragte sich, ob es sich um Originale handelte.
Sie war gerade vor einem Modigliani angelangt, als eine Tür aufschwang und ein junger Mann im Straßenanzug atemlos eintrat, sich als Mr. Vicas Sekretär vorstellte und fragte, was er für sie tun könne.
Offenbar öffnete ihr Farrells Name Tor und Tür. Sie wurde durch ein riesiges Wohnzimmer zu einem Wintergarten am hinteren Ende geleitet. Hier frühstückte Mr. Vica an einem Tischchen inmitten von Kübelpflanzen und einer vielfältigen Blütenpracht.
Er erhob sich bei ihrem Eintritt, mit der Serviette in der Hand, und jeder musterte den anderen sichtlich interessiert. Mrs. Pollifax' erster Eindruck war, daß er wie ein Gauner in der Aufmachung eines Gentleman aussah. Er war stämmig, hatte dünne Strähnen pechschwarzen Haares - gefärbt, vermutete sie -, die er kunstvoll über der Stirn eines mit Falten durchzogenen blassen
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